...zufällige Gedanken zu verschiedenen Themen, die nicht nur mit Hannover, Musik, Punk, Politik zu tun haben ...
30.7.06
Swiss Wave 1977-1985
Ich bin mir nicht sicher in welchem deutschsprachigen Land Punk früher eingeschlagen ist, jedenfalls kam Österreich ganz als letztes mit eigenen Platten heraus (die DDR lassen wir mal außen vor). Die Schweiz hatte schon 1977 mit "Hot Love" von den Nasal Boys eine der ersten Punk-Veröffentlichungen am Start, die klar bundesdeutschen Platten von den Straßenjungs und Big Balls and the Great White Idiot überlegen war. Aber erst Kleenex setzten die Schweiz so richtig auf die Punk-Landkarte. Kleenex waren 4 Frauen, sie waren bereits im Februar 1979 auf dem "Into the future"-Festival in Hamburg am Start - und sie kümmerten sich nicht um die üblichen Punk-Konventionen (Greil Marcus kann euch mehr dazu erzählen). Im Vergleich zu ihnen klangen die meisten anderen Schweizer Punkbands wie altertümliche Rockgruppen. Dabei war es nicht der Sound, es war ihr unkonventioneller Umgang mit Songstrukturen, Texten und Melodien (vielleicht ist das das Geheimnis einiger kultisch verehrten Frauenbands: ihr mangelnder Respekt vor den männlichen Musikkonventionen). Damit waren sie ziemlich einzigartig (nicht nur) in der Schweiz. Was sie dagegen gemeinsam hatten mit den anderen Schweizer Bands: sie klangen alle besser als die ersten deutschen Punk-Veröffentlichungen. In Sachen Studiotechnik waren die Schweizer den Westdeutschen meilenweit voraus. Die Schweizer waren aggressiver, aber sie experimentierten weniger. Selbst die erste Dieter Meier-Platte klang nirgends nach seinen späteren Yello-Welterfolgen, sondern wie räudiger Punk. Technycolor veröffentlichten leider nur eine Single, aber sie konnten es definitiv mit der ersten Damned-LP aufnehmen. Die Yodler Killers waren pure Energie. Vielleicht waren die Schweizer Gesellschaftsverhältnisse noch versteinerter als die westdeutschen, weshalb es erst mal nur um Aggression gegen das Establishment ging ("Züri brännt" war damals auch in westdeutschen Punkerkreisen ein Thema) und weniger um das Finden einer eigenen Stimme zwischen Staat und altlinker Opposition wie in Westdeutschland (die Österreicher waren vermutlich noch katholisch-versteinerter, weshalb dort erst mal gar nichts ging).
Diesen Sampler habe ich auf einer Schweizer Webseite als Stream entdeckt. Er ist Teil einer 5-CD-Box zur Schweizer Rock&Pop-Musik von 1957 bis 1985, wobei mir nicht klar ist, ob diese Box je in den normalen Handel gekommen ist. Wie bei jedem Sampler kann man über die Zusammenstellung maulen, aber ich denke die Intention war kein persönliches Mixtape, sondern eher eine offiziell abgesegnete Repräsentation Schweizer Musik, wie auch der beiliegende Text zeigt. Dafür finde ich sie sehr gelungen.
Es gibt übrigens von Marlene Marder von Kleenex/Liliput ein wunderbares Buch (ich habe leider nur diese amazon-Seite über das Buch gefunden - muss man denn alles selber machen?) über die Band, dass ich jedem nur ans Herz legen kann!
Swiss Pop&Rock Anthology from the beginnings till 1985: WAVE (3)
"Ain't You" (Kleenex) / "Hot Love" (Nasal Boys) / "Cry For Fame" (Dieter Meier) / "Je suis speed" (Le Beau Lac de Bâle) / "Bunker" (Technycolor) / "Dany Hot Dog" (Mother's Ruin) / "Züri brännt" (TNT) / "365" (Glueams) / "Züri Punx" (Sperma) / "Ech well frei s"i (Crazy) / "Jacot Masturbette" (Yodler Killers) / "Continental Tango" (Expo) / "Eisbär" (Grauzone) / "Hitch-Hike" (LiliPut) / "Uhhdabbadabbada" (The Bucks) / "No Illusion" (The Zero Heroes) / "Can't Feel" (Tickets) / "Footsteps" (Blue China) / "Rhythm Walk" (Ping Pong) / "Les filles du Limmatquai" (Stephan Eicher) / "Victim" (Starter) / "Willy Ritschard" (Hertz) / "Schuld war nur der Bossa Nova" (Vera Kaa) / "The Shattered Dream" (Hungry For What) / "Envoyé" (The Young Gods)
Swiss Pop&Rock Anthology from the beginnings till 1985: WAVE (download Teil1) (download Teil2)
Summary: Swiss Punk started in 1977 with the Nasal Boys and was really brought to worldwide attention with the help of Kleenex , who broke all conventions of Rock'n'Roll and Punk (ask Greil Marcus for more details). Swiss Punk always sounded better than German punk records, but they never were too experimental and synthesizers were rarely used. This was maybe due to the political situation in Switzerland, were youth had just to rebel against authorities to be heard where as in Germany the punks were looking for their own voice apart from authorities and Marxist opposition. This compilation was found as a stream on a Swiss website for a 5-CD-box of Swiss Rock&Pop from 1957 to 1985, but I don't know whether this box was ever commercially released or just for official promotion of the Swiss record industry.
29.7.06
Swiss Beat 1957-1968
Diesen Sampler habe ich auf einer Schweizer Webseite als Stream entdeckt. Er ist Teil einer 5-CD-Box zur Schweizer Rock&Pop-Musik von 1957 bis 1985, wobei mir nicht klar ist, ob diese Box je in den normalen Handeln gekommen ist. Ich vermute eher, es ist eine offiziell abgesegnete Repräsentation Schweizer Musik zur Werbung für die Schweizer Musikindustrie, wie auch der beiliegende Text zeigt. Den ersten Teil finde ich etwas langweilig, weil Rock'n'Roll und Merseybeat nicht so meine Musik ist, aber die Beatles-Coverversion "Petite fille" von Tony Rank klingt schon hübsch. Was überhaupt auffällt: der professionelle Sound der Schweizer Beatbands, besser als vieles was damals in Westdeutschland produziert wurde. Andererseits doch eher das traditionelle, musikalisch wird nicht so viel gewagt, es bleibt hinter den englischen Vorbildern zurück. Trotzdem einige Highlights: Les Sauterelles tauchen ja gerne auf internationalen Psychedelic-Samplern auf und "I Love You How You Love Me" ist ein schönes Stück Jingle-Jangle. Danach ein schöner Schmachtfetzen von Susie Klee: "Mr. Zero" wurde sogar in England veröffentlicht und bei bei Barry Window zirpt die Sitar. Insgesamt etwas zahm, aber ich bin nicht der Fachmann für diese Musik und andere mögen da besser beurteilen können was dieser Sampler taugt.
Swiss Pop&Rock Anthology from the beginnings till 1985: BEAT (1)
"Chimpanzee Rock" (Hula Hawaiians) / "Be Bop A Lula" (Les Faux Frères) / "C'est la chose" (Gil Rocky & Les Rockys) / "Stalactite" (Les Aiglons) / "Baya" (Les Sorciers) / "Petite fille" (Tony Rank) / "J'y laisserai ma peau" (Larry Greco) / "Rock and Roll Music" (Les Relax) / "Tilt" (The 5 Dorados) / "Null Uhr Zehn" (Pichi) / "Alles ist Alright" (The 16 Strings) / "All The Day" (The Mods) / "Be My Loving Baby" (The Sevens) / "Gloria" (The Red Devils) / "I Love You How You Love Me" (Les Sauterelles) / "Mr. Zero" (Susie Klee) / "Walkin' On This Road" (Hepp/Anselmo) / "Quelli" (The Night Birds) / "Don't Leave Me Behind" (The Dynamites) / "Black Cat" (The Sheapes) / "Gilly Gilly" (The Wild Gentleman) / "Take Care Of Our Love" (Polo's People) / "Horseback" (Chris Lange) / "Complication" (The Teenagers) / "I'll Wait For You" (Barry Window) / "Heavenly Club" (Les Sauterelles)
Swiss Pop&Rock Anthology from the beginnings till 1985: BEAT (
Summary: This compilation was found as a stream on a Swiss website for a 5-CD-box of Swiss Rock&Pop from 1957 to 1985, but I don't know whether this box was ever commercially released or just for official promotion of the Swiss record industry. It's a nice selection of Swiss rock'n'roll, beat, mod and psychedelic, although I think in general it's a bit tame. But others might have a better judgement.
28.7.06
Krauts! Krauts! Krauts!
Leider habe ich die "Kraut & Rüben"-Reihe im WDR damals nicht vollständig mitbekommen. Aber anstatt die Dinger einfach zu wiederholen packt der Rockpalast noch einen drauf und bringt 10 Stunden nicht berücksichtigtes Film- und Fernseh-Material! Die Setliste der ersten Sendung am 5./6.8. verspricht bereits großartiges!
Wonderland!
Amon Düül II!
Petards!
Xhol Caravan!
Organisation!
Can!
Guru Guru!
Klaus Doldingers Passport!
und so weiter und so fort...
