14.7.23

Carsten Schütte - Der Pelikan

Vor einigen Jahren habe ich Sherlock Holmes für mich entdeckt und seitdem stapeln sich bei mir die gelesenen und ungelesenen Kriminalromane. Da kriegt mensch langsam ein Gefühl dafür, was gut und was schlecht ist. Nicht dass ich alles lese, was in den Verkaufslisten auftaucht, Patricia Highsmith habe ich nur zur Hälfte durch, Henning Mankell habe ich auch bald aufgegeben, bei Friedrich Ani aber wurde ich bisher nicht enttäuscht.
Dummerweise kann ich nicht die Finger von Krimis lassen, die einen Hannover-Bezug haben, wobei ja das Genre der Lokalkrimis nicht so hoch angesehen ist, hier tummeln sich ja eher die Amateure und die Grenze zum Heimatroman ist oft unscharf (es wird schon seinen Grund haben, warum die vom zu Klampen-Verlag veröffentlichten Krimis nicht mehr von Susanne Mischke herausgegeben werden). Andererseits sind Lokal-Krimis durchaus eine Herausforderung, denn die Leser kennen ja die Örtlichkeiten, wo die Geschichten spielen, und irgendwann fragen sie sich, ob es tatsächlich so viele verschiedene Kommissare gibt wie in den Büchern auftauchen.
Was aber bei deutschen Krimis immer wieder auffällt ist die ausgesprochen positive Beziehung zur Polizei (mehr dazu in dem Vortrag „Die Verantwortung der Krimi-Autor*innen: Einige Forderungen an ein obrigkeitshöriges Genre“ von Till Raether), anders als zum Beispiel in englischen und amerikanischen Krimis, dort sind es oft Privatdetektive, die die Fälle lösen. Eine positive Ausnahme in Deutschland ist der leider früh verstorbene Jakob Arjouni mit seinem Privatdetektiv Kayankaya. Von der Regel weicht auch Friedrich Ani ab mit seinen gebrochenen Helden, insbesondere mit dem Kommissar Tabor Süden, der zudem keine Morde aufklärt, sondern vermisste Personen sucht, meist ohne Happy End. Und Slöwall & Wahlöö sind trotz der Hauptfigur Kommissar Martin Beck sehr kritisch gegenüber Staat und Polizei.
Carsten Schütte ist ein Amateur, denn im Hauptberuf arbeitet er beim Landeskriminalamt Niedersachsen, insofern macht er seinen Beruf nicht ungeschickt zum Thema seiner Bücher. Leider unterscheidet sich sein Krimi-Schreibstil nicht deutlich von seiner dienstlichen Tätigkeit, viele Namen und überflüssige Details, die den Lesefluss stören. Das ist keine Literatur, das ist ein Bericht. Zudem eine hanebüchene Story, verbunden mit einer irritierenden Brutalität gegenüber den weiblichen Opfern. Nein, es hat keinen Spaß gemacht dieses Buch zu lesen.

Keine Kommentare: