21.4.24

Die Auch - Liesenblatwülst

Ich weiß nicht, ob es sich zum Zeitpunkt dieser Cassette noch um eine Band aus Hannover oder schon aus Bremen handelte. Wer diese Art von Musik mag sollte sich auch mal ILSE LAU, DIAMETRICS und IM GRUNDE GENOMMEN anhören.

Die Auch "Liesenblatwülst" (MC, .UR-Kult releases 048, 1997)
Bada Bada Mpa Mpa Mpa Bada Bada Mpa Mpa M / Nnbaden / Pubertät / Valentinstag / Schwoof / Talsperre //
Wand / Peter / 20 minuten / Orthopädisch I
Aufgenommen am 7. + 8.8.1996. Abgemischt und gemastered 12.96 bis 1.97. All dies mit Thomas Siebert in den Passierzettelstudios Hamburg unter Mithilfe von Yves Dos Santos. Dank an Go plus fürs Equipment und an Kante für die Unterbringung. ’Orthopädisch I’ live aufgenommen von Die Auch in der Galerie Herold, Bremen, 10.96. Mundharmonika: Eric Drooker.
DIE AUCH sind Frank – Gitarre, Lumpi – Bass/SK-8, Henning – Schlagzeug.
Kontakt: Henning Bosse, Bremer Str. 9, 28203 Bremen, Tel+Fax 0421/76815, e-mail: hbosse@zfn.uni-bremen.de
Alle Songs P & C 1994-96 DIE AUCH.
+
Die Auch: Sommer bleibt für immer (Silke Arp-Bricht Sampler93, 1993)
Die Auch: Einsame Männer (Silke Live '94, 1994)
Die Auch: Extrawurst (Silke Live '94, 1994)
Die Auch: Sportsfreund (Silke Arp-Bricht: Miniaturen, 1995)
(download)

19.4.24

Guitar Wolf/The Hawaiians, Lux 13.6.2022

Die Hawaiians beschreiben sich als Bubblegum Poppunk’n Roll-Trio, für mich klang es wie eine Mischung aus Ramones und Abstürzende Brieftauben. Eine dufte Partyband, von der man keine Schallplatte braucht. Die Band gibt es seit 20 Jahren.
Guitar Wolf gibt es dagegen fast doppelt so lange und sie sind oder er ist kein Kaugummi, sondern pures Nitroglycerin. Auch wenn an Bass und Schlagzeug neue unverbrauchte Kräfte kämpfen sieht man dem Wolf sein Alter nicht an. Bevor der Lärm beginnt werden erst mal 2 Flaschen Bier geext und vielleicht ist das das Geheimnis der ewigen Jugend von Guitar Wolf und seinem räudigen Rock’n’Roll.
Auf ein baldiges Wiedersehen in ca. 20 Jahren.

15.4.24

Gras


...gefunden im öffentlichen Bürgerschrank...

9.4.24

Musik mit Röntgenlicht retten

Forschende des PSI entwickeln eine Methode, um mit dem speziellen Röntgenlicht der Synchrotron Lichtquelle Schweiz SLS Aufnahmen auf hochwertigen historischen Tonbändern zerstörungsfrei zu digitalisieren – darunter auch Schätze aus dem Archiv des Montreux Jazzfestivals – so zum Beispiel eine seltene Aufnahme des «King of the Blues», B.B. King.

