13.4.12

Koranverteilung in Hannover

Die Aktion der Salafisten, in Deutschland 25.000.000 Koran-Exemplare zu verteilen, ist ja schon wild nebst Politikermeinungen durch die Presselandschaft gegangen. Wer in Hannover ein Exemplar abgreifen will sollte am 14.4. in die Innenstadt. Laut der Webseite www.hausdesqurans.de wird dort am Schiller-Denkmal vor C&A verteilt das Buch verteilt. Aber bitte hinterher nicht verbrennen oder in anderer unehrenhafter Weise behandeln;-)

Oder doch? Interessanterweise ist auf der Salafistenwebseite nicht von einer Koranverteilung die Rede, sondern "Ziel es ist, Allahs Wort in jeden Haushalt in Deutschland, Österreich und der Schweiz einziehen zu lassen". Tatsächlich wird verteilt eine "ungefähre Übersetzung des Qur’āns", bzw. "kostenlose Koranübersetzung". Unabhängig davon, wie authentisch, korrekt oder vollständig die Übersetzung ist, ist dies ein entscheidender Unterschied. Ein Koran ist nur eine Ausgabe in arabischer Sprache ohne Erläuterungen. Alles andere ist ein "Tafsir". Denn wie sagt die Wikipedia so schön: "Eine wirkliche Übersetzung des Korans gilt in der traditionellen islamischen Theologie als unmöglich, da jede Übersetzung zugleich eine Interpretation beinhaltet. Daher wird das Studium des Korans im arabischen Originaltext empfohlen. Einige Sufis zum Beispiel glauben, es sei segensreicher, sich die arabischen Buchstaben eines Korantextes anzuschauen, auch wenn man kein Arabisch versteht, als eine schlechte Übersetzung zu lesen.". Wer aber auf Nummer sicher gehen will sollte sich bezüglich des Buchs an folgende Verhaltensregeln halten:
0. Vorab: auch andere Religionen kennen die besondere Behandlung heiliger Schriften. Im Buddhismus werden nicht mehr verwendbare Schriften in einer kleinen Zeremonie in einem speziell dafür vorgesehenen Ofen verbrannt. Im Judentum werden alte Thorarollen oder gottesdienstlich gebrauchte Schriften beerdigt, auch die Zettel aus der Klagemauer in Jerusalem werden zweimal im Jahr entfernt und feierlich beerdigt. Die andere Möglichkeit ist die Aufbewahrung in einem "Geniza" genannten verschlossenen Raum. Im Christentum gibt es keine entsprechende Regel, doch haben z.B. orthodoxe und koptische Christen ein echtes Problem damit, die Bibel einfach auf den Boden zu legen.

1. Ein Koran ist brauchbar, solange noch ein einzelner arabischer Buchstabe erkennbar ist, weil auch dies ein Teil von Gottes Wort ist. Erst danach darf er in Wasser aufgelöst werden, weil früher sich dann die Tinte abwusch und das Pergament neu beschriftet werden konnte. Das funktioniert mit modernem Buchdruck natürlich nicht, aber egal, die Regeln des Islam kennen keine Anpassung an die Moderne und gelten daher fort. Als Alternative sollen aber eine Beerdigung des Koran an einer Stelle "wo niemand darüber läuft" oder das Versenken in sauberen Gewässern zulässig sein.

2. Bis dahin darf der Koran nicht auf den Boden gelegt werden, vor dem Anfassen sind die Hände waschen, bzw. es ist die rituelle Reinigung zu vollziehen durch Ausspülen von Mund und Nase sowie dem Waschen von Gesicht, Ohren, Händen und Füßen. Der Koran darf auch nicht in einem Bücherstapel liegen, also es dürfen keine anderen Bücher auf ihm liegen.
Am besten aber einfach mal die Verteiler fragen, ob es ein Koran oder ein Tafsir ist, sich den Inhalt zeigen lassen – noch nicht anfassen! – ob deutsche oder arabische Buchstaben, dann fragen, mit welcher Hand man ihn anfassen darf (die linke Hand gilt im Islam als unrein und wird weder zum Essen noch zur Begrüßung benutzt) und ob ich das Buch, wenn ich es loswerden will, einfach in die Leine werfen darf ;-)

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Oh fein - Material für die nächste Bücherverbrennung.