28.5.21

Gesang der Spottdrossel entschlüsselt

Singvogel nutzt ähnliche musikalische Techniken wie Menschen 

Was für ein Vogel! Dass die nordamerikanische Spottdrossel andere Vogelstimmen nachahmt, ist bekannt. Sie kopiert ihre Artgenossen jedoch nicht nur, sondern komponiert ihre eigenen Sounds in Anlehnung an deren Melodien. Ein interdisziplinäres Forschungsteam hat nun erstmals entschlüsselt, wie genau die Spottdrossel Imitationen aneinanderreiht. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stellten fest, dass der Singvogel musikalischen Regeln folgt, die sich auch in menschlichen Musikstilen zeigen. Beispiele fanden sie unter anderem bei Beethoven und Kendrick Lamar.

Der Gesang der Spottdrossel ist so komplex, dass für die Erforschung eine ganze Bandbreite menschlichen Fachwissens nötig war. So führten die Neurowissenschaftlerin Tina Roeske vom Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik, der Feldbiologe Dave Gammon von der Elon University und der Musiker und Philosoph David Rothenberg vom New Jersey Institute of Technology ihre wissenschaftlichen Perspektiven in einer ungewöhnlichen Studie zusammen. Die Ergebnisse wurden kürzlich in der Open-Access-Fachzeitschrift Frontiers in Psychology veröffentlicht.

Erstautorin Tina Roeske entwarf die Algorithmen, mit denen die Hypothesen der Arbeit getestet wurden. Dazu erklärt sie: "Wenn man der Spottdrossel eine Weile lauscht, erkennt man, dass sie ihre imitierten Melodien nicht wahllos aneinanderreiht. Vielmehr lässt sie ähnliche Melodieschnipsel nach klaren Regeln aufeinander folgen. Um diesen Eindruck jedoch wissenschaftlich zu untersuchen, mussten wir mit quantitativen Analysen prüfen, ob die Daten unsere Behauptungen auch tatsächlich stützen."

Die Ergebnisse waren eindeutig. Die Autoren identifizierten vier kompositorische Strategien, mit denen Spottdrosseln Melodien aneinanderreihen: Klangfarbenänderung, Tonhöhenänderung, Dehnung und Stauchung der Tonsequenzen. Die so geschaffenen klanglichen Übergänge schmeicheln nicht nur den Ohren der Singvögel, sondern auch denen der Menschen. Es überrascht daher nicht, dass Komponisten verschiedener Musikstile ähnliche musikalische Techniken nutzen.

Folgende Beispiele erläutert David Rothenberg anschaulich in einem YouTube-Video: Die Gruppe "Huun-Huur-Tu" aus Tuva nutzt bei ihren Kehlgesängen die Strategie der Klangfarbenänderung. Der weltbekannte Anfang von Beethovens Fünfter Symphonie verdeutlicht die Tonhöhenänderung. Eine Dehnung von Tonsequenzen findet sich im Song "Show Yourself" aus dem Disneyfilm "Frozen 2", und wer Kendrick Lamars Song "Duckworth" aus dem Album "Damn" intensiv lauscht, erkennt die Stauchung von Tonsequenzen.

Quelle: idw-online.de/de/news769481

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Solange es noch solch eine Feldforschung gibt, ist mir um die Unabhängigkeit der Wissenschaft nicht bange. Allerdings scheint auch hier die Hypothesenbildung das Ergebnis stark zu präjudizieren; man fragt sich als unbefangener Leser nämlich schon, nach welchen Kriterien Frau Dr. Roeske die Algrorithmen "entworfen" hat. Und: haben die Algorithmen dann das Ergebnis "ausgeworfen" (wie Daniel Düsentriebs's legendärer Denkapparat (https://www.duckipedia.de/Datei:DanielD%C3%BCsentrieb2.jpg) oder musste das Wissenschaftler-Team noch den Auswurf interpretieren, fragt sich der

anonymus no. 2