Link: https://idw-online.de/de/news831476

7.4.24

Bezirksrat Südtstadt-Bult Februar 2024

Ich nehme mal an, dass die Mitglieder des Bezirksrat Südstadt-Bult die Hannoversche Allgemeine Zeitung lesen. Dort erschien am 3. April ein Artikel mit dem Titel "Was Klimaschutz mit dem Geschlecht zu tun hat". Thema war die Theorie des Eco-Gender-Gap, die gesellschaftliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern wie "Männer fahren mehr Autos, essen häufiger Fleisch und interessieren sich weniger für Umweltschutz" beschreibt. Das ähnelt den Beobachtungen im Kapitel "Kann Schneeräumen sexistisch sein?" in dem Buch "Unsichtbare Frauen. Wie eine von Daten beherrschte Welt die Hälfte der Bevölkerung ignoriert" von Caroline Criado-Perez. Die Autorin dokumentiert, wie eine auf die Bedürfnisse von berufstätigen Männern ausgelegte Verkehrspolitik Frauen, die zumeist mit Haus- und Carearbeit beschäftigt sind, benachteiligt, weil Frauen ganz andere Bewegungsmuster haben. Ihre Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad zum Einkaufen und zwecks Betreuung von Kindern und Verwandten sind andere als die Wege der Männer zu ihren Arbeitsplätzen (ja, es gibt auch öffentliche Verkehrsmittel, aber deren Planung richtet sich auch eher nach den Interessen von Männern). Es wäre somit nicht abwegig, eine Politik, die sich schützend vor das Auto stellt indem sie um des Erhalts von Parkplätzen willens Fahrradstraßen abschaffen möchte, als frauenfeindlich zu bezeichnen.
Ich behaupte nicht, dass dies ein bewusstes Handeln ist (wie ja Männer/weiße Menschen offenbar nie bewusst handeln, weil sie nicht wahrnehmen, dass es auch andere Blickwinkel auf Welt und Gesellschaft geben könnte), aber können wir uns heute noch das Fortführen von Traditionen, geprägt von früheren Politikergenerationen (gendern nicht erforderlich), erlauben? Gustav Mahler soll einmal gesagt haben: "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Soll heißen Tradition ist nur eine Ausrede dafür, über das eigene Handeln nicht nachzudenken, und Fehler/Irrtümer stetig zu wiederholen. Aber Bequemlichkeit ist nicht die Aufgabe von Politiker*innen, sondern gesellschaftliche Entwicklungen zu erkennen und zum Wohle aller Bürger*innen, also von Männern UND Frauen (und Anderen) Maßnahmen zu ergreifen. Wir wissen doch alle, dass Autos ein ökologisches Problem sind, aber wir sind (noch) nicht bereit, auf ihre Bequemlichkeit zu verzichten – zum Nachteil zukünftiger Generationen. Selbst die AfD weiß das (so ignorant können ihre Vertreter*innen in den Parlamenten gar nicht sein, sonst wären sie gar nicht in der Lage, dort ihre Spielchen zu treiben), auch wenn sie es leugnen, um verunsicherte und um ihren Wohlstand fürchtende Wähler*innen einzufangen. Andere Politiker*innen sind oft zu feige, dem kleinen Mann auf der Straße (und der kleinen Frau in der Küche) die Notwendigkeit gesellschaftlicher Anpassungen zu erklären, bzw. vor den möglichen Folgen von Nichthandeln zu warnen ("alternativlos" ist keine Erklärung, es gibt immer eine Alternative, die Frage ist aber stets, ob jemand bereit ist, die Folgen einer Alternative zu akzeptieren), die AfD bestreitet einfach die Notwendigkeit von Anpassungen und behauptet, eine Rückkehr in eine "gute" alte Zeit sei möglich.

Das Thema Fahrradstraßen in Südstadt-Bult ist zwar erst mal durch, aber die Diskussion um das Innenstadtkonzept von OB Belit Onay und hier zuletzt um die Parkplätze am Köbelinger Markt zeigen, dass frauenfeindliche Politik noch immer in den Köpfen von SPD, CDU und FDP steckt. Dem widerspricht nicht, dass es in der Februar-Sitzung des Bezirksrats (und auch im Stadtrat) heftige Kritik an den Sparplänen der Stadt gab, die die Schließung der Kinder- und Jugendbibliothek in der Südstadt vorsehen. Die Argumente, die gegen die Schließung der Kinder- und Jugendbibliothek sprechen, sind offensichtlich (die Alternative ist nicht ebenerdig zugänglich, sondern nur über eine Treppe und einen Fahrstuhl, in den kein Kinderwagen passt, die Fläche ist kleiner und sie liegt auf der anderen Seite einer Hauptverkehrsstraße). Das einzige Argument für die Schließung wären die eingesparten Mietkosten. Nicht dass die Stadt sich nicht für Kinder einsetzt, aber offenbar hat sie Angst, das andere Sparvorschläge (höhere Parkgebühren und ähnliches) mehr Widerstand hervorrufen. Bei Kindern sparen ist bequemer als bei Erwachsenen, obwohl diese mit ihrem Einkommen ihre Freizeitaktivitäten durchaus selbst bezahlen können und keine diesbezüglichen freiwilligen Leistungen der Kommune brauchen (aber vielleicht haben sie andere Interessen als die Projekte, mit denen sich Politiker*innen gerne schmücken und die Kulturschaffende für unentbehrlich halten (deutsche Leitkultur und so).

