30.1.08

Die Unschuld der 68er

(...)
SPIEGEL: Gerade unter Unionspolitikern gehört es noch heute zum guten Ton, die 68er zu verdammen.
Biedenkopf: Ich kann mich einem solchen Urteil nicht anschließen, sondern halte es für eine unbegründete Verallgemeinerung.
(...)
SPIEGEL: Und der Verfall der Werte?
Biedenkopf: Die Relativierung der Werte hatte damals schon längst begonnen. Das kann man aber nicht den 68ern allein anlasten. Verantwortlich waren vor allem ihre Eltern. Sie hatten sich geweigert, argumentativen Widerstand zu leisten. Eine wirkliche, inhaltliche, öffentliche Auseinandersetzung fehlte. Als die jungen Leute merkten, dass sie nicht auf Widerstand stießen, wenn sie beispielsweise die Familie als Hort der Repression niedermachten, wurden sie immer übermütiger.
SPIEGEL: Was hätten die Älteren denn tun sollen?
Biedenkopf: Sich den Fragen inhaltlich stellen und sich nicht mit Formverletzungen herausreden. Echte Autorität setzt immer Erklärungsaufwand voraus, den Verweis auf künftige Notwendigkeit. Es reicht nicht aus, sich auf die Tradition zu berufen. 1968 entlud sich ein aufgestauter Generationskonflikt. Die Nachwachsenden wollten von ihren Eltern wissen, wie es zum Nationalsozialismus und seinen Verbrechen kommen konnte und was das für Deutschlands Zukunft bedeutete. Die Älteren blieben die Antwort weitgehend schuldig. Die jungen Leute spürten die Verkrampfungen, die aus der deutschen Katastrophe rührten. Und sie gingen dagegen an.
SPIEGEL: Waren die allgegenwärtigen Rückbezüge auf die NS-Zeit nicht nur ein vorgeschobener Grund für die Revolte?
Biedenkopf: Mein Eindruck war, die Jüngeren litten auch darunter, dass die Älteren nicht mit ihnen über die Vergangenheit sprachen. Schließlich lastete die Hypothek der Nazi-Verbrechen auch auf den Nachwachsenden. Sie gerieten in Erklärungsnot: Wie sollte man sich auf einer Frankreich-Reise verhalten, wenn man als Nazi-Deutscher beschimpft wurde? Als ich 1949/50 das erste Mal in den USA war, hatte ich Angst, ich könnte auf der Straße angespuckt werden. Das ist zum Glück nie passiert. Heute können wir auf all das Positive verweisen, das sich in der Bundesrepublik seitdem entwickelt hat. Ob es dazu kommen würde, war damals nicht entschieden.
SPIEGEL: Die Demokratie war Ende der sechziger Jahre bereits ziemlich gefestigt.
Biedenkopf: Der Wiederaufbau war gelungen. Das war die Leistung der Elterngeneration der 68er. Doch was sollte danach kommen? Wo sollten die produktiven Spannungen entstehen, die ein Land voranbringen? Die jungen Leute suchten nach neuen Zielen, und sie bekamen keine Antworten.
(...)
DER SPIEGEL, 28.1.2008

28.1.08

Landtagswahl 2008: Gewinner und Verlierer einmal anders


Vorläufiges amtliches Endergebnis der Landtagswahl am
27.01.2008 in Niedersachsen
Vorläufiges amtliches Endergebnis der Landtagswahl am 27.01.2008 in Niedersachsen
-Zweit- stimmenZweit- stimmenVerän- derung der abge- gebenen Stimmen 2008 gegen- über 2003 in Prozent auf Basis aller Wahlbe- rech- tigtenVerän- derung der abge- gebenen Stimmen 2008 gegen- über 2003 auf Basis aller Wahlbe- rechtigten in Prozent- punktenVerän- derung der abge- gebenen Stimmen 2008 gegen- über 2003 auf Basis aller gültigen Zweit- stimmen in Prozent- punkten
Wahlbe- rechtigte6.088.4306.023.636+1,080,00-
Wähler- innen/ Wähler3.472.9454.036.017-13,95-9,96-
Ungültige Stimmen50.39352.008-3,11-0,04-
Gültige Stimmen3.422.5523.984.009-14,09-9,930,00
Parteien, die bei den Landtagswahlen 2003 und 2008 mit Landeslisten antraten
DIE LINKE. Landes- verband Nieder- sachsen243.10621.560+1027,58+3,63+6,56
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN273.934304.532-10,05-0,56+0,36
Freie Demo- kratische Partei279.557323.107-13,48-0,77+0,06
DIE GRAUEN - Graue Panther9.27510.724-13,51-0,030,00
Sozial- demo- kratische Partei Deutsch- lands1.035.8941.330.156-22,12-5,07-3,12
Christlich Demo- kratische Union Deutsch- lands1.455.6871.925.055-24,38-8,05-5,79
Partei Bibeltreuer Christen5.8127.819-25,67-0,03-0,03
Ökologisch- Demo- kratische Partei2.0123.671-45,19-0,03-0,03