Floh De Cologne "Die Luft gehört denen, die sie atmen" wird sicher sehr lustig und was bitte ist "Okidoki" von Kraftwerk? Bröselmaschine dagegen war in der Reihe der totale Reinfall...
Der zweite Teil folgt am 12./13.8., dafür gibt es aber noch keine Setliste.
Also schon mal die Video- und DVD-Rekorder vorwärmen und hoffen, dass die Serie selbst bald wiederholt wird, meinetwegen auch bei arte oder so...
Rockpalast-Sendetermine
Die ewig junge lustige Hannoversche Blasmusik
Warum diese LP? Es gibt Dutzende von LPs mit Marschmusik unter der Leitung des Langenhageners Dirigenten und Orchesterleiters Ernst Müller (es gab vor ein paar Jahren Ärger bei seinem Abgang in den Ruhestand, wenn ich mich richtig erinnere), die zwar alle superprofessionell klingen, aber genauso totlangweilig sind. Kennst Du eine kennst Du alle (ich glaube nicht, dass mir ein Leser dieses Blogs widerspricht, aber andererseits glaube ich auch nicht, dass Ernst Müllers Zielgruppe diesen Blog liest).
Warum dieser Marsch? Dieser Marsch ist nichts besonderes außer dass er zur Abwechslung mal von Müller selbst komponiert wurde - und dem hannoverschen Oberbürgermeister Herbert Schmalstieg gewidmet wurde, der 1972 mit 28 Jahren als jüngster deutscher Oberbürgermeister gewählt wurde. Heute ist er 62 und dienstältester deutscher Oberbürgermeister. Da kann man nur noch Gerhard "Gasmann" Schröders Spruch zu Helmut Kohl zitieren: "Danke, aber jetzt ist es auch genug." Vielleicht spielen sie Herbert ja diesen Marsch zu Abschied. (An dieser Stelle erzähle ich gerne meinen hannoverschen Lieblingswitz: Treffen sich 2 Hannoversche Ratherren. Sagt der eine: "Du, ich möchte nicht 100 Jahre alt werden." "Wieso das denn nicht?" "Weil dann Herbert zum Gratulieren kommt." "Ne, dann möchte ich auch nicht 100 Jahre alt werden!" - Hintergrund: früher war der Oberbürgermeister in Hannover ein rein repräsentativer Posten, sogenannte Zweigleisigkeit, die eigentliche politische Macht lag beim Oberstadtdirektor, weshalb Herbert Schmalstieg viel Zeit hatte, bei runden Geburtstagen älterer Menschen zusammen mit Pressefotografen vorzukommen. Bei 100jährigen kommt er aber heute auch noch persönlich vorbei.)
Ich denke, das wird ein schöner Tag für Hannover, wenn Herbert Schmalstieg endlich das Rathaus verlässt. Aber es wird auch ein schwarzer Tag, weil ich nicht erkennen kann, dass sich danach etwas ändert. Schmalstieg hat sich seinen Nachfolger selbst herangezüchtet und seine Seilschaften bleiben selbstverständlich erhalten. Die Bündnisgrünen sind in diese Seilschaften längst integriert. Die CDU in Hannover wird selbst vom eigenen Landesverband schräg angesehen, die FDP klopft Sprüche und der Rest wird in der örtlichen Presse totgeschwiegen und daher an der Wahlurne vermutlich untergehen.
Städtisches Musikkorps der Feuerwehr Hannover, Leitung: Obermusikmeister Ernst Müller
Die ewig junge lustige Hannoversche Blasmusik
"Marsch der Hannoverschen Feuerwehr" / "Der junge Hannoveraner" / "Fröhliche Leute" / "Hannoverscher Königsgruß" / "Im Leinethal" / "Der lustige Hannoveraner" // "Marsch der Hannoverschen Garde du Corps" / "Longstreet-Dixie" / "Magic Trumpet" / "Dornröschens Brautfahrt" / "Der Jäger aus Kurpfalz" / "Niedersachsenmarsch"
LP, Leuenhagen & Paris 666 755, ohne Jahr
Städtisches Musikkorps der Feuerwehr Hannover, Leitung: Obermusikmeister Ernst Müller "Der junge Hannoveraner" (
Summary: Ernst Müller from Lagenhagen made many many many records with his various local brass bands and they all sound the same: very professional and very boring. This is a march composed by Müller himself and it is dedicated to the Major of Hannover Herbert Schmalstieg. It is called "The young Hannoveraner" because Schmalstieg was only 28 when he became Major. Now he is 62 and still Major...
27.7.06
Kommunalwahlkampf 2006 - Verwirrung
“Direkt gewählt werden die Regionspräsidentin / der Regionspräsident, die Oberbürgermeisterin / der Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Hannover und die Bürgermeisterin / der Bürgermeister in den nachfolgenden Städten und Gemeinden der Region Hannover: Barsinghausen, Garbsen, Gehrden, Hemmingen, Isernhagen, Laatzen, Langenhagen, Pattensen, Ronnenberg, Seelze, Uetze, Wedemark, Wennigsen und Wunstorf. Die Amtszeit der gewählten Personen bei den Direktwahlen beträgt erstmalig 8 statt bisher 5 Jahre. Außerdem werden die Regionsversammlung, die Stadt-/Gemeinde- und Ortsräte in den Umlandgemeinden der Region Hannover sowie der Stadtrat und Stadtbezirksräte der Landeshauptstadt Hannover für eine Wahlperiode von 5 Jahren gewählt.” (Quelle: http://www.hannover.de/data/download/buerger/RH_wahl_stat/KWInfo2006.pdf, Hervorhebungen von mir)
3 Kinder und eine Sonnenblume stehen nehme ich mal an für Familienfreundlichkeit, Ökologie und Zukunft. Allerdings würde jede andere Partei auf Nachfrage diese Schlagworte auch für sich reklamieren. Politische Aussage dieses Plakates ist also gleich null. Aber immerhin haben wir gezeigt, dass es uns gibt. Du kannst uns ruhig wählen, aber bitte frag uns nicht, weshalb du das tun solltest.
70% der Deutschen sind gegen Gen-Mais, aber das ist doch ein bundespolitisches Thema, oder? Hat somit mit der Kommunalwahl nichts zu tun und ist daher politisch also null hilfreich für eine kommunalpolitische Wahlentscheidung. Übrigens jammern Kommunalpolitiker ja immer bei Niederlagen, sie seinen für landes- oder bundespolitische Fehler abgestraft worden, für die sie gar nichts könnten. Mit solchen Plakaten wird eine solche Entschuldigung natürlich unmöglich.
Aha, wir wählen neben dem Oberbürgermeister auch den Regionspräsidenten. Der Satz “Für ein gutes Klima in der Region” als Beschreibung des Führungsstils von Frau Klawunde als Regionspräsidentin ist natürlich sehr harmoniesüchtig und dem eigenen politischen Profil eher abträglich. Und die Doppeldeutigkeit von “Klima” geht auch verloren, denn Energiepolitik ist Bundes-, nicht Kommunalpolitik, oder?
Was mich an diesem Plakat irritiert ist dass die Frage “Kind oder Beruf?” mit einer Mutter illustriert wird. Ich dachte, das Problem seien die Männer, die ihren Frauen bei der Erziehung (und dem Haushalt) zu wenig unter die Arme greifen. Gerade hatten wir die Diskussion, ob das Erziehungsgeld auch dann volle 12 Monate gezahlt werden sollte, wenn sich der Vater keine Auszeit nimmt. Wäre es da nicht für Bündnis 90/Die Grünen fortschrittlicher gewesen, den Satz “Kind oder Beruf?” mit einem Mann zu illustrieren, anstatt das alte Rollenklischee von Frauen als in erster Linie Mütter weiter zu bedienen? Wo stehen die Grünen eigentlich gesellschaftspolitisch? Links oder rechts?
Auch hier gilt: Schulpolitik ist Landespolitik, die Kommunen sind nur für die Schulgebäude zuständig. Dieses Plakat führt somit - genauso wie die meisten anderen - die Wähler in die Irre, weil die am 10.9.2006 zu wählenden Gremien schulpolitisch keine Entscheidungskompetenz haben. Aber ich lasse mich gerne eines besseren belehren.
26.7.06
Klönsnack mit Musik und Politik
Gesundheitsbedingt kann ich Euch nichts zum aktuellen Stand des Straßenwahlkampfs in Hannover sagen, daher diese Woche etwas musikalischen Wahlk(r)ampf. In den 70er Jahren hatten die Parteien noch Geld, da gab es bei Wahlkämpfen nicht bloß Kugelschreiber und Luftballons als Geschenk, sondern richtige Schallplatten. Letztes Jahr machte ja der nette "Wir Wählen CDU"-Schlager die Runde durch viele Blogs (war ja auch besser als das komische "Bonnanza"-Hörspiel mit Dieter-Thomas Heck auf der anderen Seite). Leider kenne ich nichts Vergleichbares der SPD. Dies hier ist nämlich das absolute Grauen. Eine Maxi-Single zum niedersächsischen Landtagswahlkampf 1978 mit vielen Wortbeiträgen und schlechter Musik. Der Tiefpunkt ist Willi Brandt, wie er u.a. Witze von Radio Eriwan erzählt. Nicht dass die Witze schlecht sind, es ist nur sein Vortrag...