Was sonst noch so zu berichten? Das Ausscheiden von Bezirksratsmitgliedern und die Verpflichtung ihrer Nachfolger*innen hört nicht auf. Und am 15. Juni gibt es einen Sommerempfang an Stelle der bisherigen Neujahrsempfänge. Die Planungen für das Maschseefest drohen ebenfalls am Horizont.

Nachtrag: Wie ich gerade sehe gibt es in der kommenden April-Sitzung einen grünen Antrag, die Aufhebung der Fahrradstraßen rückgängig zumachen. Ich befürchte, der Antrag wird ohne große Diskussion keine Mehrheit finden. Ich fände es besser, wenn der Antrag in die Fraktionen gezogen wird und SPD, CDU und FDP sich mal zum Thema geschlechtergerechte Verkehrspolitik (siehe oben) kundig machen.

Sitzungsunterlagen | Protokoll

5.4.24

Weiße Weste mit Flecken

Dave Grohl und seine Foo Fighters gelten als eine der sympathischen Rockbands aller Zeiten. Eine Kapelle ohne Skandale, immer zu guten Taten bereit und ohne Rock’n’Roll-Lifestyle. Ist das überhaupt eine echte Rockband? Selbst der Tod ihres Schlagzeugers an einer Medikamentenüberdosis (in der Tradition von Tom Petty und Prince) löste nur Mitgefühle aus. Gibt es denn keine Flecken auf dieser weißen Weste?

Am 14. Januar 2000 spielten die Foo Fighters im Palace in Los Angeles ein Benefizkonzert für Christine Maggiore und ihre Organisation "Alive & Well Aids Alternatives". Maggiore hatte ein Buch veröffentlicht mit dem Titel "What If Everything You Thought You Knew About Aids Was Wrong?". 1992 wurde bei ihr Aids diagnostiziert, aber da sie nicht Teil einer der bekannten Risikogruppen war fand sie keine Hilfe. Eine Ärztin empfahl ihr Vitaminkuren, Aids sei also gar nicht so schlimm, sondern werde von Gesundheitsbehörden und Pharmafirmen dramatisiert, um staatliche Gelder zu kassieren (die große Pharma-Verschwörung). Doch Aids und das HIV-Virus sind real, 2005 starb ihre Tochter Eliza Jane im Alter von 3 Jahren, 2008 die Aids-Leugnerin selbst am HIV-Virus. Foo Fighters haben sich bis heute nicht für die Unterstützung einer Aids-Leugnerin entschuldig, aber offenbar daraus für den Umgang mit Covid 19 gelernt./

Siehe auch 48hills.org/2021/05/opinion-aids-denialism-in-the-rock-and-roll-hall-of-fame

29.2.24

Live-Musik löst viel stärkere Emotionen aus als gestreamte

Wie beeinflusst live gespielte Musik das Emotionszentrum im Gehirn? Das Fazit einer UZH-Studie: Live-Konzerte berühren die Menschen emotional stärker als Musik ab Tonträger. Sie verbinden die Musiker mit ihrem Publikum - was vielleicht auch evolutionär bedingt ist.
Link: https://idw-online.de/de/news829271