27.1.08

Landtagswahl 2008: Verschoben


Lustig, gestern tauchten diese Briefe auf, nach denen angeblich die Landtagswahl verschoben wird. Während einige meinten, es sei eine Fälschung, weil es kein Ministerium für Inneres und Sport gäbe (gibt es doch!), fällt mir zum einen der Rechtschreibfehler im vorletzten Absatz auf (Schwerpunkte statt Schwerpunkten), zum anderen, dass ein Landeswahlleiter es nie wagen würde, die Inhalte des Wahlkampfes (die angebliche geringe Unterscheidbarkeit der Parteien) zu bewerten, sondern nur auf die korrekten Wahlformalitäten achten darf. Aber trotzdem ein guter Witz :D

23.1.08

Ausländer raus


Ich möchte nicht allzu kulturpessimistisch erscheinen, aber der Vorsicht halber darauf hinweisen, dass ein gewisser Herr Hitler die meiste Zeit seines Lebens nicht im Besitz der deutschen, sondern der österreichischen Staatsangehörigkeit war...

22.1.08

Begriffserläuterung Neue Deutsche Welle (Allgemein)

Der Begriff "Neue Deutsche Welle" geht zurück auf den Englischen Musik-Genre-Begriff "New Wave". Die Eindeutschung "Neue Welle" tauchte zuerst auf auf der Titelseite des Fanzines "Die 80er Jahre" von Jürgen Kramer auf. Der Begriff "Neue Deutsche Welle" wurde erstmalig in einer Anzeige des Berliner Schallplattenladens und -versandes "Der Zensor" in der Zeitschrift Sounds August 1979 zur Beschreibung der ersten LP der Deutsch-Amerikanischen Freundschaft verwendet und danach vom Journalisten Alfred Hilsberg für seine Artikel-Serie "Aus grauer Städte Mauern" in den Ausgaben von Sounds Oktober bis Dezember 1979 aufgegriffen. Der Begriff bezeichnete zuerst alle musikalischen Bestrebungen in der Folge von Punk, die sich über die ursprünglichen Konventionen von Punk-Rock hinwegsetzten, meist durch Einsatz von Synthesizern, Betonung des Rhythmus, exaltierten Gesang, dilettantische Spielweise, ironische Verwendung anderer Musikstile und Einsatz von Geräuschen und Lärm. Diese Entwicklung verlief parallel zu den musikalischen Entwicklungen in England, wie sie sich besonders in den Veröffentlichungen von Rough Trade Records widerspiegelten und in den letzten Jahren mit den Genre-Begriff Post-Punk etikettiert werden. Mit dem vermehrten Auftreten von Interpreten und Gruppen, die musikalische Elemente der "Neuen Deutschen Welle" mit Elementen von traditioneller Rockmusik einerseits und deutschem Schlager andererseits vermengten und mit Unterstützung großer Plattenfirmen Hitparaden-Erfolge erzielten, verlor der Begriff zunehmend an Trennschärfe und umfasst nunmehr alle musikalischen Erscheinungen, die deutsche Texte verwendeten und nicht allzu offensichtlich an musikalische Ausdrucksformen von vor 1977 (Kraut-Rock, Rock'n'Roll, Schlager, Blues, Hard-Rock usw.) anknüpften. Teilweise werden diese Musiktitel auch als "Neue deutsche Tanzmusik" bezeichnet. Veröffentlichungen nach 1983, dem Jahr, in dem die kommerzielle NDW-Blase platzte, gelten allgemein als nicht mehr der "Neuen Deutschen Welle" zugehörig.

Hinweis: Der Begriff "Neue deutsche Welle" wurde ursprünglich in keinster Weise mit nationalistischen Tendenzen in Verbindung gebracht. Die Mitte der 80er Jahre entstehende Skinhead-Musik adaptierte zum einen eine primitive Variante des klassischen Punk-Rocks, zum anderen wurden jegliche Formen der Rock- und Popmusik in traditionellen rechten politischen Kreisen allgemein als anglo-amerikanisches Verfallsprodukt verachtet. Das Dogma, dass Rockmusik politisch immmer links steht, zerbrach erst mit dem Erstarken des Rassismus in der Folge der Deutschen Einheit.