Klönsnack mit Musik und Politik Präsentiert zur Niedersachsenwahl '78 von der SPD
"Ballade pour Adeline" / "Ravens contra Kiep - ein Schagabtausch" / "Merkwürdigkeiten aus Niedersachsen" / "Die Fünfprozenter - Ein Kommentar von Altministerpräsident Georg Diederichs" / "Albrecht in der Rezension - Anmerkungen über noch ein Buch" / "Heinz Eckner im Klönsnack mit Karl Ravens" // "Der Klönsnack geht weiter" / "Aus dem Studio Bonn: Willy Brandt erzählt die Witze des Monats" / "Das Lied von ‚Albrecht seine Show' frei nach ‚Herrn Pastor sein Kau' Die anonymen Sänger von Niedersachsen" / "Was ich noch sagen will - Von Bundeskanzler Helmut Schmidt" / "Ballade pour Adeline"
Maxi-Single, SPD-Landesausschuß Niedersachen K.R. 78/1, 1978
"Aus dem Studio Bonn: Willy Brandt erzählt die Witze des Monats" (
PS: In den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts gaben sich einige Musiker noch richtig Mühe und schnippelten Bundestagsreden von diversen Politikern zu Popsongs zusammen, besonders gerne von Helmut Schmidt und Franz Josef Strauß. Ich habe 5 LPs von diesem Zeug, allerdings werde ich Euch damit nur belästigen, wenn sich jemand dafür interessieren sollte. Also bitte melden...
Summary: This is a recording of the late Willi Brandt, German Chancellor from 1969 until 1974 und winner of Nobel Peace Prize in 1971, telling some jokes for a record in 1978 to support the SPD in their election campaign in Lower Saxony. If you don't understand German it might be not that interesting for you…
23.7.06
Mittagspause Rondo-Studio 1980
Nach der genialen "Herrenreiter"-Single von Mittagspause Ende 1979 warteten alle auf die erste LP der Band, doch es geschah - nichts. Stattdessen kamen Peter Hein und Thomas Schwebel mit der genialen Fehlfarben-Single "Abenteuer & Freiheit" raus. Von Mittagspause kam dann 1981 noch die "Punk macht dicken Arsch - Live in Wuppertal"-LP heraus. Was genau zum Ende von Mittagspause führte weiß ich nicht. Vielleicht war es der wachsende Drogenkonsum von Franz Bielmeier, vielleicht war es das zunehmende Desinteresse von Peter Hein an Punk und wie er sich in Deutschland entwickelte. Schließlich beginnt die Fehlfarben-Single mit dem großartigen Satz "Es ist zu spät für die alten Bewegungen, was heute zählt ist Sauberkeit", etwas, was auch die Londoner Punk-Elite längst vollzogen hatte und bei Two-Tone (The Specials und Madness), Goth (Siouxsie and the Banshees) und New Romantic (Visage) landete und Sham 69 und U.K.Subs den Prolls und Hooligans überlies. Jedenfalls hatten Mittagspause ihr Pulver verschossen und bevor sie peinlich wurden lösten sie sich lieber auf. Ihre letzten Aufnahmen blieben fast unbekannt (ein Schnipsel tauchte mal einige Jahre später auf einem Cassetten-Fanzine auf) und wurden erst 1992 von Alfred Hilsberg ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt. Zu hören ist eine Band, die den Faden verloren hat und nicht weiter weiß. "Japaner in Düsseldorf" ist der einzige richtige Song, dem aber die zwingende Melodie früherer Werke fehlt, und dessen Text Peter Hein später bei den Family 5 wieder verwendete, etwas, was er häufiger tat (es gibt auch frühe Songs der Fehlfarben zu den Texten von "Herrenreiter" und "Derendorf"), "Schnurgelbiefel" ist halb fertig, Drafi Deutschers "Marmorstein und Eisen bricht" befand sich schon früher im Live-Programm von Mittagspause, aber den anderen 4 Stücken fehlt jegliche Form. Man kann verstehen, warum diese Aufnahmen für die Wiederveröffentlichung von Mittagspause auf Captain Trip-Records ausgeklammert wurden, andererseits wird erst bei Kenntnis dieser Machwerke die Mittagspause-Parodie "Es hat keine Disco hier" auf Xao Seffcheques "Sehr gut kommt sehr gut"-LP verständlich. Auf der CD von What's So Funny About werden die Aufnahmen von den beiden Single-Stücken "Herrenreiter" und "Paff der Zauberdrache" eingerahmt und das macht die Sache noch trauriger, denn bis dahin hatte ich eigentlich "Paff" für den Tiefpunkt im Werk von Mittagspause gehalten. Dass das Duo Bielmeier/Hein aber noch nicht am Ende war zeigt die Aufnahme von "Mildred", die 1982 unter den Namen Aqua Velva auf dem "Alles oder nichts" Cassetten-Sampler von Klar!80 erschien, eine Version, die richtig gut losgeht und der Fassung von Family 5 klar überlegen ist.
Summary: When Mittagspause, one of the first German punk-bands although they never really sounded like orthodox punk, released their "Herrenreiter"-7" in 1979 everybody had great expectations for their first album. But it never happened, instead Peter Hein and Thomas Schwebel formed Die Fehlfarben. I have no clue why Mittagspause broke up, maybe it was because of the increasing drug-abuse of Franz Bielmeier, maybe Peter Hein was fed up with the way punk in Germany transformed into some kind of high-speed hard rock for hooligans. But before the band broke up they made some final recordings which were so bad that they were only released in 1992 when nobody really listened to such historic stuff anymore. There are only one and a half complete songs ("Japaner in Düsseldorf" and "Schnurgelbiefel"), a cover-version of the biggest hit of the late Drafi Deutscher ("Marmorstein und Eisen bricht") and the rest is some kind of session stuff. On the CD released by What's So Funny About both tracks from the "Herrenreiter"-7" were added to these recordings and that makes it even more clear why the Captain Trip-release of Mittagspause doesn't include these tracks. But they should have included the complete "Punk macht dicken Arsch - Live in Wuppertal"-LP released in 1981.
Mittagspause Rondo-Studio 1980
"Japaner in Düsseldorf" / "Schnurgelbiefel" / "Hum-ta-ta" / "Besser wie Male" / "Rauschebart macht Männer hart" / "Marmorstein und Eisen bricht" / "Industria raboti"
Franz Bielmeier - Bass/Gitarre/Chor, Markus Oehlen - Schlagzeug/Chor, Peter Hein - Gesang, Thomas Schwebel - Gitarre/Chor, produziert 1980 im "Rondo-Studio" Düsseldorf von Franz Bielmeier und Xao Seffcheque
Veröffentlicht auf der CD "Herrenreiter", What's So Funny About SF119, 1992 (download)
Update 11.9.2008: diese aufnahmen wurden 1980 abgemischt und waren für 1981 als lp geplant. "der traum ist aus" und "es hat keine disco hier" waren als single vorgesehen und waren deshalb nicht auf den lp-bändern, die durch xao 1992 an whatssofunny weitergegeben wurden.
wie immer, wenn man es nicht selbst macht,geschieht es nur halb. - ist das ein wunder ? Kommentar von Franz Bielmeier auf der Rondo-homepageStücke aus den Rondo-Sessions von Mittagspause auf der Rondo-homepage:.
es hat keine disco hier, marmor stein, industria raboti (rough mix), schnurgelbiefel, japaner in düsseldorf (rough mix) und der traum ist aus
Update 15.2.2021: Gerettet aus den Tiefen des Internets einer alten Festplatte: die MP3s von der Rondo-Homepage von den Rondo-Sessions von Mittapspause: Japaner in Düsseldorf (rough mix) / Schnurgebiefel / Hum Ta Ta (zwischenmix) / Besser wie Male / Rauschebart / Marmor Stein / Industria Raboti (rough mix) / Es hat keine Disco hier / Der Traum ist aus / Jam / Schnurgebiefel (nomix) (download) - Sollte Herr Bielmeier seine Ankündigung für die große Mittagspause-Box tatsächlich umsetzen wird dieses Link selbstverständlich entfernt :-)
21.7.06
Hannover Rock Szene 1976
Diese Doppel-LP habe ich neulich in einem Online-Shop für 150,- € entdeckt, soll angeblich super rar sein, was wahrscheinlich daran liegt, dass sie nur in Hannover Verbreitung gefunden hat. Ich habe mein Exemplar nur wieder ausgegraben, weil bei der Gruppe "Vox Humana" mein damaliger Musiklehrer René Gilly mitgespielt hat:
"Aus der Fusion von Vox Humana Nova und Second Birth ging 1973 das Oktett Vox Humana hervor. Stilistisch im Bereich zwischen Jazz und Rock angesiedelt, sind ihre gefühlvollen Kompositionen mit das Beste, was Hannovers Musik zu bieten hat. Neben Brigitte Thielepape, einer der wenigen Rockmusikerinnen, verdient besonders René GiIIy Erwähnung. Er ist ein meisterhafter Spieler auf der Bluesgitarre."