25.2.24

Kein Mitleid

Ich bin schwarz ich bin weiß
habt doch mitleid mit mir
ich bin mann ich bin frau
habt doch mitleid mit mir
ich bin schwul ich bin straight
habt doch mitleid mit mir
ich bin trans ich bin cis
habt doch mitleid mit mir

keine täter nur noch opfer
keine täter nur noch opfer
keine täter nur noch opfer
keine täter nur noch opfer

ich bin jude ich bin christ
habt doch mitleid mit mir
ich bin moslem atheist
habt doch mitleid mit mir
ich bin nazi kommunist
habt doch mitleid mit mir
ich bin deutscher bin rassist
habt doch mitleid mit mir

keine täter nur noch opfer
keine täter nur noch opfer
keine täter nur noch opfer
keine täter nur noch opfer

ich bin habeck ich bin lindner
habt doch mitleid mit mir
ich bin höcke wagenknecht
habt doch mitleid mit mir
ich bin putin ich bin trump
habt doch mitleid mit mir
ich bin satan ich bin gott
habt doch mitleid mit mir

keine täter nur noch opfer
keine täter nur noch opfer
keine täter nur noch opfer
keine täter nur noch opfer

21.2.24

Blue Angel

...gefunden im öffentlichen Bürgerschrank...

19.2.24

Glückliches Paar

...gefunden im öffentlichen Bürgerschrank...

17.2.24

Ramadan 2024

Liebe Kinder, die Türchen dürft ihr zwischen dem 10.3. und 9.4. erst nach Sonnenuntergang öffnen :-)

15.2.24

Von Hundert Auf Null

Noch ein Cassetten-Sampler aus Hannover, vermutlich mit wenigen Beteiligten unter vielfachen Identitäten.

Von Hundert Auf Null
Die IH-Ties: Deutsche Kühle / Von Hundert Auf Null Teil 1 / Die Tanzenden Hippies: Ich Geh' In Die Stadt / Von Hundert Auf Null Teil 2 / W.OM: Ewiger Lakai / Von Hundert Auf Null Teil 3 / Ida Verlaine: Noch Nicht Zu Spät / Von Hundert Auf Null Teil 4 / Die IH-Ties: Amazonen Leben Länger / Männer Auf Riskanter Tour: Heijo Heijo / Die Anderen: Faule Eier / Von Hundert Auf Null Teil 5 / Konzentrierte Unaufmerksamkeit: L'Amour Grise / Von Hundert Auf Null Teil 6 / Kellergeister: Selbsteinsicht Für Dich / Von Hundert Auf Null Teil 7 / ??? (Die Drei Fragezeichen): Empathie //
Zeno: Kriminalhörspiel / Von Hundert Auf Null Teil 8 / SKF: Der Schönste Platz / Von Hundert Auf Null Teil 9 / Männer Auf Riskanter Tour: 5 Minuten Deutschlandterrine / Forschungsgruppe Linser: Back To The Roots / Von Hundert Auf Null Teil 10 / Santo: 50:50 / Oliht & Co.: Klopfer Für Döhl / Data: Ich Bin Entwickler / Von Hundert Auf Null Teil 11 / Der Kaisers Neue Kleider: Drathbügel (Live) / Von Hundert Auf Null Teil 12 / Zeno & Oliht: Dina

MC C-60, 1983, BB Tapes BB T 04 (download)

13.2.24

Von Mir Aus...

Ich habe das Buch "Wie der Punk nach Hannover kam" gerade verliehen, weshalb ich nicht nachsehen kann, ob Emilio Winschetti tatsächlich schreibt, dass seine Cassetten-Produktion "Von mir aus..." von 1984 in meinem Blog zu finden sei. Tatsächlich habe ich die Cassette bisher noch nicht gebloggt, was ich aber hiermit nachholehn möchte.

Von Mir Aus...
Padeluun & Rena Tangens: Blut Im Mund / Trip: Teenage Dope Slaves / The Trashbirds: Coloured Sickness / Distortion: Oh, Mensch, Gib Acht / Kastrierte Philosophen: Decadent Café / Crazy Baby Doc: Oh Janin / Angelika Maiworm: Verrat, Verrat Hält Die Welt In Schwung / Alice Dee: Call Of War / Exit Out: Mrs. Rye / Mint: Hundred Red Roses / Stechen Im Linken Kopf: Bubbling Brain Cells / Deaf, Dumb And Blind Boys Plus Girl With Car: Best Wished From Anna / Karin Kettling & Ulrich Sperl: Vexations - 1 Von 840 //
Misch De Luxe & Null-Läufer: Ridiculous / Surplus Stock: Voo Doo / Inkognitos: A Day Like This / The Stunts: Klar Und Wahr / Danufri Oder Was? Orkäster: Watching Movie / Norma: Latin Lover / Die Messegäste: Die Hände Sind Ein Vielzweckinstrument / Chinese Twins: Pin Ups / Fortschreitende Angstzustände: Red Ballons / The Beauty Contest: City Lights / Beatklub: Sag Nicht Nein / Madame Scandalös & The 101 Years: I Make A Deal / Perkussion & Elektronik: Percussion Impressions Vol. 1

