Und dann war da noch diese Veranstaltung/Arbeitsgespräch des Forschungszentrums Musik und Gender der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover am 16. Februar 2013.
Ein Referat mit dem Titel "Aggressivität als Geste oder das Lächeln des Jimi Hendrix" kam von Barbara Hornberger, Autorin des Buches "Geschichte wird gemacht. Die Neue Deutsche Welle. Eine Epoche deutscher Popmusik", die wieder von der Aggressivität von The Who erzählte, davon dass Pete Townshend von der art school kam und in Woodstock Abbie Hoffman mit der Gitarre von der Bühne prügelte. Erwähnt wurde auch Wendy O. Williams, die auf der Bühne Gitarren zersägte. Nicht erwähnt wurde dagegen Tobias Levin von Capt. Kirk &, der auf der Bühne eine Akustikgitarre zerkloppte und erst danach aus der Gitarrentasche auspackte, bzw. die Trümmer herausschüttelte. Aber das war ja eher eine Kritik an der Darstellung von Aggressivität in der Rockmusik.
Dass Lautstärke und Verzerrung eine Art Machtdarstellung in der Musik seien, so Susanne Binas-Preisendörfer in ihrem Referat, war jetzt auch keine überraschende Erkenntnis. Interessanter war dann schon der Hinweis, dass alle Begriffe für Sound/Klang eigentlich aus dem geschmacklichen oder visuellen Sprachschatz stammen und diese Begriffe auf den Körper zielen würden, d.h. die Wirkung der Musik auf diesen - oder dass es kulturell aufgeladene Begriffe oder Metaphern seien. Was wohl heißen soll, dass wir eigentlich keine Worte haben, um Musik objektiv zu beschreiben. Musik wirke zudem dann aggressiv, wenn die Hörer*innen die Codes/Chiffren der Musiksprache nicht verstehen würden. Die Sozialwissenschaften würden sich aber bei ihren Wirkungsmodellen nicht für die konkreten Inhalte der Medien interessieren. Die Frage sei daher, wie die Hörer*innen die Musik lesen würden, z.B. als Entspannung oder als Stimmungsverstärker.
Interessant war dann der Beitrag von Christoph Klimmt "Aggression und Medienunterhaltung: Kommunikationswissenschaftliche Perspektiven auf (Musik in) Film, TV und Videospiel". Zuerst stellte er fest, dass Musik für Jugendliche wichtig sei als Mittel zur Verarbeitung/Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Rollen. Dabei sei problematischer als Metal die sogenannte "Heldenmusik" wie sie häufig in Filmen zu hören sei. Zum Beispiel stände Aaron Coplands "Fanfare for the commen man" für Patriotismus, Heldentum und Militärmusik. Solche Musik hätte eine größere Reichweite als Metal und würde einen gezielten Wertekanon präsentieren.. Tatsächlich sei die Musik aber eine leere Folie, die nur durch die Zuschreibung Bedeutung erhalte. Woraus folgt, dass das Hören solcher Musik dann bei den Hörer*innen die Gefühle/Emotionen hervorrufe, die ihr zuerst durch die jeweiligen Bilder eingeimpft wurden.
Die weiteren Referate wie "Weiße Männer auf dem Kriegspfad" oder "(Gangsta)Rap als Medium zur Verarbeitung von Geschlechterkonflikten bei Jungen" brachten dagegen aus meiner Sicht keine hervorhebenswerten zusätzlichen Erkenntnisse. Aber vielleicht enthält der angekündigte Sammelband mit den Beiträgen der Veranstaltung ja interessante Gedanken, die mir auf Grund der fortgeschrittenen Zeit entgangen waren.
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