14.10.23

Der große Schwindel??? Punk-New Wave-Neue Welle

Jürgen Stark, Michael Kurzawa - "Der große Schwindel??? Punk-New Wave-Neue Welle" (1981, Verlag Freie Gesellschaft, 288 Seiten, damals 19,80 DM, heute nur noch antiquarisch)

Im Sommer 1981 erschien diese erste Übersicht über die blühende irgendwie Punk/Neue Welle-Szene in Westdeutschland, zusammengestellt von Michael "Kurzumzappa", Gitarrist der Berliner Kapelle Z, sowie Jürgen Stark, Journalist und später Autor einiger Bücher zur Popmusik. Überspringen wir die ersten 60 Seiten zur Geschichte der Rockmusik und von Punk in England und beginnen gleich mit den Städteberichten über Berlin, Hamburg und (nein, nicht Düsseldorf, sondern) Frankfurt. Aus Berlin kommen zu Wort Jürgen, der erste Schlagzeuger von PVC, dem es egal ist, ob man ihre Musik als Punk oder Rock'n'Roll bezeichnet, danach die DIN-A-Testbild-Mitglieder Mark 1 und Jürgen, die ihr musikalisches Konzept mit dem von Free-Jazzern vergleichen. Der Engländer David McCormack, Sänger von Z, findet die Berliner Szene sehr aufgesetzt und mag die Kreuzberger Punk-Szene, aber nicht deren Ablehnung von Erfolgstreben. Zuletzt kommt Andreas Heske von der Betoncombo zu Wort kommt, der hier von den Unterschieden zwischen Kreuzberg und Gropiusstadt berichtet, sowie vom Auf- und Abstieg des KZ36. Das Hamburg-Kapitel beginnt mit einem Interview der Grund-Brüder von Big Balls And The Great White Idiot, danach kommt Mike von den Buttocks zu Wort, der am liebsten die deutsche Staatsbürgerschaft ablegen würde. Zum Schluß plaudern Alfred Hilsberg, Klaus Maeck und Jacky Eldorado aus vielen Nähkästchen wie den Kämpfen in der SoundS-Redaktion und um ihren Plattenladen. Das Frankfurt-Kapitel besteht im wesentlichen aus einem Interview mit der Band Straßenjungs, die von der Zeit nach ihrer ersten LP bei CBS (übrigens verbrochen von Axel Klopproge, der später Markus von Nylon Euter zur NDW-Eintagsfliege aufbaute) berichten. Es folgen kurze Kapitel über Hannover, Düsseldorf und das Ruhrgebiet, sowie ein Streifzug durch das restliche Westdeutschland von Kiel bis München, wo viele Namen auftauchen, die kaum Spuren in der Musikgeschichte hinterlassen haben. Schon aus diesem Grund ist das Buch wichtig, welches noch einmal das zusammenbringt, was damals von Punk angestoßen wurde und bereits in alle Himmelsrichtungen auseinander strebte.

Rezension zuerst erschienen im OX Juni 2019

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