MC C-84, 1984, Donac Recordings DON-01-12/84/Outatune (download)

11.2.24

Strike Laurie Anderson

Laurie Anderson hat erklärt, das Angebot der Folkwang Universität der Künste in Essen für eine Gastprofessur nicht anzunehmen. Hintergrund ist, dass Anderson 2021 den "A Letter Against Apartheid" unterzeichnet hat, in welchem Regierungen aufgefordert werden, Handels-, ökonomische und kulturelle Beziehungen zu Israel zu beenden, sowie Künstler*innen den Kampf der Palästinenser*innen um Dekolonialisierung zu unterstützen. Auf eine Diskussion, inwieweit unter diesen Voraussetzungen die Gastprofessur weiterhin möglich sei, wollte sich Anderson, die übrigens mit dem 2013 verstorbenen Lou Reed (der zuletzt 2008 zusammen mit Anderson in Tel Aviv aufgetreten war und auch sonst häufiger Israel besuchte – wir wissen nicht, wie sich Reed zu den Entwicklungen im Nahen Osten in den letzten 10 Jahren positioniert hätte, ein Freund von Hamas wäre er bestimmt nicht gewesen, aber ob er der israelischen Regierungspolitik zugestimmt hätte?) verheiratet war, nicht einlassen. Vielmehr lehnt sie die Frage, ob sich ihre politische Einstellung seit der Unterschrift von 2021 geändert habe, ab. Das heißt, sie weigert sich zu reflektieren, ob sie in der Lage ist im Rahmen der Gastprofessur israelischen und jüdischen Studierenden, aber auch allen anderen, die ganz oder teilweise nicht mit dem "A Letter Against Apartheid" übereinstimmen, unbefangen gegenüberzutreten und auch dies den Studierenden gegenüber zu vermitteln (was umso unverständlicher ist, weil Anderson noch im August letzten Jahres zusammen mit John Zorn aufgetreten ist – offenbar ist es ihr sehr wohl möglich zwischen Menschen und Regierungen zu unterscheiden – andererseits weiß ich auch nicht, wie sich Zorn selbst positioniert). In der Regel sind Meinungsverschiedenheiten kein Grund an den Fähigkeiten einer Lehrkraft zu zweifeln, weshalb die FUdK auch nicht das Angebot auf die Gastprofessur zurückgezogen, sondern um eine Diskussion gebeten hat. Es gibt aber Meinungsverschiedenheiten, die die menschliche Existenz essenziell berühren und daher den Umgang untereinander unmöglich machen. Sich hinter einem Blatt Papier zu verstecken (dem "A Letter Against Apartheid") anstatt die differenzierte Diskussion zu suchen, das ist Freund-Feind-Denken aus dem Neandertal.

Da der "A Letter Against Apartheid" nicht auf Deutsch verfügbar ist hier eine Übersetzung mit Hilfe von DeepL. Das Dokument stammt vom 26.5.2021, also lange vor dem Überfall der Hamas auf Israel am 7.10.2023. Roger Waters und Brian Eno haben ebenfalls unterschrieben:

Palästinenser werden von israelischen Soldaten und bewaffneten israelischen Zivilisten, die durch die Straßen von Jerusalem, Lydda, Haifa, Jaffa und anderen Städten ziehen und "Tod den Arabern" skandieren, ungestraft angegriffen und getötet. In den letzten zwei Wochen kam es bereits zu mehreren Lynchmorden an unbewaffneten und schutzlosen Palästinensern. Familien im Jerusalemer Stadtteil Sheikh Jarrah sind weiterhin von ethnischer Säuberung und Vertreibung aus ihren Häusern betroffen. Diese Akte des Mordes, der Einschüchterung und der gewaltsamen Enteignung werden von der israelischen Regierung und Polizei geschützt, wenn nicht sogar aktiv gefördert.