Ich erinnere mich noch wie Gilly sich vor der Klasse darüber beschwert hat, dass "Vox Humana" nur mit einem kurzen Stück auf der Platte vertreten seien, weil die anderen Bands alle ihre zugewiesenen 5 Minuten überzogen hätten. Ansonsten habe ich an seinen Musikunterricht eigentlich kaum noch eine Erinnerung, nur daran, wie er uns den Unterschied zwischen guter und schlechter Popmusik erklärt hat. Als Beispiel für gute Musik hat er eine LP mit irgendwas von Eric Clapton (wie überraschend!) aufgelegt, das Gegenbeispiel war dann "More Than A Feeling" von Boston. Der Unterschied? Das Stück von Bosten war auf der Platte ausgeblendet worden, das Stück mit Eric Clapton hatte einen richtigen Schluß. Und jetzt bitte alle mitschreiben: Wird ein Lied vor dem Ende ausgeblendet, dann ist es schlechte Popmusik.
Von "Vox Humana" gibt es meiner Kenntnis nach keine weitere Veröffentlichung und was René Gilly heute musikalisch macht entzieht sich ebenfalls meiner Kenntnis.
Spanner präsentiert: Hannover Rock Szene Doppel-Album
"Earth" (Jane) / "Angel No 7" (Black Angel) / "Help me through the night" (Petticoat) / "House of Chords" (Mirage) // "Runaway" (Harlis) / "Dice Box" (Madison Dyke) / "Berge des Wahnsinns" (Relayer) / "Hemmingen-Westerfeld" (Methusalem) // "I'm goin' mad" (Scorpions) / "Look here, Dave" (Choice) / "Dice in Turn" (Vox Humana) / "New York" (Karsten Hamburg) // "Acapulco" (Harvey Cooper Band) / "The Queen" (One Day Blues Band) / "American Dream" (Ramses)
Doppel-LP, zeroone (Zeroone Ton- und Bildträgerproduktion GmbH) G 2006, 1976
Vox Humana "Dice in Turn" (3:58)
20.7.06
Hannover Szene '84 (Teil 4)
Meine Lieblingsgruppe auf der LP, die Knibbels. Der Gitarrist und Bassist spielten früher Schlagzeug und Bass bei Notruf, von denen auf Spargel-tapes eine wavige Cassette erschien. Dies hier ist eher Punkrock, vielleicht sogar Fun-Punk aus der Kreisklasse? Erlebt die hohe Kunst des Punkrock-Songwritings, wo die Gesangslinie den Gitarrenakkorden folgt. Auch der Refrain ist großartig: "Ich möcht' so reich sein wie J. R. Ewing, nah nah nah nah nah, nah nah nah". Die Bassist war übrigens 'ne ziemliche Nervensäge, keine Ahnung, was aus ihm geworden ist. Der Werbespot für Kondome wurde möglicherweise von den Produzenten der LP absichtlich dort platziert und ist immer wieder ein großer Spaß.
"The Knibbels
... gegründet oktober 1983...aufgenommen am 15. januar 84 im gts...musik geprägt von cure und slf...texte, meist kritisch mit der absicht der verbesserung und kenntnisnahme...zu 99% deutsche texte...
es würgten bei der aufnahme mit...klaus f....bierdose, beck's groundgegröhle, sitar & rückkopplung...dirk g....säuferstimme, zwischenrufe & brummen im unteren frequenzbereich...thomas t....taktloses rumgekloppe mit zeitweiligen auswüchsen....wem's gefällt, und wer nicht genug haben kann, melde sich bei klaus, wo er seine vorbestellung für unser demnächst erscheinendes c-90 tape zum selbstkostenpreis loswerden kann...
stop - stop - stop - stop - stop - stop - "
The Knibbels "Reich wie J.R." (
19.7.06
Hannover Szene '84 (Teil 3)
Zu dem Duo Rollsplitt habe ich keine weiteren Infos, aber das Stück klingt wie alle Schlechtigkeiten der ndW zusammengefasst. Grandios!
"Rollsplitt
Kommt aus der hannoverschen "Deutschtext-Szene" und sind:
Tina M. - Gesang
HELMUT TEUBNER - Text, Komponist, keyboards und drum-computer
Gemeinsam versuchen sie, eine musikalische Weiterentwicklung vom Deutsch-Rock und New Wave zu finden:
eingängige Melodien mit kritischen Texten zum Mitsingen.
Rollsplit "Nichts ist da" (
18.7.06
Kommunalwahlkampf 2006 – Olivgrün
Am Wochenende habe ich ein sehr merkwürdiges Plakat der Grünen entdeckt. Zum einen hat es überraschenderweise einen echten Hannoverbezug, zum andern aber eine völlig irritierende Aussage: “Später werde ich mal Schützenkönigin.” Nun ist die Verbindung Bündnis 90/Die Grünen - Schützenvereine nicht gerade offensichtlich, stehen Schützenvereine doch für deutsche Vereinsmeierei, Spießbürgertum, Konservatismus und Waffenverherrlichung. Waffen, das sind ja bekanntermaßen diese Werkzeuge, die zu nichts anderem nützlich sind als Tiere und Menschen zu bedrohen, zu verletzten und zu töten. Dass die hannoverschen Grünen ein merkwürdiges Völkchen und Oberrealos sind ist ja schon länger bekannt, aber was soll die Botschaft eines Wahlplakats mit einer Schützenkönigin sein? Etwa, dass die hannoverschen Grünen auf ihrer politischen Wanderung jetzt bei der CDU angekommen sind? Oder die ekeliger Interpretation: sie haben jegliche politischen Werte über Bord geworfen und versuchen nur noch so viele Wählerstimmen wie möglich abzugreifen, um ihren Parteiapparat zu finanzieren? Doch halt, da ist noch ein weiteres Element auf dem Plakat, denn der Slogan “Mit dem Herzen wählst Du grün” ist dreisprachig. Es soll sich also um ein Plakat zum Thema Ausländerpolitik/Integration handeln. Und wenn man genauer hinschaut könnte man vermuten, die abgebildeten Personen auf dem Plakat haben einen wie es so schön politisch korrekt heißt “migrantischen Hintergrund”. Allerdings. eine Schützenkönigin türkischer oder spanischer Abstammung, das ist keine Integration, sondern komplette Assimilation an deutsche (Un-)Tugenden. Ist das wirklich die Integration, die Bündnis 90/Die Grünen sich vorstellen, die Aufgabe jeglicher eigener kultureller Identität? Wenn eine Türkin oder Spanierin Lust hat Schützenkönigin zu werden, soll sie doch, aber das als Ideal darstellen?? Übrigens habe ich neulich folgenden interessanten Gedanken aufgeschnappt: Bündnis 90/Die Grünen reden ja gerne von “Migranten”, komischerweise aber nicht von “Immigranten”. Immigranten sind Einwanderer, aber Migranten sind nur Wanderer. Also wird auch bei den Grünen sprachlich der Ausländer als Gastarbeiter angesehen, der nicht auf Dauer einwandert, sondern irgendwann mal wieder abhaut (gute Idee, die ganzen deutschrussischen Drogendealer wieder zu Putin zurückzuschicken). Da ist aber selbst die CDU weiter, die neuerdings auch anerkennt, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist.
Setzen, sechs!
Hannover Szene '84 (Teil 2)
Hannover Szene '84 (Teil 2)
Mein zweitliebstes Stück von dieser LP ist von Zamm, einer Gruppe die ein bisschen bekannter war. Achim Brandes muckt immer noch in Hannover rum, Volker Bublitz war damals Toningenieur bei Pro-Sound. Der Sound klingt typisch für die 80er Jahre, eigentlich das einzige Stück auf der ganzen LP, dass soundtechnisch auf der Höhe der (damaligen) Zeit war. Der Text ist aber reinster Lindenberg: "Entschuldigen Sie, wo ist Ende vom Packeis? Entschuldigen Sie bitte, wann ist das Packeis vorbei?"
"ZAMM
Achim Brandes (Tasteninstrumente, Baß-Synthesizer)
Volker Bublitz (Gesang, Gitarren, Baß)
Wolfgang Rogall (Schlagzeug)
ZAMM macht:
Musik
Spaß
Zamm "Packeis" (
17.7.06
Wollen wir uns alle Duzen?
Etwas erstaunliches ist heute passiert: der Bild-Zeitung ist keine Schlagzeile eingefallen. Hat die Hitze die Redakteurs-Hirne lahmgelegt? Oder was könnte sonst die Ursache für den nicht vorhandenen Nachrichtenwert dieser Schlagzeile sein? Keine kosmischen Strahlen, die unsere Horoskope durcheinanderbringen? Keine Meteoriten, die zu nah an der Erde vorbeifliegen? Nicht mal ein Krieg im Nahen Osten, vor dem Deutsche fliehen müssen? Übrigens stieß ich gestern beim zappen durch den alltäglichen Fernsehmüll auf ein Gespräch von Focus-Markwort mit irgendeinem bärtigen Typen, der aber tatsächlich sagte, dass früher das deutsche Fernsehpublikum das beste der Welt gewesen aber inzwischen verblödet worden sei, und jetzt sei das französische Fernsehpublikum das Beste der Welt. Danke Helmut Kohl, dass Du uns das Privatfernsehen geschenkt hast. Aber ohne die jahrzehntelange Vorarbeit der Bildzeitung wäre die Verblödung nie so perfekt geworden. Die Bild-Schlafzeile oben erinnerte mich zudem an einen Artikel aus der SPEX von 3 Jahren, der sich anlässlich von "Deutschland sucht den Superstar" mit dem bereits 1961 erschienen Buch "The Image or What Happened to the American Dream" von Daniel J. Boorstin (auf deutsch "Das Image. Der amerikanische Traum" bei Rowohlt, Hamburg, erschienen). Hier ein paar Zitate aus dem Artikel von Bettina Schuler, die sich ohne weiteres auf die obige Bildschlagzeile und die ganze WM-Hysterie übertragen lassen:
"(...) "Pseudo-Ereignis" nennt der Historiker Daniel J. Boorstin dieses Phänomen. In seinem Buch "THE IMAGE or What Happened to the American Dream" (New York, 1961) beschreibt Boorstin, wie durch das Anwachsen der amerikanischen Massenmedien die Notwendigkeit der unermüdlichen Nachrichtenproduktion gestiegen ist. Die gegebenen Ereignisse reichten nicht mehr aus, um die Spalten der Zeitungen zu füllen und so ging man dazu über, synthetisch erzeugte Pseudo-Ereignisse zu produzieren, die sich einzig und allein um ihrer Selbst willen ereignen und eine Kette von Pseudo-Ereignissen und Nachrichten nach sich ziehen.
