30.10.10

Kristof Schreuf

Nach langer Zeit mal wieder Lust auf ein Konzert gehabt, dass interessant zu werden schien: Kristof Schreuf am 16.10. im Oberdeck, der Silke Arp bricht ohne den baupolizeilich geschlossenen Keller. Die Idee, mit Rockklassikern zu spielen, Texte zu verdrehen und Melodien auszutauschen, hatte Schreuf ja schon in den Fernsehessays My Generation - Der Sound der Revolte und Disco Love Machine - Im Beat liegt die Sehnsucht erfolgreich vorgeführt, jetzt ist er mit diesem Programm und einigen alten Kolossale Jugend-Klassikern auf Solo-Tournee (und nein, er hatte keine CDs von "Bourgeois With Guitar" zum Verkauf dabei, ob unprofessionell oder mit Absicht? Schade). So als Solo-Künstler allein mit der Gitarre auf der Bühne zu stehen, dazu gehört schon etwas Mut, was für Herrn Schreuf aber kein Problem war, wie auch seine Wortbeiträge zwischen den Songs bewiesen. Mit Tom Smith hatte er einige verbale Rempeleien (demnächst ein Live-Mitschnitt im Karl Schmidt-Verlag?) und einigen Leuten, die zwischendurch hinausgingen rief er ein "Aber wiederkommen" hinterher.

Was auffällt ist, dass in Schreufs Konzeption die Songtexte plötzlich ganz anders wahrgenommen werden. Die fehlende Originalmelodie verhindert, dass im Kopf gleichzeitig die Originalmusik als Subtext mitläuft, die Lyrics werden viel intensiver, um nicht zu sagen neu wahrgenommen. Gleichzeitig lässt Schreuf nur wenige Texte unberührt, höchstens "My generation" und "All along the watchtower". Andere Texte wie "Let there be rock" von AC/DC oder auch "Prolog" von den Einstürzenden Neubauten werden erweitert/verändert. Am Ende dieses Prozesses stehen dann auch ganz neue Texte wie "Bourgeois With Guitar", welches sich aus "Jumpin' Jack Flash" entwickelte. Was ein bißchen störte war die teilweise Ähnlichkeit der neue Musikbegleitung, wobei ich glaube bei "Dancing Queen" waren es gar nicht fremde Akkorde, es war nur die reduzierte getragene Interpretation mit neuer Gesangsmelodie. Aber manchmal hatte es Anklänge an Jeff Buckley und das ist bei mir immer ein dicker Pluspunkt. Insgesamt schöne, aber auch geistig anregende 2 Stunden. Und falls jemand diesen Text langweilig findet: leider kann ich die Gedanken, die ich direkt nach dem Konzert hatte, nicht mehr aus meinen Gehirnwindungen abrufen...
PS: Nächstes Mal in Hannover will Kristof dann "Tears of a clown" von Smokey Robinson vortragen. Aber "Rock'n'Roll Freitag" von Hans-A-Plast muß nicht sein, dann doch lieber "Für 'ne Frau" ;-)

Und hier exklusiv für Kristof, damit er sich nicht so allein fühlt in seinem Schaffen: Britt-Pop mit einer Blues-Version von Siw Malmkvist 1964er Hit "Liebeskummer lohnt sich nicht, my Darling":


...und jetzt wieder zu etwas ganz anderem...

Necronomikon Quartett "Session vom 24.9.2010 Teil 1" (16:35)

Necronomikon Quartett "Session vom 24.9.2010 Teil 2" (16:46)

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