18.1.08

Outcesticide 6 - The Death of Kurt Cobain

Vor einigen Jahren waren unter der Adresse http://mitglied.lycos.de/RaFuchs/musik/nirvana/index.htm Informationen zum Nirvana und dem Tod von Kurt Cobain zu finden. Zur Illustration verwendete ich ein Schwarz-Weiß-Foto des Gemäldes "Death of Kurt Cobain" von Sandow Birk. Das Bild erzeugte nach einiger Zeit plötzlich viele Gästebucheinträge, weil offenbar jemand in einem Nirvana-Forum darüber berichtet hatte. Irgendwann war ich von den plumpen Beschimpfung so genervt, dass ich die meisten Seiten über Nirvana entfernte. Was geblieben ist sind ein paar diskografische Angaben zur Gruppe, Angaben zu den bekannten Studio-Aufnahme-Sessions, sowie meine E-Mail-Korrespondenz mit Sandow Birk auf deutsch und auf englisch. Trotzdem bekomme ich noch ab und zu E-Mails zu dem Thema, z.B. von Schülern, die Hilfestellungen für ihre Referate über Kurt Cobain haben wollen. Hier ist eine solche E-Mail und meine (überarbeitete) Antwort darauf . Ich hoffe damit abschließend alle Mord-Theorien widerlegt zu haben.

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Hallo ***,
bin mit meiner Präsentation so weit fertig. Was mir noch fehlt sind die polizeilichen Ermittlungen. Im Internet stehen zwar die Berichte des SPD, leider nur in Englisch. Könntest Du mir nur ganz kurz sagen, warum die Ermittlungen eingestellt wurden, obwohl noch einige Fragen offen waren? Hier schicke ich Dir meine Ergebnisse:

Das Gewehr lag zwischen seinen Beinen und zielte in die Richtung seines Kopfes.

Der Schuss wurde in den Mund gefeuert.

Kurts Finger lag am Abzug.

Keine Fingerabdrücke.

Hatte aber auch keine Handschuhe an.

Abschiedsbrief lag bei ihm.

Durch die Handschrift nahm man an, das der Abschiedsbrief nicht von ihm war.

Vielen Dank für Deine Hilfe.

Viele Grüße

***

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Hallo ***!

Wenn die Polizei der Ansicht wäre es gäbe noch offene Fragen, dann hätte sie die Ermittlungen nicht eingestellt. Aus Sicht des Seattle Police Departments gibt es keine offenen Fragen, zumindest offiziell. Und zuzugeben, dass sie schlampig ermittelt hätten käme einem Gesichtsverlust gleich, geht also auch nicht.

Auf der anderen Seite gehen viele Kritiker von einer Behauptung aus, nämlich dass Courtney Kurt ermorden lies, und versuchen nun Tatsachen so zu deuten, dass sie zu ihrer Theorie passen. Sicher mag ein drohendes Scheidungsverfahren und damit drohende finanzielle Verluste ein Motiv für einen Mord sein - aber dann hätten Krist, Dave und das Nirvana-Management genauso gute Mord-Motive, weil schließlich hatten sie mit Kurts Weigerung, an der Loolapalooza-Tour 1994 teilzunehmen, ebenso enorme Einkommensverluste, und andererseits ist seit dem Tod von Elvis Presley, wie auch von John Lennon (ich hoffe, die Namen sagen Dir etwas), bekannt, dass ein toter Rockstar eine lukrative Einnahmequelle ist - was sich ja auch nach dem Tod von Kurt gezeigt hat. Nur, warum sind Krist und Dave nicht in Verdacht geraten? Vielleicht weil Courtney Love bei Nirvana-Fans eher unbeliebt ist, fast so wie damals Yoko Ono bei Beatles-Fans, beides nicht einfach nur Ehefrauen, sondern selbstbewusste Künstlerinnen, die ihren Ehemännern auf deren Feld Konkurrenz machten. Auch der Heroin-Tod der Hole-Bassistin Kristen Pfaff wird ja gerne als von Courtney Love in Auftrag gegebener Mord dargestellt. Aber wie mächtig muss jemand sein, dass er 2 Morde in Auftrag geben kann und die Polizei ermittelt nicht gegen ihn? Dass Love solche politischen Verbindungen hat, um Morde zu verschleiern, ist nirgends bekannt. Die einzige bekannte Verbindung ist, dass der Coroner (Leichenbeschauer) Nikolas Hartshorne, der den Tod von Kurt untersucht hat, ein alter Bekannter aus der Musik-Szene Seattles war. Er könnte aus Freundschaft etwas vertuscht haben. Richtig ist, dass einer der ermittelnden Beamten, Sgt. Cameron, 1999 wegen Vortäuschen einer Straftat entlassen wurde, aber das war ein anderer Fall. Sein Kollege Detective Antonio Terry wurde 1994 im Dienst erschossen und Courtney hat der Witwe Geld gegeben - aber das kann genauso bedeuten, dass Courtney doch (manchmal) ein gutes Herz hat. Der entscheidende Punkt ist, dass die Kritiker der Selbstmord-Theorie zwar Zweifel sähen und Indizien sammeln, aber keinen schlüssigen alternativen Tatablauf präsentieren können, wie der Mord abgelaufen sein soll.