"Dadurch, dass wir mehr verlangen, als die Welt uns geben kann, fordern wir, dass etwas fabriziert wird, was über die Unzulänglichkeit der Welt hinwegtäuscht" (Boorstin 1961).
Dabei wird der Erfolg dieser künstlich erzeugten "Events" einzig und allein an dem Ausmaß der Berichterstattung gemessen. Durch eine konstante Präsenz der Ereignisse innerhalb der Berichterstattung wird dem Zuschauer eingeredet, dass es sich um bedeutende Ereignisse handeln MUSS. (...)
Doch es geht nicht einfach um eine künstliche Herstellung von Nachrichten und Ereignissen. Hinter der Produktion von Pseudo-Ereignissen wie "[DSDS]" (oder dem Aufblasen von Sportveranstaltungen zu nationalen Großevents - MF) steckt auch eine bestimmte Informationspolitik, die sich nicht nur auf den kulturellen Bereich beschränkt.
"Das Missverhältnis zwischen dem, was ein informierter Bürger wissen sollte, und dem, wovon er Kenntnis erlangt, ist immer größer geworden. Dieses Missverhältnis wächst mit der Zunahme der Möglichkeit, etwas offiziell verheimlichen und verbergen zu können" (Boorstin 1961).
So ziehen sorgsam inszenierte und medial propagierte Pseudo-Ereignisse die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich und geben dem Nachrichtenkonsumenten durch eine Übersättigung an Berichterstattung ein trügerisches Gefühl des Informiert-Seins, das weitere Fragen ausschließt Die Trennung von staatlicher Propaganda und inszenierten Pseudo-Ereignissen, wie sie Boorstin in den 60ern vornahm, scheint hier nicht mehr zu greifen. "Die propagandistische Lüge wird dargeboten, als ob sie wahr sei. Ihr Zweck ist die Leute dahin zu bringen, die Wahrheit einfacher und verständlicher zu halten, als sie in Wirklichkeit ist" (Boorstin 1961). (...)
Es geht also weder um Kulturverfall, noch um eine Moralisierung. Es geht darum, sich gegen eine mediale Propaganda zu wehren, die unter dem Mantel von Authentizität zu einer Normalisierung von Autoritätsglauben und Anpassung beiträgt Alternative Wege, die sich gegen die standardisierten durchsetzen können, werden dadurch als realitätsfern abgetan und ausgeschlossen. Dabei sind sie durchaus vorhanden, wenn auch meist weniger erfolgreich."
Zum weiterlesen: www.bildblog.de
Kommunalwahlkampf 2006 - Die Machthaber
Der Slogan “Wechsel zu Weil” ist natürlich saudumm, weil es keinen Wechsel, gibt sondern nur eine Fortsetzung des bisherigen Kurses. Der Kandidat Weil ist jedenfalls bisher nicht dadurch aufgefallen, dass er dem ewigen Schmalstieg (siehe zu Herbert “Herbi” Schmalstieg den taz-Artikel “Herbert Schmalstieg - fast ein Nachruf“) widersprochen hätte - und eigentlich ist er bisher gar nicht aufgefallen.
“Weil Hannover Zukunft hat” ist ein saublödes Wortspiel. Natürlich hat Hannover Zukunft, egal wer gewählt wird. CDU und FDP werden natürlich die Wirtschaftsförderung nicht reduzieren - eher im Gegenteil. Und außerdem hätte ein CDU-OB einen besseren Draht zu Landespapa Wulff. Im Hintergrund von Weil ist auf dem Plakat die AWD-Arena zu sehen, allerdings würde ich Fußball nicht unbedingt mit zukunftsträchtigen Sportarten assoziieren, besonders nicht dem von Hannover 96.
“Weil Hannover verbindet”… ist das jetzt Wahlkampf oder eine Tourismuskampagne für Hannover? Das Foto ist übrigens auf der Waterloo-Säule mit Blick auf public viewing während der FIFA-WM entstanden - dumm nur, dass die Säule derzeit der Öffentlichkeit gar nicht zugängig ist. Tja, einigen Menschen sind gleicher als andere - aber das auf dem Wahlplakat zu zeigen ist doch eher unklug.
“Weil Hannover Kinder mag”… noch mal die Frage Wahlkampf oder Tourismuskampagne für Hannover? Kinder mögen ja im Augenblick alle Parteien - haben die Politiker eigentlich jemals nicht gemocht? Machen sich auf Fotos immer gut und stellen keine politisch gefährlichen Fragen (höchstens aus Versehen). Selbst der Führer liebte die Kinder (besonders als Kanonenfutter für den Volkssturm), und eigentlich lieben es alle Staatsoberhäupter sich mit Kindern ablichten zu lassen, je undemokratischer desto mehr. Und weil die SPD die Kinder liebt hat sie ja auch im Rat dafür gestimmt, dass in Kindergärten jetzt zusätzlich Essengeld gezahlt werden muss. Weil das Geld der Eltern einfach noch beliebter ist als ihre verzogenen kleinkriminellen Gören.
Noch mehr Imagewerbung für Hannover, die Calder-Skulptur am Maschsee als Bekenntnis zu moderner Kunst im Hintergrund - die Plastik wurde ja bekanntermaßen nicht mit Geld von Stadt/Region/Land/Bund, sondern durch private Sponsoren grundsaniert. Aber davor sich ablichten lassen kann man ja trotzdem mal.
Hauke Jagau heißt der Kandidat der SPD für den Regionspräsidenten. Mehr müssen wir auch gar nicht erfahren, besonders nicht was er will. Könnte die Wähler ja nur verwirren.
“Mehr Betreuung. Mehr Bildung. Mehr Chancen.” Ein klassischer SPD-Slogan, der leider nur halb funktioniert, “weil” die Kommunen ja nur Einfluss auf die Betreuung nehmen kann durch die Finanzierung von Krippen-, Kindergarten- und Hortplätzen. Bildungsinhalte sind allerdings Landessache, als der Kompetenz der Kommunen entzogen, die dürfen nur die Gebäude instandhalten. Aber das muss der Wähler ja gar nicht so genau erfahren.
Eine Variante des obigen Plakats mit dem Slogan “Arbeiten. Leben. Wohlfühlen.” Und 3 eingesetzten Fotos von einem Arbeiter bei VW, einer glücklichen Kleinfamilie und ein paar Elefanten aus dem Zoo. Was könnte die Botschaft dieses Plakats sein? Seht her, was die SPD geschafft hat, Wirtschaftskrise, aussterbende Bevölkerung und Zukunftsängste wollen euch andere nur einreden. “Die Welt ist schlecht, das Leben schön, was ist daran nicht zu verstehen?”
Ups, ich wusste gar nicht dass Kinder gebührenpflichtig sind! Ach so, es geht um KinderGARTENgebühren. Vielleicht war das Plakat einfach zu klein, um das verständlicher zu formulieren?
Hannover Szene '84 (Teil 1)
Manchmal hat man eine Idee und geht ins Plattengeschäft, nur um zu entdecken, dass jemand anderes die gleiche Idee hatte und schneller in der Ausführung war. So ging mir das damals mit der zweiten Trio-LP und der Anzeigenfläche auf dem LP-Cover, nachdem ich überlegt hatte, man könnte Spargel-Schallplatten doch mit sagen wir Werbung von Bahlsen auf dem Cover rausbringen. Noch weiter getrieben wurde diese Idee der Werbeflächen auf LPs bei diesem Produkt, die 1984 kostenlos auf dem Flohmarkt in Hannover (und vielleicht auch anderswo, aber ich habe sie nur dort gesehen) verteilt wurde. Nicht nur das Cover wurde für Anzeigen verwendet, sondern auch Werbespots zwischen die einzelnen Lieder geschnitten. Musikalisch ist die Platte eine wilde Mischung aus allem, was es damals so in Hannover in der Rock-B-Liga gab. Keine großen Namen, sondern fast alles Bands, die nie wieder eine andere Platte rausgebracht haben.
