4.5.20

Bernd Pulst Update

Kürzlich ist mir das Buch "Von der APO zum OPA" von Matthias Sesselmann in die Hände gefallen, in dem auch JANE vorkommen, leider wird kein Mitglied namentlich genannt. So soll ein Mitglied von JANE* in Folge der Arndtstraßen-Hausbesetzung am 11.12.1971 wegen angeblicher Rädelsführerschaft angeklagt worden sein (S.72). Auch wurde 1972 eine Besetzung einer U-Bahn-Baustelle geplant, auch hier soll ein Mitglied von JANE einen Bulli mit Teilen der Gesangsanlage im Aktionsgebiet geparkt haben (S.83).

JANE im ehemaligen Zimmer von Matthias Sesselmann in der Brotfabrik** (Cover der 2. JANE-LP, auf der Bernd Pulst nicht mehr mitwirkt)

"Zu dieser Zeit bewohnte ich mit einigen anderen Leute aus der hannoverschen Szene eine alte, leerstehende Brotfabrik. Die Gruppe Jane hatte dort ihren Übungsraum und zwei Bandmitglieder gehörten zeitweise zu unseren Mitbewohnern. Gelegentlich verkehrten auch einige Musiker der später sehr erfolgreichen Scorpions in der Brotfabrik. Die Fabrik wurde zu einem kleinen Szene-Treffpunkt, vorwiegend der Mucker-Szene.
Freaks aus benachbarten WG's besuchten uns und brachten Haschkuchen mit, den wir in fast bürgerlicher Manier nachmittags zu Kaffee einnahmen, gelegentlich wurde auch Haschischtee getrunken. Verschieden Sorten skurriler Wasserpfeifen, orientalische Handarbeit oder schlicht Marke Eigenbau, Shyllums, Kaawumms, Purpfeifen und sonstige Gerätschaften zur Einnahme von Shit und Grass waren in der Brotfabrik reichlich vorhanden.
Einer der Jane-Leute hatte von einem Indien-Tripp eine Rhesus-Affen mitgebracht, der durch einen Zauberer besprochen worden war (Der Affe sowie einer der Räume in der Brotfabrik erschienen übrigens auf den ersten beiden Jane-Plattenhüllen): Dieser Affe "wohnte" einige Zeit bei uns in der Fabrik. Ein ungewöhnliches Tier, das Haschisch fraß, Zigaretten rauchte und in der Wohngemeinschaft alles durcheinanderwarf. Bei einigen Straßenbahnfahrten erregten wir mit dem Affen großes Aufsehen. Er flippte aus, biß Fahrgäste oder riß in Supermärkten Milchtüten auf oder warf mit Tomaten. - Wir bekamen eine Menge Ärger. Einige von uns, insbesondere der frühere Jane-Sänger, bemühten sich, den vermeintlich buddhistischen Lebenstil des Affen zu übernehmen: Freies Ausleben jeglicher Regung, unkontrolliertes Ablassen allen frustes, um zu innerer Freiheit zu gelangen." (S.110-111)
Der Rhesus-Affe auf dem Klappcover der ersten JANE-LP

"Andere merkwürdige Ereignisse kommen mir in den Sinn: Eins davon fand eines Tages im Übungsraum von Jane statt: Beim Spielen des Stückes Out in the Raim brach plötzlich einer der Musiker zusammen, sein Instrument fest umklammert. Da ich kurz vorher mit ihm über geistige Zusammenhänge zwischen Drogen und inspirierter Musik gesprochen hatte, argwöhnte eins der anderen Bandmitglieder, es sei von meiner Seite meditativer Druck auf den Zusammengebrochenen ausgeübt worden. Dieses Mißverständnis ließ sich zum Glück jedoch schnell ausräumen.
Ein weiterer, früherer Musiker von Jane und ehemaliger Mitbewohner aus der Brotfabrik verirrte sich ernsthaft im spirituellen Dschungel. Zum Schluß war es so verwirrt, daß ihn niemand mehr verstand und ihm auch niemand helfen konnte. Trotz intensiver Versuche und Gespräche, mußte er schließlich in apathischen Zustand in die Psychiatrie eingeliefert werden. Tragischerweise starb er während einer Tiefschlaftherapie. Anscheinend war ein älteres, unbemerktes Lungenleiden die Ursache dafür gewesen." (S.166)
Bernd Pulst mit dem Affen (S.132)

*offenbar Klaus Hess (Hannoversche Fresse Nr. 5, Hannover Nov. / Dez. 1973, S. 7ff)
**in Bothfeld (Hannoversche Allgemeine Zeitung, Artikel auf Webseite vom 25.12.2015)

Den ursprünglichen Post findet ihr hier.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

This is mindblowing! What happened to Bernd and why? Someone out there MUST certainly know!