31.10.14

Stellungnahme zur „Resolution zur Archivierung und Sekundärnutzung von Daten der Sektionen für Biografieforschung und für Methoden der Qualitativen Sozialforschung der DGS“

1) Wissenschaftliche Befunde müssen der Replikation bzw. Reproduktion zugänglich sein, um mögliche Fehlerquellen ausschließen zu können. Ist dies nicht möglich, weil z.B. die Ursprungsdaten eines Befundes nicht verfügbar sind, so ist der Befund als unwissenschaftlich abzulehnen. Die gegenteilige Ansicht öffnet der Möglichkeit des wissenschaftlichen Betrugs Tür und Tor.
2) Die Überlassung von Datensätzen auch der qualitativen Sozial- und Biografieforschung an ein Datenarchiv ist notwendiger Nachweis gegenüber den Auftrag- und Geldgebern, dass wissenschaftlich korrekt gearbeitet wurde. Die Förderungswürdigkeit eines Projekts kann nicht unabhängig von der Frage des Verbleibs der im Rahmen des Projekts anfallenden Daten entschieden werden.
3) Die Erhebung personenbezogener Daten setzt die vollständig informierte Zustimmung der Betroffenen über alle erhobenen Daten und den Zweck der Datenerhebung voraus. Ein Widerruf der Zustimmung schließt die wissenschaftliche Nutzung der erhobenen Daten aus, es sei denn der wissenschaftliche Zweck ist auf andere Art nicht zu erreichen (§20 Abs.7 Nr.1 Bundesdatenschutzgesetz).
4) Bei der Erhebung von personenbezogenen Daten ist der Grundsatz der Datensparsamkeit (§3a BDSG) zu beachten.
5) Die Erhebung personenbezogener Daten ist keine persönliche geistige Schöpfung und damit nicht urheberechtsfähig. Die Nutzung von erhobenen Daten ist nicht von der Zustimmung der beobachtenden/protokollierenden Personen abhängig.
5) Die Anonymisierung personenbezogener Daten hat zum Ziel, das eine Identifikation der betroffenen Person nicht oder nur mit unverhältnismäßigen Aufwand möglich ist und zwar nicht nur aus den erhobenen Daten, sondern auch nicht durch Verknüpfung der erhobenen Daten mit anderen Datenquellen. Die Methode der Anonymisierung ist die Aggregation spezieller Informationen zu allgemeinen Informationen, nicht jedoch die Verfälschung von Daten.
6) Um Replikation bzw. Reproduktion von wissenschaftlichen Ergebnissen zu ermöglichen ist eine möglichst vollständige Dokumentation aller erhobenen Daten und angewendeten Methoden erforderlich.
7) Die Anonymisierung personenbezogener Daten zur wissenschaftliche Zweitnutzung ist gesetzliche Pflicht (§40 Abs.2 Bundesdatenschutzgesetz) und damit notwendiger und damit auch von den Geldgebern zu finanzierender Bestandteil wissenschaftlicher Forschung. Die gesetzlichen Möglichkeiten (§40 Abs.3 BDSG) zur Nutzung nicht anonymisierter Daten sind dabei zu wahren. Forschungsdatenzentren sind daher gehalten, nicht anonymisierte Originaldaten für diese Gesetzesoption vorrätig zu halten.
8) Die inhaltliche Beschränkung der Nachnutzung anonymisierter Daten ist ein Verstoß gegen die grundgesetzlich garantierte Forschungsfreiheit und damit eine Verletzung forschungsethischer Grundsätze.

Verfasst am 27.10.2014

30.10.14

Malaria vs. Ebola

In 2012 gab es zwischen 135.000.000 und 287.000.000 Malaria-Kranke und zwischen 473.000 und 789.000 Todesfälle weltweit, davon 90% in den Ländern südlich der Sahara. 2012 starben geschätzt 482.000 Kinder unter 5 Jahren an Malaria, das waren 1.300 Kinder jeden Tag, also fast jede Minute 1 Kind. (Quelle: WHO). Nach Angaben der WHO ist es 2013 gelungen, die Sterberate zu halbieren. Das macht immer noch mindestens 250.000 Malaria-Todesfälle für 2013.
Ebola-Tote in 2014 bisher laut Wikipedia 4.900 (Stand 27. Oktober 2014)
Das macht ein Verhältnis von 1:50. Aber wer interssiert sich schon für Malaria...
Zum Ansehen: Africa Live - The Roll Back Malaria Concert von 2005 (damals starben noch 3.000 Kinder täglich an Malaria)