Grundsätzlich sind Zeugenaussagen die schwächsten Beweismittel, weil Zeugen können sich irren - oder auch lügen. Daher stehe ich zum Beispiel der ganzen El Duce-Geschichte sehr kritisch gegenüber. Eldon "El Duce" Hoke behauptete, Courtney hätte ihn beauftragt, Kurt umzubringen. Er hat einen Lügendetektor-Test bestanden, aber Lügendetektoren werden z.B. in Deutschland von den Gerichten nicht als Beweismittel zugelassen, weil ihre Zuverlässigkeit nicht wissenschaftlich nachgewiesen ist. Kurze Zeit nach dem Test ist El Duce 1996 von einem Zug überrollt worden. Zuletzt wurde er zusammen mit Allen Wrench gesehen, der ja auch gerne in der Öffentlichkeit den Eindruck erweckt, er hätte was mit dem angeblichen Mord an Kurt zu tun. Der Privatdetektiv Tom Grant jedenfalls hällt die El Duce-Geschichte nicht für glaubhaft und vielleicht ist Duce ja auch nur im Suff auf die Eisenbahngeleise geraten und dort überrollt worden.

Halten wir uns also an die Fakten, nicht an Gerüchte und Behauptungen:

Kurt wurde tot im Raum über seiner Garage gefunden.

> Das Gewehr lag zwischen seinen Beinen und zielte in die Richtung seines
> Kopfes.

Richtig.

> Der Schuss wurde in den Mund gefeuert.

Richtig.

> Kurts Finger lag am Abzug.

Richtig.

> Keine Fingerabdrücke.

Jein, nach Angabe der Polizei gab es auf dem Gewehr keine auswertbaren Fingerabdrücke. Laut Tom Grant wurde das Gewehr aber erst 4 Wochen nach Kurts Tod auf Fingerabdrücke untersucht. Spuren könnten also in der Zwischenzeit durch unsachgemäße Aufbewahrung zerstört worden sein. Es lässt sich daher nicht beweisen, wer das Gewehr abgedrückt hat. Es könnte Kurt gewesen sein, aber auch jemand anderes.

> Hatte aber auch keine Handschuhe an.

Ist unerheblich, siehe oben.

> Abschiedsbrief lag bei ihm.

War es wirklich ein Abschiedsbrief aus dem Leben? Er könnte auch als ein Abschiedsbrief aus dem Showgeschäft interpretiert werden, insbesondere, wenn man die letzte Zeile mit "Frances and Courtney, I'll be at your altar. Pleas keep going Courtney, for Frances. For her life, which will be so much happier without me. I LOVE YOU, I LOVE YOU!" weglässt (siehe unten).

> Durch die Handschrift nahm man an, das der Abschiedsbrief nicht von ihm war.

Laut Polizeigutachten ist es Kurts Handschrift, laut Tom Grants Gutachter bestehen Zweifel. Man könnte auch vermuten, dass nur die letzten Zeilen ("Frances and Courtney, I'll be at your altar. Pleas keep going Courtney, for Frances. For her life, which will be so much happier without me. I LOVE YOU, I LOVE YOU!") gefälscht sind, weil sie sich doch sehr vom Rest des Textes unterscheiden. Es ist bekannt, dass Kurt oft Entwürfe seiner Briefe geschrieben hat. Es könnte also sein, dass ein solcher Entwurf eines Abschiedsbriefes aus dem Showgeschäft durch den letzten Satz zu einem angeblichen Abschiedsbrief aus dem Leben verfälscht wurde.