Im Mai dieses Jahres verübte die israelische Regierung ein weiteres Massaker in Gaza, indem sie wahllos und unerbittlich Palästinenser in ihren Häusern, Büros, Krankenhäusern und auf der Straße bombardierte. Die Bombardierung des Gazastreifens ist Teil eines absichtlichen und sich wiederholenden Musters, bei dem ganze Familien getötet und die lokale Infrastruktur zerstört werden. Dadurch werden die ohnehin schon unerträglichen Bedingungen an einem der am dichtesten besiedelten Orte der Erde, der trotz des vorübergehenden Waffenstillstands weiterhin militärisch belagert wird, noch weiter verschärft. Der Gazastreifen ist kein separates Land: Wir sind ein Volk, das durch die Architektur des israelischen Staates gewaltsam getrennt wird.

Es ist falsch und irreführend, dies als einen Krieg zwischen zwei gleichberechtigten Seiten darzustellen. Israel ist die kolonisierende Macht. Palästina ist kolonisiert. Das ist kein Konflikt: das ist Apartheid.

Angesichts der gestiegenen Lebensgefahr in den letzten zwei Wochen schließen sich die Palästinenser erneut zusammen. In Palästina und auf der ganzen Welt gehen unzählige Menschen auf die Straße, organisieren sich in den sozialen Medien, verteidigen ihre Häuser, schützen sich gegenseitig und fordern ein Ende von ethnischer Säuberung, Apartheid, Diskriminierung und Enteignung. Seit An-Nakba, dem Beginn der israelischen Siedlerkolonialherrschaft im Jahr 1948, wurde unseren Gemeinschaften systematisch das Recht auf Rückkehr verweigert und sie wurden gewaltsam zersplittert und ausgelöscht, und dieses jüngste Zusammentreffen hat uns inmitten der Wut und Trauer der vergangenen zwei Wochen die dringend benötigte Zuversicht gegeben. Wir fangen an, trotz all der Geschehnisse, trotz der jahrelangen Entmenschlichung, etwas Hoffnung zu verspüren.

Endlich hat die Welt begonnen, das israelische System beim Namen zu nennen. Anfang dieses Jahres folgte die israelische Menschenrechtsorganisation B'Tselem dem Beispiel der jahrzehntelangen intellektuellen und juristischen Arbeit der Palästinenser, indem sie aufzeigte, dass es keine Trennung zwischen dem israelischen Staat und seiner militärischen Besatzung gibt: Beide bilden ein einziges Apartheidsystem. Human Rights Watch wiederum veröffentlichte einen ausführlichen Bericht, in dem Israel der "Verbrechen gegen die Menschlichkeit, der Apartheid und der Verfolgung" beschuldigt wird.

Wir, die unterzeichnenden palästinensischen Künstler, Schriftsteller und unsere aufgeführten Verbündeten in der Kunst, bitten Sie, sich uns anzuschließen. Bitte lassen Sie diesen Moment nicht verstreichen. Wenn die palästinensischen Stimmen wieder zum Schweigen gebracht werden, kann es Generationen dauern, bis eine neue Chance für Freiheit und Gerechtigkeit entsteht. Wir bitten Sie, sich uns jetzt, in dieser kritischen Phase, anzuschließen und Ihre Unterstützung für die Befreiung Palästinas zu zeigen.

