1.8.09

Die Fassade bröckelt

Ich merke, dass mich das Thema Wahlplakate anfängt zu langweilen. Zur Kommunalwahl 2006 habe ich noch ellenlange Sätze geschrieben, aber jetzt? Es ist so langweilig, es wiederholt sich alles. Offenbar sind die Plakate symptomatisch für die inhaltliche Leere der Parteien, die einfach ihren alten Stiefel weiterfahren auch in den Abgrund, anstatt auf veränderte Wählerinteressen zu reagieren. Denn das wäre ja das Eingeständnis des eigenen Versagens – und Versager werden nicht gewählt. Insoweit ist irgendwie auch der Wähler daran Schuld, dass sich nichts ändert.
Andere Gedanken brauchen etwas länger, bis sie an die Oberfläche treten, dann aber verbreiten sich auch einen ziemlich unangenehmen Geruch. Zum Beispiel folgende Gedanke anlässlich einiger Plakate der MLPD:


Dieses Plakat hat mich fatal an chinesische Propaganda-Poster erinnert. Unter diesem Blickwinkel allerdings stößt mir dann dieses Plakat ziemlich auf:


Ist hier mit "radikalen Lösungen" etwa die "chinesische Lösung" Typ Tiananmen-Platz
1989 gemeint, so was wie Kapitalisten und Börsenhaie an die Wand?


Dieses Plakat ist auch nur populistischer Dreck, das die Bürger verarschen will, denn das "Zahlen nach den Wahlen" würde ja auch die MLPD verursachen mit Slogans wie "Weg mit Hartz 4", "30 Stunden bei vollem Lohnausgleich" und "Erzeugerpreis raus – Lebensmittelpreise runter". Irgendjemand muss ja diese Versprechen bezahlen.

Was mich bei der Piratenpartei irritiert sind nur in zweiter Linie diese amateurhaften Plakate, die man mit der Lupe suchen muss.



Die Sprüche zu Zypris und von der Leyen sind ja ganz witzig, aber sehr speziell und eigentlich nur für mit den Themen vertrauten Menschen verständlich. Die aber kümmern sich kaum um Wahlplakate, sondern suchen ihre Informationen im Internet. Der Normalbürger aber rätselt, was ihm diese Partei sagen will, weil er mit diesen Themen nicht vertraut ist. Ergebnis: am Wähler vorbei plakatiert. Zum Glück leicht übersehbar.

Und noch ein kleiner Gedanke zur SPD: dieses kräftige Rot auf den Plakaten, ist das etwa bei Die Linke abgekupfert, um so der abstürzenden SPD ein kapitalismuskritisches Image zu geben?

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wieso vergleichst du den Forderungen der MLPD wie zB. die 30h Woche bei vollem Lohnausgleich mit populistischen Dreck und meinst das dies ja die Bürger auch nach den Wahlen bezahlen müssten. Im Gegenteil sind doch die Forderunegn die die MLPD aufstellt, vor allem mal richtige Forderungen, die sich gegen die Profite der Konzerne richtet. Geld ist doch genug da,das haben die Politiker doch schon bewiesen, indem die BAnken Millarden bekamen und die Arbeiter arbeiten so produktiv wie noch nie in der Geschichte. Eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn ist doch nur logisch. Die MLPD in übrigen verteitigt das heutige China nicht und meint selber das es schon Ende der 70er JAhre kapitalistisch entartet ist und sich seitem gegen die Bevölkerung richtet. DAs Plakat mit Rosa und KArl " Außergewöhnliche Situtionen erforderung radikale Lösungen" dafür heranzuziehn entbehrt jeder Wirklichkeit. Ich finde dieses Plakat konsequent und genau die richtige Antwort gegen den Kapitalismus. Die sogenante "Linke" würde sich sowas doch nie im Leben trauen.

martinf hat gesagt…

Eines der wesentlichen Merkmale von Scientoilogy ist das „Begriffe klären“, was bedeutet, dass alle Sektenmitglieder unter bestimmten Worten immer das gleiche verstehen. Das macht die Kommunikation mit Sekten - und Politikern - oft so schwierig. Ich bin mir sicher, dass ich unter „Freiheit“ und „Sicherheit“ etwas anderes verstehe als Wolfgang Schäuble. Und genauso geht es mir mit den MLPD-Plakaten. Du siehst alles durch die MLPD-Symphatisanten-Brille und kommst gar nicht auf die Idee, dass diese Scheißplakate absolut missverständlich sind. Was bitte sind denn „Radikale Lösungen“? Das ist so schwammig, da kann ich zu Recht auch „An die Wand stellen“ drunter verstehen. Geh mal auf die Straße und frag 100 Leute, wie die das Plakat verstehen. Du wirst Dich wundern, was da rauskommt. Und z.B. die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich, das trifft natürlich auch die Lieferanten den erpresserischen Discount-Ketten, die gehen dann eben Pleite. Okay, die MLPD will die Erzeugerpreise hoch- und die Verbraucherpreise runtersetzen, aber erklär mir bitte wie das ohne Subventionen gehen soll (daran ist ja auch die DDR kaputt gegangen). Und die zahlt natürlich wieder der Verbraucher durch die Steuern. Und was sich „Die Linke“ traut oder nicht ist mir egal, die sind wenigstens bereit an der demokratischen Willensbildung mitzuwirken und als Preis mit einem schlechten Gewissen zu zahlen, während die MLPD lieber für eine reine Lehre auf die Macht verzichtet. Langweilige Besserwisser!

ostendfaxpost hat gesagt…

Bin auch grad dabei dieses Thema abzuhandeln und zwar hier:

http://ostendfaxpost.blogspot.com/2009/09/wahlkampf.html
Ostendfaxpost: Wahlkampf