Wichtigstes Indiz für einen angeblichen Mord ist die hohe Morphine-Dosis im Blut von Cobain von 1,52 Milligramm, was der dreifachen tödlichen Dosis entspricht. Es erscheint logisch, dass sich jemand mit einer solchen Heroin-Überdosis nicht noch einen Kopfschuss versetzen kann, er fällt nämlich vorher schon um. Soweit ich aber weiß ist dieses Detail von der hohen Morphine-Konzentration im Blut von Cobain nie offiziell bestätigt worden. Ich weiß also nicht, ob es stimmt.

Aber gehen wir davon aus, dass es stimmt. Cobain hat sich eine Überdosis gesetzt und ist tot. Warum dann noch der Kopfschuss? Oder wurde Cobain die Überdosis von jemand anderem gesetzt, um ihn dann mit den Gewehr umzulegen? Aber auch dass macht keinen Sinn, weil ja schon die Überdosis tödlich war. Das bedeutet doch nur eins: als der Schuss aus dem Gewehr fiel war Kurt schon tot!

Damit ergeben sich zwei Fragen:
Erstens: wie kam es zu der Überdosis Heroin?
Zweitens: wer schoss Kurts Leiche in den Kopf?

Die Antwort auf die erste Frage ist relativ einfach: Kurt hat sie sich selbst gesetzt, entweder absichtlich oder versehentlich. Man könnte auch vermuten, dass Kurt die Überdosis von jemand anderem gesetzt wurde, aber wer lässt sich schon freiwillig eine Überdosis Heroin setzen? Junkies setzen sich allgemein die Nadel selbst. Einzig die Möglichkeit, dass Kurt vorher betäubt wurde und ihm dann die Spritze gesetzt wurde ist denkbar. Im Zimmer über der Garage wurde auch eine offene Dose Rootbeer gefunden, deren Inhalt nie untersucht wurde. Jemand könnte die Droge Rohypnol - Rohypnol war ja auch bei dem Zwischenfall in Rom im Spiel, wäre also für Courtney verfügbar gewesen - in das Getränk getan haben, um so Kurt zu betäuben. Aber einem bewusstlosen Kurt hätte man auch sofort in den Kopf schießen können, davor noch eine Überdosis Heroin zu spritzen macht keinen Sinn. Anderseits war ja das Heroin selbst schon tödlich, ein nachfolgender Kopfschuss also überflüssig.

Was in jedem Fall aber ausgeschlossen werden kann ist, dass das Heroin nach dem Kopfschuss gesetzt wurde. Denn mit dem Tod eines Menschen enden auch alle Stoffwechselprozesse in seinem Körper, es hätte also kein Morphine entstehen können. Genauso hören ja auch Haare mit dem Tod auf zu wachsen, der gegenteilige Ausdruck entsteht nur dadurch, dass die Haut austrocknet und einfällt und daher die vorhandenen Haare stärker hervortreten.

Antwort: Kurt hat sich selbst die Überdosis gesetzt, entweder versehentlich oder absichtlich.