Wir fordern eine sofortige und bedingungslose Einstellung der israelischen Gewalt gegen Palästinenser. Wir fordern ein Ende der Unterstützung Israels und seines Militärs durch die Weltmächte, insbesondere durch die Vereinigten Staaten, die Israel derzeit jährlich 3,8 Milliarden Dollar ohne Bedingungen zur Verfügung stellen. Wir bitten alle Menschen, die ein Gewissen haben, ihren Einfluss geltend zu machen, um zum Abbau des Apartheidregimes unserer Zeit beizutragen. Wir fordern die Regierungen, die dieses Verbrechen gegen die Menschlichkeit ermöglichen, auf, Sanktionen zu verhängen, die Hebel der internationalen Rechenschaftspflicht in Bewegung zu setzen und die Handels-, Wirtschafts- und Kulturbeziehungen zu kappen. Wir rufen Aktivisten und insbesondere unsere Kollegen aus dem Kunstbereich auf, sich in ihren Institutionen und an ihren Orten dafür einzusetzen, den palästinensischen Kampf für die Entkolonialisierung nach Kräften zu unterstützen. Die israelische Apartheid wird durch internationale Komplizenschaft aufrechterhalten, und es liegt in unserer gemeinsamen Verantwortung, diesen Schaden zu beheben.

Wir haben gesehen, wie Regierungen in Europa und darüber hinaus in letzter Zeit eine Politik der offenen Zensur eingeführt und eine Kultur der Selbstzensur gegenüber der Palästina-Solidarität gefördert haben. Es ist zynisch, legitime Kritik am Staat Israel und seiner Politik gegenüber den Palästinensern mit Antisemitismus zu verwechseln. Rassismus, einschließlich Antisemitismus, und alle Formen des Hasses sind abscheulich und im palästinensischen Kampf nicht willkommen. Es ist an der Zeit, sich gegen diese Taktiken der Unterdrückung zu wehren und sie zu überwinden. Millionen von Menschen auf der ganzen Welt sehen in den Palästinensern einen Mikrokosmos ihrer eigenen Unterdrückung und ihrer Hoffnungen, und Verbündete wie Black Lives Matter und Jewish Voice for Peace sowie Aktivisten für die Rechte indigener Völker, Feministinnen und Queers, neben vielen anderen, sprechen sich zunehmend für ihre Unterstützung aus.

Wir bitten Sie, mutig zu sein. Wir bitten Sie, sich zu melden, Ihre Stimme zu erheben und öffentlich klar Stellung zu beziehen gegen diese anhaltende Ungerechtigkeit in Palästina.

Die Apartheid muss beseitigt werden. Niemand ist frei, solange wir nicht alle frei sind.

16.1.24

E.A. Wehmer R.I.P.

Gestern abend erreichte mich die Nachricht, dass Ernst-August Wehmer gestorben ist.
E.A. war bekanntermaßen der Sänger von ROTZKOTZ, der vermutlich ersten Punkband von Hannover. Weniger bekannt ist, dass er 1983-85 Sänger von BEATKLUB war, der angeblichen New Wave-Supergruppe aus Hannover (bestehend aus Mitgliedern von DER MODERNE MAN, ROTZKOTZ und BÄRCHEN UND DIE MILCHBUBIS), die es auf ca. 5 Auftritte und 2 Studio-Sessions brachte. Die geplante LP wurde von Alfred Hilsberg auf eine Mini-LP zusammengestrichen und ist die letzte Veröffentlichung auf ZickZack vor dem Crash, weshalb sie umgehend in den Ramschkisten des Eigenstein-Vertriebs landete.
Ich traf E.A. das letzte Mal im Herbst 2019 auf der letzten Plattenbörse vor Beginn der Covid 19-Pandemie, wo er auf der Suche nach DVDs von Paul McCartney war. Klar, er war 10 Jahre älter als ich und überredete mich damals, Rhythmusgitarre bei den WAS NUN-ALLSTARS zu spielen, wo ich viele 60ies-Klassiker kennenlernte. E.A. spielte dort Schlagzeug, falls ich mich richtig erinnere, was er auch bei TINY TRASH UND DIE NEUE WELT und CÄPT'N MIEBO + DIE WELLENBRECHER tat. Ich fragte ihn, ob er zu dem kommenden Auftritt von DER MODERNE MAN im Cafe Glocksee kommen wolle und er wollte es sich überlegen. Er kam nicht.
Ernie, Ruhe in Frieden.
Foto 30.10.1983 in den MINT-Studios, Fotograf unbekannt