Eines meiner bisher nicht realisierten Projekte ist eine kommentierte deutsche Punk-Bibliographie, also eine Liste aller deutschen Bücher, die etwas mit Punk zu tun haben (hallo einfache Sprache), besprochen von mir (oder anderen?). 5 dieser Besprechungen erschienen zwischen April und Dezember 2019 im OX in der Kolumne "Aus dem Schrank geholt" ("Punk Rock oder: Der vermarktete Aufruhr" von Rolf Lindner, "Der große Schwindel??? Punk-New Wave-Neue Welle" von Jürgen Stark und Michael Kurzawa, "Punk. Die zarteste Versuchung seit es Schokolade gibt" von Bernd Hahn und Holger Schindler, "Zurück zum Beton. Die Anfänge von Punk und New Wave in Deutschland 1977-'82", herausgegeben von Ulrike Groos, Peter Gorschlüter und Jürgen Teipel, sowie "Punks in der Großstadt Punks in der Provinz" von Bruno Hefeneger, Gerd Stüwe und Georg Weigel).
Weitere Besprechungen hatte ich angedacht zu "Wir waren Helden für einen Tag - aus deutschsprachigen Fanzines 1977-1981" von Paul Ott und Hollow Skai (siehe unten), "Die heiligen Narren: Punk 1976-1986" von Thomas Lau, "Auch im Osten trägt man Westen. Punks in der DDR - und was aus ihnen geworden ist" von Gilbert Furian und Nikolaus Beckeron, "Guter Abzug" von Richard Gleim, Susanne Wiegand und Peter Glaser, "Mode & Verzweiflung" von Thomas Meinecke, "Folta für John Travolta" von Franz Hermann Reischl, "Kunst <=> Musik. Deutscher Punk und New Wave in der Nachbarschaft von Joseph Beuys" von Thomas Groetz, "Kleenex/LiLiPUT - Das Tagebuch der Gitarristin Marlene Marder", sowie "Hot Love - Swiss Punk & Wave 1976-1980", herausgegeben von Lurker Grand. Auch eine Besprechung des SPIEGEL-Artikels "PUNK - Kultur aus den Slums: brutal und hässlich" vom 23.1.1978 hatte ich angedacht (siehe unten).
In die Bibliographie gehören natürlich auch "Punk. Was uns kaputtmacht, was uns anmacht" von Klaus Dewes und "Last Exit. Punk: Leben im toten Herz der Städte" von Poris Penth und Günter Franzen, beide bereits 2016/2017 im OX besprochen (zusammen mit "Verschwende deine Jugend" von Jürgen Teipel, "Punk - Versuch der künstlerischen Realisierung einer neuen Lebenshaltung" von Hollow Skai, sowie dem "Punk Lexikon" von Christian Graf, um ein paar der Bücher zu erwähnen). Etwas über den Tellerrand geblickt hätte ich dann mit "Rockmusik und Gruppenprozesse. Aufstieg und Abstieg der Petards" von Florian Tennstedt, sowie als Witz eine Rezension über ein fiktives Buch mit dem Thema, dass Punk heute nicht mehr möglich ist, geschrieben. Das Buch hätte aus dem Nachlass eines verstorbenen Rechtsanwalts gestammt (Todesursache vermutlich Krebs), der innerlich Punk war, aber damals nie so aussah und nach eigener Beschreibung 1980 "falsch abgebogen" war (Richtung Post-Punk statt Deutsch-Punk). Titel hätte "No Future" sein können, erschienen im Eigenverlag (um mögliche Spuren zu verwischen, auch wenn das heute wohl nicht möglich wäre), Titelbild angelehnt an die selbstverlegte Essay-Sammlung von Reinhard Weber.
Paul Ott, Hollow Skai - "Wir waren Helden für einen Tag. Aus deutschsprachigen Punk-Fanzines 1977-1981" (1983, Rowohlt Taschenbuch Verlag, 268 Seiten, 10,80 DM, heute nur noch antiquarisch)
Vorab ein Geständnis: wer die Fanzines "Fuck Erzbischoff Ratzinger" aus Freising oder "The Inzest" aus Bayreuth sucht, kann mit der Suche aufhören, die beiden Titel habe ich mir damals, als ich für Hollow Skai eine Liste aller mir bekannter Fanzines zusammenstellte, einfach ausgedacht. Das eine war die Anschrift meiner Großmutter mütterlicherseits, das anders die Tankstelle gegenüber dem Elternhaus meines Vaters. Aber wer sollte das damals überprüfen? "Wir waren Helden für einen Tag" ist eine sehr subjektive Auswahl von Texten aus schweizer und westdeutschen Fanzines - (Textfragment vom August 2019)
Unbekannte Autoren - "Punk - Kultur aus den Slums: brutal und hässlich" (DER SPIEGEL Nr.4/1978 vom 23.1.78, damals 2,50 DM, heute https://magazin.spiegel.de/EpubDelivery/spiegel/pdf/40694217)
Dass DER SPIEGEL es nicht immer so genau mit der Wahrheit nimmt wissen wir spätestens seit dem Fall Claas Relotius, ebenso dass DER SPIEGEL ein Paradebeispiel ist für die deutsche Journalistenkrankheit, Nachricht und Meinung nicht sauber auseinander zu halten. Das war schon immer so und ein Beispiel dafür ist die Titelgeschichte über Punk vom Januar 1978, die das Image von Punk in den deutschen Medien in der Folgezeit geprägt hat (hatte doch die HÖRZU noch im Jahr zuvor einen Artikel mit "Keine Angst vorm bösen Punk" überschrieben). Die SPIEGEL-Story beginnt mit einer Konzertbeschreibung, die aus Gideon Sams Novelle "The Punk" abgeschrieben ist (nachzulesen in Rocksession Nr.3, rororo 1978), was erst nach mehreren Absätzen aufgeklärt wird. Der Artikel strotz von Ungenauigkeiten - so wird Jackie Eldorado als Johnny Eldorado vorgestellt, The Clash als "Die Zertrümmerer" übersetzt - (Textfragment vom Dezember 2019)
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