"She's like a runaway" (Tilt) / "Don't try to change it" (The Chip) / "Harley Liberty" (Wotan) / "Lonely among the crowd" (Heuer & Finken) / "Schau dich um" (No Fear Band) / "Packeis" (Zamm) // "Carry on (Baracuda) / "Happy Workers" (Catena) / "Dear Friend" (Wotan) / "Into big feet" (The Piles) / "Nichts ist da" (Rollsplit) / "Reich wie J.R." (The Knibbels)
LP, PP Promotion Partners/records [2891 574], 1984
Hannover-gemäß dominiert altertümlicher Rock, aber es gibt ein paar Ausnahmen: The Chip zum Beispiel, die definitiv häufiger "The Look of Love" von ABC gehört haben, aber natürlich nicht das Geld für eine entsprechende Produktion hatten. Aber ihr Ego war noch größer als ihre Musik, wie der Promo-Text von der LP beweist. Besonders der Satz "Erste Verbindungen zu Promotern und Schallplattenindustrie sind geknüpft - THE CHIP wird von sich reden machen" gefällt mir ausgesprochen gut. Erwartungsgemäß hat aber niemand mehr was von der Band gehört.
"WE ARE
The Chip
WHEN MUSIC GETS ALIVE
"HANNOVERS NEUSTE UND MODERNSTE BAND"
"THE CHIP" - das sind jede Menge neue Kompositionen, die ins Ohr und Bein gehen! Funky Guitar, knallender Bass, 6 Synthesizer und ein Drumcomputer, der den treibenden Mitmachrhythmus liefert. Diese Zutaten ergeben glasklaren ROCK/POP, ein aufpeitschendes Soundgemisch!
Die "DREI" (Michael Sciroccale, Cord Tatge, Thomas Wagner, alle 22 J.) sind ein Team, - seit 10 Jahren dicke Freunde, lernten sie in den letzten 3 Jahren ihre Instrumente zu beherrschen und gründeten dieses Jahr die Formation "THE CHIP". Ein Konzept, das über die Produktion von Studiomusik neuster Stilrichtungen, vor allem die volle "Livetauglichkeit" der Gruppe miteinbezieht: durch die Verwendung rein elektronischer Instrumente, eines feuerroten Umhängesynthesizers, der alle anderen Keyboards steuert, chemischer Nebelmaschine und Bühnenkulisse, sind Sound, Show und Bewegung keine Grenzen gesetzt.
Erste Verbindungen zu Promotern und Schallplattenindustrie sind geknüpft - THE CHIP wird von sich reden machen...
- SEE YOU IN HANNOVER!! -
The Chip "Don't try to change it" (
16.7.06
Bärchen und die Milchbubis
Der folgende Text entstand für die "Punk Rock BRD"-3-CD-Box von Weird System, wurde aber von dem Label aus welchen Gründen auch immer (zu lang? nicht "punkig" genug?) (fast) nicht verwendet:
Kurz-Info
Bärchen und die Milchbubis, für die Punks zu harmlos, für die Masse zu garstig, schrieben sich mit dem Schunkelpunk "Jung kaputt spart Altersheime" in die Analen des Deutsch-Punk ein, lehnen aber jede Verantwortung für die späteren Alkoholexzesse von Gruppen wie der Deutschen Trinkerjugend oder den Toten Hosen ab. Andreas, Anette, Rudolf und Martin, später Kai, spielten von 1980 bis 1983 in der heimlichen Punk-Metropole Hannover ihre völlig eigene Mischung aus Punk und New Wave für sich und niemand anderen und mussten sich daher nie für Nordstadt-Neger oder Gossen-Kids entscheiden. Ätsch!
Biographie
In Hannover im Frühjahr 1979 fanden sich Martin Fuchs (Bass, Gesang), Rudolf Grimm (Gitarre, selbstgelöteter Gitarrenverstärker) und Andreas Kühne (Schlagzeug, Auto), inspiriert von Auftritten von Rotzkotz und Hans-A-Plast und dem Fanzine NO FUN, zusammen mit Peter Danos (Bass, Gesang) zur Punk-Band TBC zusammen. Ziel war es, ohne die musikalischen Fähigkeiten, die andere Schülerbands hatten, schneller zu Ruhm und Erfolg zu kommen. Erste Auftritte zusammen mit Hans-A-Plast und Bombed Bodies brachten jedoch keine Punk-Credibility, da die Band zu normal aussah und mit den falschen Leuten (verwirrte Künstler und angepunkte Studenten) abhing. TBC lösten sich nach einem halben Jahr wieder auf. Nach einiger Zeit begannen Andreas, Martin und Rudolf auf Vorschlag von Hollow Skai (NO FUN Fanzine, später NO FUN Records zusammen mit Hans-A-Plast) zusammen mit Anette Grotkasten (Gesang, Grafik) wieder zu proben und neue Stücke zu schreiben. Den Bandnamen dachte sich Renate Baumgart (Hans-A-Plast) aus - nach Mitternacht im Fillmore List hieß die Band auch "Bierchen und die Flaschenkinder" - und wieder ging es mit Hans-A-Plast auf Tournee. Nach der Gründung von NO FUN-Records steckte Hollow Skai die Band sofort ins Studio und heraus kam die erste Single "Jung Kaputt spart Altersheime". Zum Erscheinen der Single verlies Martin Fuchs die Band aus den üblichen "persönlichen Gründen", über die heute alle lachen würden, und wurde durch Kai Nungesser mehr als kompetent ersetzt. Weitere Auftritte und die Teilnahme an der "Jubel '81"-Tournee zusammen mit den 39 Clocks, A5, Rotzkotz, Hans-A-Plast und Der Moderne Man (alle auch auf NO FUN Records) durch ganz (West-)Deutschland, sowie den vom Bayrischen Fernsehen mitgeschnittenen "Münchener Rocktagen" gaben der Band die Möglichkeit, ihren eigenen Sound zwischen den Lurkers und Ricky King zu finden, dabei die Grenzen von Punk zu überschreiten ohne jedoch dessen Energie und Respektlosigkeit aufzugeben. Die Songtexte wurden ähnlich wie bei Hans-A-Plast aus der Position einer selbstbewussten Frau heraus formuliert im Kontrast zu dem eher niedlichen Bandimage und -namen (während die soundmäßig härtere Konkurrenz von Nichts eher traditionelle Rollenstereotype bediente). Ähnlich schnell wie die Single entstand im Herbst 1981 die LP "Dann macht es Bumm", die einen deutlichen Schritt zu musikalischer Eigenständigkeit darstellte und auf überwiegend positive Rezensionen traf. Das Lied "Muskeln" erschien auf Grund seiner Beliebtheit beim Radiosender Ö 3 in Österreich als Single und brachte der Band die Möglichkeit zu einem Auftritt in der ARD-Musiksendung "Bananas". Der Druck auf die Freizeitkapelle wurde zu groß, ohne dass ein professionelles Musikerleben wegen des sich anbahnende Absturzes der Neuen Deutschen Welle eine realistische Zukunftsperspektive darstellte. Außer der Coverversion "DNS" - ein Song der 39 Clocks, mit denen Bärchen und die Milchbubis auf "Jubel '81"-Tournee Freundschaft schlossen und für deren nie erschienen Psychotic Promotion-Sampler sie den Titel "Bites" aufnahmen, während die 39 Clocks sich für eine ebenfalls unveröffentlichte Split-Single an einer englischen Version von "Muskeln" versuchten - und 3 Demos, mit denen NO FUN-Records versuchten, ähnlich anderen unabhängigen Labels (wie z.B. Schallmauer, die nach dem Erfolg von Nichts mit Silvi und die Awacs ihre eigene BudM-Kopie ins Rennen schicken) einen Vertriebs-Deal mit der Industrie abzuschließen, bleibt die zweite LP nur eine vage Idee. Auch der ständig wachsenden Widerspruch zwischen Bandname und -image einerseits und der persönlichen Entwicklung der Bandmitglieder andererseits lassen die Band schließlich im Sommer 1983 das Handtuch werfen.
Bärchen und die Milchbubis, das ist die Geschichte einer Band, inspiriert von Punk, neugierig sich auszuprobieren, vom Glück angelächelt, doch zu klug, um im Fußvolk des Musikgeschäfts zu enden.
Website: http://www.baerchen-und-die-milchbubis.de/
Downloads: http://www.baerchen-und-die-milchbubis.de/Mp3%20Downloads.html, http://www.baerchen-und-die-milchbubis.de/videos.html
14.7.06
Die Stadtsparkasse Hannover präsentiert
Erinnert sich noch jemand an den "Weltspartag"? Hierzu habe ich bisher 3 verschiedene Werbesingles der Stadtsparkasse Hannover entdeckt. Dies ist die erste mit einem lokalen Schlager auf der einen Seite und einem Ausschnitt aus dem Sprechprogramm von Walter Böhm auf der anderen. Social Beat in den 70er Jahren? Okay, Walter Böhm klingt eher nach Familienprogramm, aber die Geschichte, die er aus hannoverschen Straßennamen zusammenbastelt, ist handwerklich doch erste Klasse.