29.10.14

Punk - Kulturelle Aneignung einer Jugendbewegung durch Enteignung


Eigentlich wollte ich an dieser Stelle eine längere Rezension des Vortrags von Hollow Skai schreiben, Dafür dass der Vortrag an der Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (früher hieß eine solche Einrichtung einfach nur Fachhochschule) Hildesheim/Holzminden/Göttingen stattfand konzentrierte sich der Vortragende (der in Udo Lindenberg-Manier sein Hut aufbehielt) allein auf die optischen Aspekte von Punk und die Übernahme der Formensprache von Punk in die Modewelt. Während es m.E. wichtig ist Punk jeweils lokal/national zu betrachten, weil Punk in England hat andere Ursachen und Entwicklungen genommen als in Deutschland oder den USA, ganz zu schweigen von Indonesien oder Myanmar. kann es aber nicht geleugnet werden, dass es das optische Image von Punk war, dass die weltweite Verbreitung förderte. Aus den gleichen Gründen ist von vergleichbaren kulturellen Bewegungen Dada wesentlich bekannter als etwa Situationismus oder Fluxus. Hinzu kommt, dass Punk nicht nur eine künstlerische, sondern auch eine soziale/jugendkulturelle Bewegung war und sich somit auf einen wesentlich größeren Kreis von Beteiligten stützen konnte. Dabei müssen aber auch immer die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zum jeweiligen Zeitpunkt mitbetrachtet werden wie z.B. des versteinerte gesellschaftliche Klima in Deutschland zum Ende der 1970er Jahre samt "deutschem Herbst" - ein Grund, weshalb wer sich heute als Rebell bezeichnet eigentlich ein Witzfigur ist, denn jeder Aufstand wird ja heute sofort umarmt und absorbiert. Ich hatte vor längerer Zeit die Idee, dass Punk ein Wendepunkt in der Geschichte der Jugendbewegungen gewesen sein könnte, aber irgendwie ist mir die Begründung dahinter entfallen (vielleicht sollte ich noch mal was von Diedrich Diedrichsen lesen und mir nebenher Notizen machen?). Vielleicht, weil - neuer Versuch der Begründung - Punk die einzige dialektische Jugendbewegung war, die gleichzeitig die Gemeinschaft - "no future for you", denn wir sind eure Zukunft, was in Westdeutschland angesichts der atomaren Bedrohung gerne zu "no future" (für uns alle) verkürzt wurde - und den Individualismus feierte. Und gleichzeitig - oder in Folge von Punk? -verabschiedete sich der Kapitalismus von den Massenmärkten und begann Produkte auch für Subkulturen zu produzieren. Heute heißt es "anything goes" und womit kann die Jugend heute noch ihre Eltern schocken, außer mit Gewalt (Hooligans und islamischer Staat)? Ich denke das Warten auf den/einen neuen Punk ist ein Warten auf Godot. (Alles ist heute nur noch Reenactment/Wiederaufführung der Vergangenheit. Ich glaube ich wiederhole mich auch nur noch...)
Das Video oben? Damit hat uns Hollow während des Vortrags gequält - wobei es m.E. eher die Durchschlagskraft der Ramones als Cartoon-Charaktere beweist als etwas mit der kulturellen Enteignung von Punk zu tun hat. Bei zweiten Mal ansehen tat es dann auch nicht mehr so weh...

28.10.14

Punk - Kulturelle Enteignung einer Jugendbewegung durch Aneignung

Hollow Skai, Autor (des ersten hannoverschen Fantines "No Fun" - MF), Lektor und freier Journalist, gründete 1980 (zusammen mit der Band Hans-A-Plast - MF) das Punk-Label No Fun Records, war später Chefredakteur des hannoverschen Stadtmagazins Schädelspalter und Kulturredakteur beim stern und veröffentlichte Biografien und Büchern u.a. über Rio Reiser, Die Toten Hosen und die Neue Deutsche Welle (und die Scorpions - MF). Prof. Dr. Lutz Finkeldey hat Skai zum Thema „Punk“ an die HAWK-Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit eingeladen...