Zur Antwort auf die zweite Frage: jemand hat die Leiche von Kurt entdeckt, vermutlich der Babysitter Michael DeWitt. Er rief Courtney an und die beschloss, dass der Tod durch eine Überdosis für die Öffentlichkeit nicht so interessant ist, ein Selbstmord aber mehr Publicity erzeugt. Deshalb hat sie DeWitt beauftragt, den Selbstmord durch Kopfschuss zu inszenieren. Ob DeWitt geschossen hat oder vielleicht auch Dylan Carlson, der ja das Gewehr für Kurt gekauft hatte, weiß ich nicht, ist aber auch egal. Genauso egal ist es daher auch, dass die aus dem Gewehr ausgeworfene Patrone auf der falschen Seite der Leiche gefunden wurde, weil ja Kurt schon tot war und in jedem Fall jemand anderes geschossen hat. Den Abschiedsbrief könnte Courtney möglicherweise selbst gefälscht haben indem sie einen gefundenen Text von Kurt durch die letzten Zeilen "Frances and Courtney, I'll be at your altar. Pleas keep going Courtney, for Frances. For her life, which will be so much happier without me. I LOVE YOU, I LOVE YOU!" ergänzt hat. Ein Blatt, wo jemand versucht hat die Schrift von Kurt nachzumachen ist ja bei ihr gesehen worden. Wahrscheinlicher ist aber, dass jemand anderes die Fälschung vorgenommen hat, denn Courtney war ja in Los Angeles und so lange lag die Leiche von Kurt ja auch noch nicht im Raum als dass Zeit gewesen wäre, ein solches Schriftstück unbemerkt von Seattle nach Los Angeles und wieder zurück zu transportieren. Es könnte daher auch DeWitt gewesen sein, schließlich ist seine Schrift nicht allzu weit von der Schrift der letzten Zeilen des Abschiedsbriefs entfernt. Sollte sich Kurt die Überdosis allerdings absichtlich gesetzt haben könnte der Brief tatsächlich ein Abschiedsbrief sein, der dann nur von Courtney durch die Ergänzung dramatisiert wurde. Aber genauso gut könnte der Brief im ganzen echt sein, was ja die Polizeiexperten sagen, und er ist eben nur zu einem späteren Zeitpunkt in anderer Gemütsverfassung von Kurt beendet worden. Der Detektiv Tom Grant wurde vermutlich von Courtney aus echtem Interesse an Kurt engagiert, aber als sie erfuhr, dass Kurt tot sei, sagte sie es ihm nicht und versuchte ihn durch Anweisung vom Haus in Seattle fern zu halten, um von ihren Vorbereitungen für die Inszenierung des Selbstmordes abzulenken. Und der Coroner Nikolas Hartshorne hat ihr aus alter Verbundenheit nachher geholfen, den Tod durch Überdosis zu vertuschen. Die Polizei in Seattle war einfach nur faul und hat den inszenierten Selbstmord als solchen akzeptiert, weil das die Arbeit vereinfachte und Kurt ja auch eigentlich nur ein nichtsnutziger Junkie war und die sind besser tot als lebendig.

Antwort: Der Selbstmord durch Kopfschuss war eine von Courtney Love veranlasste Inszenierung mit dem bereits toten Kurt Cobain. Aber es gab nie den Auftrag von Courtney, Kurt ermorden zu lassen.

Nun, das ist meine Theorie. Ich hoffe Du kannst was damit anfangen. Falls irgendwas nicht zu irgendwelchen Fakten passt sag mir einfach Bescheid, auch ich kann mich irren.

Gruß

***

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Und damit das ganze nicht so trocken ist noch eine kleine Kollektion unveröffentlichter Nirvana-Aufnahmen, die ich ganz frech "Outcesticide 6" betitelt habe - was sonst so als Outcesticide VI bis VIII angeboten wird hat nichts mit den ursprünglichen 5 Folgen zu tun. Eigentlich wollte ich das Posting dieser Aufnahmen mit einer Besprechung des Buches "Mordfall Kurt Cobain. Was bisher verschwiegen wurde" von Ian Halperin und Max Wallace verbinden, aber jener Text liegt schon seit 2 Jahren angefangen herum und wird wohl nie fertig. Zu hören sind Aufnahmen vom letzten Nirvana-Konzert am 1.3.1994 in München, von der "Nevermind, It's An Interview"-CD, aus den BMG Studios in Rio vom 22.1993 und aus den VPRO-Studio in Hilversum vom 25.11.1991, die wohl zu Recht bisher unter Verschluss sind. (download Teil1) (download Teil2)

Translation: This is my theory about the Death of Kurt Cobain, but I don’t translate it to avoid drowning in comments. Instead listen to these unreleased Nirvana-Recordings from the never released "Outcesticide 6" bootleg-CD. Hope it will not be already deleted when you are reading this. Be free to create you own CD-Cover and maybe you like to post a link to it in the comments section.

Update 31.3.2021: Der Tod von Kurt Cobain - die Geschichte muss neu geschrieben werden

17.1.08

Amtspunk


Irgendwie ist die Verwaltung auch nicht mehr das, was sie mal war ...
(gefunden in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung vom 7.1.2008)

16.1.08

Miskatonic Freak Parade


Musik nimmt manchmal wunderliche Wege und Namen produzieren Missverständnisse. Anders kann ich es mir nicht erklären, wie das Necronomikon Quartett in einen Lovecraft-Blog geraten ist. Interessant ist u.a. der Kommentar "¡NO PONGAS A TRABAJAR LA MULA!". Offenbar gibt es Menschen, die auf der Suche nach Musikdateien immer nur an eMule denken und nicht daran, dass Musik auch frei im Netz verfügbar sein könnte. Und wie die Musik des Erich Zann klingt das im Posting gefeaturete Stück "Sofawende" nun auch nicht. Dann schon eher so wie sie Herr Siemers in seinem Wunschmaschinenklang-Blog "Future 03" zu "de futura" zusammengekürzt hat. Vielen Dank!