Die Stadtsparkasse Hannover präsentiert
Die Hannover Platte zum Weltspartag der Sparkassen am 30.Oktober 1974
"Die alte Kröpcke-Uhr" (Rudi Herrmann) / "Hannover lacht" (Walter Böhm)
Single, L&P-Ton 0 105 519, 1974
Walter Böhm "Hannover lacht"
13.7.06
Les shadoks
Aus der hintersten Ecke meiner Erinnerungen kam diese Fernsehserie aus den frühern 70er Jahren hervor: Die Schadocks. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir einer ihrer Wahlsprüche: "Warum einfach wenn es auch kompliziert geht?". Das frage ich mich auch oft angesichts der vielen Merkwürdigkeiten ("Gesundheitsfond"), die Politiker so produzieren. Da kann die Antwort nur lauten: "Mehr Gibis und weniger Schadocks in die Politik!" Hier erfahrt ihr die ganze Geschichte über Gibis und Schadocks:
12.7.06
Necronomikon Quartett live am 15.7.2006
Das NECRONOMIKON QUARTETT wird Euch am Samstag, den 15.7.2006, live auf dem Lister Meilen-Fest in Hannover erfreuen und zwar zwischen 20.00 und 22.00 Uhr auf der "Street of Arts"-Bühne in der Sedanstraße, was gleich um die Ecke von der gleichnamigen U-Bahn-Station ist. Angedacht sind 2 oder 3 Sets mit insgesamt 20 Stücken wie "Progressive Retro", "Biography", "Fripp", "Hemmingen-Westerfeld", "Frustracion", "Future 03", "March of Millions", "Wave Rider", "Satelliten-Papst", "9x13 Matt", "Nordic Stalking", "Auf Stelzen durch die Wüste", "Sofawende", "Copy Me", "Ghoule beim Fraß", "Cure-Schatten", "Song of Tomorrow" und 2 neue Stücke noch ohne Titel, was aber nicht so wichtig ist, weil die Musik sowieso instrumental ist. Ob es zur Beteiligung von Gastmusikern kommt ist offen, ebenso ob das Trio wie schon häufiger passiert stundenlang live auf der Bühne improvisiert. Mehr Informationen über diese krautige Formation findet Ihr unter http://www.necronomikon4.de. Hörbeispiele gibt es hier, ob das aktuelle Demo zu dem Termin fertig ist ist noch offen...
11.7.06
Musikkorps der Freiwilligen Feuerwehr Hannover/Ortswehr Wettbergen
Auch diese Platte schrie mich an "Kauf mich", als ich sie das erste Mal sah. Die Farben! Die Brille des Obermusikmeisters! Ein Schlagzeug-Solo! Halt, das Gesicht des Schlagzeugers kommt mir bekannt vor... The Cretins? Fun Fun Crisis? Richtig, es ist Karsten Kniep, heute Schlagzeuger bei Kürsche. Dies sind also die Wurzeln hannoverscher Rockmusiker. Wahrscheinlich für den Betroffenen so peinlich wie ein Babyfoto auf Eisbärenfell...
Musikkorps der Freiwilligen Feuerwehr Hannover/Ortswehr Wettbergen, Leitung: Obermusikmeister Siegfried Goethel
Wettberger Blasmusik
"Instrumentalist" / "El Capitan" / "Pavane in blue" / "Granada" / "National Emblem" //
"Fascinating Drums" (Schlagzeug-Solo: Karsten Kniep) / "Don't cry for me, Argentina" / "St. Louis Blues Marc"h / "The Beatles"
LP, ohne Label [0666 983], 1980
Musikkorps der Freiwilligen Feuerwehr Hannover/Ortswehr Wettbergen, Leitung: Obermusikmeister Siegfried Goethel, Schlagzeug-Solo: Karsten Kniep "Fascinating Drums" (
10.7.06
Kommunalwahlkampf 2006 - Fehlstart
Hurra! Hurra! Am Sonntag habe ich die ersten Wahlplakate zum Kommunalwahlkampf 2006 in Hannover entdeckt. Erwachsene Menschen werden jetzt wieder mit Marketing-Bla-Bla für dumm verkauft. Vermutlich aber versuchen die meisten Menschen aus dem ausgestellten Klopapier noch irgendeinen Sinn herauszulesen, der mit ihren eigenen politischen Vorstellungen irgendwie kompatibel ist - und darauf spekulieren ja die Wahlkampfmanager: verwende Worthülsen, in die jeder etwas anderes hineinlesen kann, und profitiere von den dabei entstehenden Missverständnissen. Aber warum machen die das so, warum können die sich nicht klarer ausdrücken? Nun, da könnte es mehrere Gründe geben: (1) Die Politiker wissen selbst nicht, was sie wollen außer der “Macht”. Bestes Beispiel hierfür ist Gerhard “Gasmann” Schröder. (2) Sie sind untereinander selbst uneinig über die politischen Ziele und die vagen Slogans sind ein Kompromiss, um den innerparteilichen Frieden zu wahren. (3) Die Politiker wissen sehr wohl was sie wollen, aber sie sind (a) zu feige oder (b) zu gerissen, es den Wählern mitzuteilen. Stattdessen täuschen sie die Wähler über ihre wahren Ziele mit beliebigem Marketing-Bla-Bla, dass Emotionen transportieren soll, aber sich inhaltlich nicht eindeutig festlegt. Und hinterher kann man ja, um den Vorwurf des Wählerbetrugs zu entgehen, immer noch mit ein paar rabulistischen Verrenkungen die Wahlkampfslogans mit den dann getroffenen Entscheidungen zur Deckung zu bringen versuchen. Man könnte aber auch in Helmut-Kohlscher Manier das Thema einfach aussitzen, denn irgendwann rennt die nächste Sau durchs Dorf wie z.B. eine Fußballweltmeisterschaft und dann interessiert sich keiner mehr für das Thema. Die heute zumeist angewandte Strategie lautet aber einfach: “Es gibt keine Alternative. Basta.”. Da war mit ja noch der selige Franz Josef Strauß lieber, der den Spruch “Was kümmert mich mein dummes Geschwätz von gestern” populär machte, weil da konnte man ja immer noch annehmen, er sei gegenüber gestern klüger geworden (neuer Sachverhalt, noch mal genau nachgedacht, überhaupt mal nachgedacht über das Problem) und habe deshalb seine Meinung geändert. Nur wenn die Politiker dann plötzlich mit Vaterlandsliebe und Patriotismus ankommen wird es doch zu offensichtlich, dass sie eigentlich gar kein sachliches Argument für ihre Position haben. So wie der derzeitige SPD-Vorsitzende Kurt Beck, der die Wähler auffordert, nicht alle ihre ihnen laut Sozialgesetzbuch zustehenden Rechte (obwohl ja auch in anderen Gesetzen den Bürgern Rechte zugestanden werden, aber ich glaube nicht, dass er wirklich gemeint hat, die ganzen Zahnärzte sollten auf ihre Steuerabschreibungsmöglichkeiten für ihre Immobilien in Ostdeutschland verzichten, weil das ja nach allgemeiner Berliner Logik Arbeitsplätze gefährden würde) auch wahrzunehmen. Was ja im Klartext bedeutet: “Wir haben ein Gesetz gemacht, dass fehlerhaft ist, aber wir sind zu feige, die Fehler zu korrigieren, weil uns das Wählerstimmen kosten könnte. Im übrigen weiß doch jedes Kind, dass Gesetze nur im Bundesgesetzblatt veröffentlicht werden, damit die Wähler beeindruckt sind, um was sich die Politiker alles kümmern, aber doch nicht dafür, dass sie auch tatsächlich angewendet werden.” Was lernen wir daraus? Die politischen Parteien sind Unternehmen, die um Marktanteile kämpfen und dafür ihre politischen Inhalte den jeweiligen Marktbedingungen anpassen. Es geht nicht um die politische Willensbildung, sondern nur noch um den Selbsterhaltungstrieb der Parteiorganisationen.
Aber zurück nach Hannover: Die ersten Plakate stammen von den Grünen und sind laut eines Berichts der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung zu früh aufgestellt worden, weil der von der Stadt genehmigten Zeitraum zum Aufstellen von Wahlplakaten noch gar nicht angefangen hat. Laut HAZ hoffen aber die Grünen auf Kulanz. Nun, wenn der zuständige Stadtbedienstete die Grünen nicht mag, dann gewährt er diese Kulanz, denn die Plakate sind echte Eigentore:
Als ob die Stadt Hannover eigene Arbeitsmarktgesetze erlassen könnte. Nun könnten grüne Wahlkämpfer sagen, mit kommunalen Arbeitsmarktprogrammen und der Auftragsvergabe an Firmen, die Arbeitslose beschäftigen oder so, könnten wir sehr wohl Einfluss nehmen, jedenfalls ein bisschen. Das steht allerdings nicht auf dem Plakat, dafür aber der emotionale Appell “Mit dem Herzen wählst du Grün”. Ein klassischer Fall von Emotionen statt Inhalte. Die ehemalige Anti-Parteien-Partei versucht sich also in kollektiver Wählertäuschung. Und die Abbildung von Kindern auf dem Wahlplakat ist ja wohl auch kein sachliches Argument, sondern ein dumpfer Verführungsversuch.
Als ob die Stadt Hannover eigene Energiewirtschaftsgesetze erlassen könnte. Auch hier könnten grüne Wahlkämpfer sagen, mit kommunalen Energieprogrammen wie der Förderung von Wärmedämmung und Solaranlagen können wir sehr wohl Einfluss nehmen, jedenfalls ein bisschen. Das steht allerdings wieder nicht auf dem Plakat. Die Verknappung des Slogans ins Allgemeine eröffnet die Möglichkeit, hinterher, wenn der gewünschte Effekt bei den kommunalen Energieprogrammen nicht eintritt, immer noch die Schuld nach Berlin abzuschieben.