Punk, einst Inbegriff einer Jugendrevolte
(naja, die 1968er waren wohl mehr Revolte, und was ist mit der Rock'n'Rollern? - MF), Ausdruck jugendlichen Aufbegehrens (wie jede andere Jugendbewegung vorher und nachher - MF) und der Versuch, eine neue Lebenshaltung künstlerisch zu realisieren (was m.E. nur für einen Teil der Teilnehmer von Punk gilt - MF), erlebte 2013 eine unerwartete Renaissance, ausgelöst durch die Ausstellung „Punk — Chaos to Couture“ des New Yorker Met Museums (vielleicht in den USA, aber auch in Deutschland? - MF). Von Karl Lagerfeld bis Versace sprang daraufhin jeder Modedesigner auf den Zug auf und entwarf schnell eine eigene Punk-Kollektion. Aber auch sonst bediente sich jeder, der der Punk-Bewegung vor Jahren noch ablehnend gegenüber stand, ihrer Begrifflichkeiten und enteignete sie so kulturell, indem er sich ihren Stil und ihren Ausdruck aneignete (geschah das nicht schon 1977? - MF).

Die Veranstaltung ist öffentlich, der Eintritt ist frei.
29. Oktober 2014
19.00 Uhr
Alte Bibliothek
Brühl 20, Hildesheim


>>> Pressemitteilung der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim Holzminden Göttingen

27.10.14

Dieser Moment...

Eigentlich habe ich Samsatg die Sendung auf arte über Pink Floyd nur gesehen für diesen einen Moment...
...und tatsächlich, da war: Syd Barrett betritt während der Aufnahmen von Pink Floyd zu "Wish You Were Here" die Abbey Road Studios und keiner erkennt ihn...

25.10.14

Lebensfroh und farbenfroh

unbekannter Fehler in Digitalkamera

23.10.14

John Russel und Thomas Lehn


Live Improvisation @ "Vario 50" Städtische Galerie KUBUS Hannover 12.10.2014 (Ausschnitt)

22.10.14

Vario 50 Festival Teil 1

Das Vario-Festival fand vom 10. bis 12. Oktober in der städtischen Galerie Kubus in Hannover statt, veranstaltet von Günter Christmann und Elke Schipper. Und bei diesen beiden Namen ist klar dass es sich um freie Musik handelt, freier als Free Jazz, also etwas sehr Europäisches. C. und ich gingen am Sonntag hin und es war als würde einem das Gehirn durchgeblasen. „Musikalisch“ ist nichts hängen geblieben, denn es gab nichts, was sich wiederholte, alles veränderte sich von Sekunde zu Sekunde, nichts war vorhersehbar. Alles war Klang, alles war Idee. Ich machte etwa 80 Fotos, nicht besonders professionell, aber ich kann mich nicht entscheiden, was davon ein einigermaßen treffendes Bild liefert. Also habe ich nur wenig aussortiert.
Paul Lovens (Percussion)
Alexander Frangenheim (Kontrabass)
John Butcher (Saxophon)
Lenka Zupkova (Viola)
Paul Hubweber (Posaune)
John Russell (Gitarre)
Elke Schipper (Stimme)
Joachim Zoepf (Bassklarinette)
Thomas Lehn (Elektronik)
Torsten Müller (Kontrabass)
Mats Gustafsson (Saxophon)
Günter Christmann (Cello, Posaune)
Michael Griener (Percussion)

Vario 50 Festival Teil 2

Wie sieht das Publikum aus, dass sich für solche Musik interessiert? Es ist nicht jung, es altert offenbar mit den Musikern. Und es erinnert mich an die Erfahrung aus der Punk-Zeit, wo die Typen, die die extremste Musik hörten (Throbbing Gristle usw.) die Unscheinbarsten waren. (Und Ulrike Meinhof hörte im Untergrund Udo Jürgens.)

Vario 50 Festival Teil 3

Nach der Eröffnungsformation gab es Improvisationen von verschiedenen kleineren Formationen...