15.1.08

Punk in London


Einmal im Jahr gehe ich zu Saturn Hansa - oder auch Satan Hansa, weil ich jedesmal, wenn ich durch die CD-Abteilung laufe, das Gefühl habe, dass mir die Seele ausgesaugt wird - obwohl früher, als sie noch Vinyl anboten (im Ihmezentrum), es noch schlimmer war, aber da war die Verkaufsfläche für Tonträger mindestens 5mal so groß. Doch einmal im Jahr, wenn die Billigtage sind (ohne Mehrwertsteuer einkaufen oder so) kann man mal hingehen, 'ne Johnny Cash-Box billiger abgreifen oder die Siouxsie and the Banshees-B-Seiten-Box im wahrsten Sinne des Wortes retten - braucht jemand noch die Chris Rea-12-CD-Blues-Box, die dort seit Jahren 'rumsteht? Dieses Jahr sah ich 2 DVDs, frisch erschienen: "Punk in London" und "Punk in England".


"Punk in London" ist der erste deutsche DVD-Release des legendären Dokumentarfilms "Punk in London", aufgenommen im Sommer 1977 von Wolfgang Büld als Abschlussarbeit seines Filmstudiums in München. Es tauchen auf die Adverts - mit denen Büld danach "Brennende Langeweile" für das ZDF drehte, jetzt auch auf DVD wiederveröffentlicht -, X-Ray-Spex, Subway Sect, The Lurkers, Chelsea, Wayne County and the Electric Chairs, The Jam, viele Interviews und zum Schluß The Clash live in München. Dazu gibt es ein längeres Interview mit Büld, dessen mangelnde Artikulationsfähigkeit am Anfang nervt, ebenso wie der schlechte Ton, aber insgesamt ist es sehr interessant ist. Meine Empfehlung: erst das Interview ansehen und danach den Film, dann versteht man einiges besser.


3 Jahre später drehte Büld - aus finanziellen Gründen - für das deutsche Fernsehen die Dokumentation "British Rock", wieder mit The Clash und The Jam, sowie Spizz Energi, The Specials, The Selector, Madness, Ian Dury und The Pretenders. Das ganze ist nicht schlecht, aber doch wesentlich glatter. Die DVD "Punk in England" - der Titel ist eigentlich eine Lüge, denn Punkbands sind auf der DVD nicht zu sehen, auch The Clash waren zu diesem Zeitpunkt schon ganz woanders, und Büld sagt selbst, dass zu diesem Zeitpunkt eigentlich Punk in England schon vergessen war - enthält allerdings nur 60 Minuten von den ursprünglichen 85 Minuten, es fehlen The Police, Gary Numan und The Kinks - was an keiner Stelle erwähnt wird und nur herauszufinden ist, wenn man die Trackliste mit der der Videoveröffentlichung von 1992 (bei !K7 unter dem Titel "Punk And Its After Shocks" erschienen - die !K7-Veröffentlichung von "Punk in London '77" 1991 scheint dagegen mit der DVD übereinzustimmen) vergleicht. Weiterhin sind auf der DVD 30 Minuten der Sendung "Women in Rock" - und auch diese Dokumentation ist offenbar unvollständig, denn damals waren solche Fernsehbeiträge 45 Minuten lang, und die Trackliste auf dem DVD-Cover listet auch Mania D. auf, obwohl diese nur 5 Sekunden lang am Anfang auftauchen, aber keine Musik von ihnen zu hören ist. Die Kürzung ist ebenfalls unerwähnt (möglicherweise sind die Kürzungen aus rechtlichen Gründen erfolgt, was ich mir zumindest bei The Police vorstellen kann, aber die Kürzungen nicht anzugeben finde ich echt armselig), zusätzlich ist das auf der DVD beigefügte Interview mit Wolfgang Büld ziemlich unergiebig und geht zudem auf "Women In Rock" gar nicht ein - auf der "Punk in London"-DVD erwähnt Büld an einer Stelle, dass er gezwungen war, Nina Hagen in diesen Film rein zu nehmen, obwohl er sie gar nicht mag.

Fazit: "Punk in London" ist essentiell, "Punk in England" ist ein Rip-Off, und die Cover der DVDs sind klischeehaft und fantasielos.

8.1.08

Dominikus


Dominikus zog ganz einfach aus als ein armer singender Wanderer,
und auf allen Wegen und in allen Orten erzählte er nur vom guten Gott

Zu der Zeit, als "Johann ohne Land" König von England war,
kämpfte unser Vater Dominikus gegen die ungläubigen Albigenser

Dominikus zog ganz einfach aus als ein armer singender Wanderer,
und auf allen Wegen und in allen Orten erzählte er nur vom guten Gott

Eines Tages führte ein Ketzer ihn in den Dornbusch,
aber unser Vater Dominikus bekehrte ihn durch seine Fröhlichkeit

Dominikus zog ganz einfach aus als ein armer singender Wanderer,
und auf allen Wegen und in allen Orten erzählte er nur vom guten Gott

Zu Fuß, ohne Kamel, ohne Postkutsche, zog er durch Europa,
Skandinavien sowie die Provence in heiliger Armut

Dominikus zog ganz einfach aus als ein armer singender Wanderer,
und auf allen Wegen und in allen Orten erzählte er nur vom guten Gott

Seine gesamten Anhänger, Mädchen wie Jungen, waren hell begeistert,
und um seine Lehre auszusäen, gründete er den Orden der Prediger-Mönche

Dominikus zog ganz einfach aus als ein armer singender Wanderer,
und auf allen Wegen und in allen Orten erzählte er nur vom guten Gott

Als es Dominikus und seinen Brüdern an Brot und wein mangelte,
erschienen ihnen zwei Engel, die große goldene Brote trugen

Dominikus zog ganz einfach aus als ein armer singender Wanderer,
und auf allen Wegen und in allen Orten erzählte er nur vom guten Gott

Im Traum sah Dominikus die Prediger der ganzen Welt in großer Zahl
unter dem Mantel der heiligen Jungfrau vereint

Dominikus zog ganz einfach aus als ein armer singender Wanderer,
und auf allen Wegen und in allen Orten erzählte er nur vom guten Gott

Guter Vater Dominikus, bewahre uns unsere Bescheidenheit und Fröhlichkeit,
damit wir unseren Brüdern vom Leben und der Wahrheit künden können

Dominikus zog ganz einfach aus als ein armer singender Wanderer,
und auf allen Wegen und in allen Orten erzählte er nur vom guten Gott

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Dominique, Dominique, geht so fröhlich in die Welt zu Fuß und ohne Geld
und er sang an jedem Ort immer wieder Gottes Wort, immer wieder Gottes Wort

Zu der Zeit, als Johann König ohne Land in England war,
zog Dominikus zum Streit aus mit der Albigenser-Schar

Dominique, Dominique, geht so fröhlich in die Welt zu Fuß und ohne Geld
und er sang an jedem Ort immer wieder Gottes Wort, immer wieder Gottes Wort

Eines Tages ging er barfuß durch den Dornbusch unversehrt
und so hat er einen Heiden voller Fröhlichkeit bekehrt

Dominique, Dominique, geht so fröhlich in die Welt zu Fuß und ohne Geld
und er sang an jedem Ort immer wieder Gottes Wort, immer wieder Gottes Wort

Ohne Pferd und ohne Wagen zog er durch Europa hin
denn die Armut war ihm heilig, sie war seines Lebens Sinn

Dominique, Dominique, geht so fröhlich in die Welt zu Fuß und ohne Geld
und er sang an jedem Ort immer wieder Gottes Wort, immer wieder Gottes Wort

Alle Jungen, alle Mädchen machte seine Lehre froh
und zum Vater aller Prediger auf Erden wurd' er so

Dominique, Dominique, geht so fröhlich in die Welt zu Fuß und ohne Geld
und er sang an jedem Ort immer wieder Gottes Wort, immer wieder Gottes Wort

Eines Tages waren er und seine Brüdern ohne Brot
da erschienen ihnen Engel und sie linderten die Not

Dominique, Dominique, geht so fröhlich in die Welt zu Fuß und ohne Geld
und er sang an jedem Ort immer wieder Gottes Wort, immer wieder Gottes Wort

Unter'm Mantel der Maria, die ihm oft im Traum erscheint
sieht Dominikus die Prediger der ganzen Welt vereint

Dominique, Dominique, geht so fröhlich in die Welt zu Fuß und ohne Geld
und er sang an jedem Ort immer wieder Gottes Wort, immer wieder Gottes Wort

Oh Dominikus, bewahr' uns Frohsinn und Bescheidenheit
daß wir unseren Brüdern künden von des wahren Lebens Freud'

Dominique, Dominique, geht so fröhlich in die Welt zu Fuß und ohne Geld
und er sang an jedem Ort immer wieder Gottes Wort, immer wieder Gottes Wort

Für Leigh A. Wilson