Ich wüsste nicht, wo in der Südstadt von Hannover LKW-Schleichwege zur Umgehung der Tollcollect-Gebühren liegen könnten Aber die Sallstraße liegt in der Südstadt und die ist bekanntermaßen einer der am höchsten mit Feinstaub und Abgasen belasteten Straßen in Hannover. Nur: das steht eben nicht auf dem Plakat! Und da hilft es auch nicht sich damit herauszureden, dass seien Plakate der Landespartei, weil das bedeutet ja folgendes: (1) Wir als Stadtteilgruppe oder Stadtverband lassen uns von der Landespartei den Wahlkampf vorschreiben, bzw. wir sind zu faul eigene Plakate zu machen, und (2) Die Probleme vor Ort kennen wir nicht, bzw. eigentlich sind sie uns egal, wir wollen nur eure Wählerstimmen und ansonsten lasst uns in Ruhe.
Danke für eure Ehrlichkeit!
9.7.06
Coroners
Die Coroners sind eine der ersten Hamburger Punkbands, gegründet 1977, haben aber merkwürdigerweise nie eine eigene Platte aufgenommen, sondern sind nur auf dem "Geräusche Für Die 80er Jahre"-Sampler mit 3 Live-Aufnahmen vom gleichnamigen Festival vom Dezember 1979, sowie 2 posthumen Veröffentlichungen auf dem "Paranoia In Der Straßenbahn"-Sampler zu hören, die im Mai 1979 für den Norddeutschen Rundfunk aufgenommen wurden, als der die Idee hatte, so was ähnliches wie die Peel-Sessions der BBC zu veranstalten. Im gleichen Monat aber spielten die Copslayers den Titel "We all thank you RAF" für den NDR ein, der dann natürlich nicht gesendet wurde und danach schlief auch diese Sendereihe ein. Die Coroners selbst lösten sie sich wohl im Frühjahr 1980 auf, denn noch im gleichen Jahr veröffentlichte der Gitarrist Gode Bullshit zusammen mit Front ausgerechnet auf Alfred Hilsbergs ZickZack-Label (remember The Buttocks "Weg mit Fick Fack Rotzverein/Die produzieren ja doch nur Schleim/Keiner achtet mehr darauf/Dass man das an Punx verkauft/Scheiß auf Alfred und die Bande/Punk Rock ist der Herr im Lande") mit Front eine eher minimal-funkige Single. Warum das verwunderlich ist? Lest dieses Interview mit den Coroners aus dem Hamburger Fanzine Rockmusik #3 vom Juli 1979 mit dem Titel "Endlich ist was los mit dem Punk in Hamburg". Aus der folgenden Ausgabe von Rockmusik #4 gibt es noch 3 Interviews mit Male, Mittagspause und den Berlinern Anarchopunkern Katapult, die 3 Stücke auf dem Cassetten-Sampler "Antifaschistisches Festival Live Berlin '79" hinterlassen haben, der vor einigen Jahren in extrem limitierter Auflage teilweise auf LP wiederveröffentlicht wurde.
Die Aufnahmen der Coroners könnt ihr
4.7.06
Chöre der Sophienschule Hannover
Als ich diese LP entdeckte musste ich sie sofort kaufen. Angefixt von der "The Langley School Music Project: Innocence & Despair"-CD vermutete ich eine ähnliche Mischung aus Leidenschaft und musikalischer Naivität. Irrtum, wir sind ja hier in Deutschland. Leidenschaft geht so, musikalische Professionalität beachtlich, die Hälfte Pop, der Rest wertvollere Klassik. Ein Stück fällt aber dann doch raus, nämlichdie Version von Queens "Bohemian Rhapsody", denn das Stück wurde nicht komplett in ein Vokal-Arrangement überführt, sondern mit Gitarrensolo nachgespielt: das Schlagzeug wackelt etwas, die Gitarre spielt akademisch steif und die Männerstimmen stammen aus dem Lehrerkollegium. Charmant. Übrigens, 1983 war die Coedukation (das gemeinsame Unterrichten von Jungs und Mädchen in einer Klasse, pfui!) an der Sophienschule (www.sophienschule.de) erst 2 Jahre alt, die Klassen 9-13 waren noch reine Mädchenklassen, und aus diesen stammt der Chor auf dieser Aufnahme.
Zitat aus dem der Schallplatte beiliegenden Heft: "Die "Bohemian Rhapsody" berichtet von den Gefühlen und Gedanken eines jungen Mannes aus armer Familie, der einen Menschen getötet und dadurch sein Leben verpfuscht hat, bevor es richtig begonnen hat. (aus der Solo-Strophe: "Zu spät, meine Zeit ist gekommen (...). Auf Wiedersehen euch allen, ich muß gehen und der Wahrheit ins Gesicht sehen; Mama, ich möchte nicht sterben! Manchmal wünschte ich, ich wäre nie geboren worden!")"
Chöre der Sophienschule Hannover
"Pop & Klassik - Die Chöre stellen sich vor"
"Bridge over Troubled Water" / "California Dreaming" / "Blowing in the Wind" / "Donna, Donna" / "Zwei Songs aus ‚Hair' (‚Aquarius', ‚Let the Sunshine')" / "Bohemian Rhapsody" // "A Ceremony of Corals" (Benjamin Britten) / "Missa Brevis in D" (Benjamin Britten)
LP, Eigenverlag [130151] (1983)
Chor der Klassen 9 bis 13 der Sophienschule Hannover, E-Gitarre: Ralf Beiderwieden, Klavier: Bernice Elger, E-Baß: Jens Gerlach, Schlagzeug: Johanna Hensler, Männerchor: Hans-Joachim Hoppe, Sebastian Frank, Markus Lesinski, Heiner Schönknecht, Hinrich Bergmeier, Gerd Raupach, Ingo Bauer "Bohemian Rhapsody" (
2.7.06
Der Roider Jackl
Vor 2 Wochen lief Sonntag abend im Bayrischen Fernsehen eine Sendung über den Roider Jackl, einen bekannten bairischen Gstanzl-Sänger. Warum sollte mich das mich interessieren? Nun, was mich immer etwas nervt ist die Traditionslosigkeit deutscher Rock- und Popmusik, dieses ewige Schielen auf den anglo-amerikanischen Markt. (Hey, es gibt auch einen französischen Markt (Chanson), italienischen Markt und sogar einen russischen Markt, wo ja Modern Talking wie geschnitten Brot sich verkaufen soll.) Interessanterweise sind es doch gerade Musiker, die nicht Dylan, Springsteen und Co. nachmachen oder die bewusst teutonisch rüberkommen, die international Interesse an deutscher (Rock-/Pop-)Musik erregen. Ich sage nur Can, DAF, Rammstein oder Kraftwerk. Andererseits verstehe ich ja, dass keiner etwas mit Musik zu tun haben will, die so klingt wie der volkstümelnde Dreck der Nazis. (Dass dabei auch vieles anderes den Bach runtergeht haben ja schmerzhaft Maler erfahren, die nach 1945 versuchten, mit gegenständlicher Malerei zu überleben.) In den 1970er Jahren gab es verschiedene Gruppen, die statt Rock'n'Roll an ältere deutsche Musiktraditionen anknüpfen wollten wie z.B. Novalis oder Ougenweide, aber deren Inspiration lag oft mehr als 100 Jahre zurück, war oft akademisch (Lieder in althochdeutsch vortragen) oder gleich wieder politisch ausgerichtet wie bei den Schmetterlingen. Ausnahmen wie Achim Reichel mit seinen angerockten Shanties bestätigen nur die Regel - und über den unter dem Etikett "Volxmusik" laufenden Fun-Punk hüllen wir mal lieber den Mantel des Schweigens. Dabei bieten sich ja Anknüpfungspunkte im 20. Jahrhundert an, wie die großstädtischen Lieder einer Claire Waldoff oder der Comedian Harmonists, aber auch aufmüpfige Volksmusik, wie sie dankenswerterweise vom Trikont-Label in der Reihe Rare Schellacks vor dem Vergessen gerettet werden. Dass dabei besonders viel aus Bayern und München ausgegraben wird hat auch damit zu tun, dass gerade die bayrische Volkskultur ein sehr eigenständiges Profil hat, stärker als in anderen deutschen Regionen. Es gibt ja auch heutige Künstler, die ziemlich erfolgreich mit dieser bayrischen Kultur umgehen wie z.B. Biermösl Blosn oder Hans Söllner. Nennt mir mal Beispiel aus anderen deutschen Gegenden die so was schaffen. BAP? Dylan-Kopie mit fantasie-kölschen Dialekt. Bläck Fööss? Elektrifizierte Karnevalslieder. Mundartrocker wie Rodgau Monotones? Rock mit Dialekt, wo ist da die Anknüpfung an eine ältere (Volks-)Musikkultur? Ich will nicht Rock'n'Roll verdammen, aber wie sagte schon Mao: "Ein Volk ohne Kultur ist ein unwissendes Volk. Und ein unwissendes Volk kann dem Feind nicht widerstehen." Oder so ähnlich. Wobei der Feind nicht Amerika ist, sondern Hollywood, diese alle Kulturunterschiede gleichmachende Soße. Und was sagten die Residents? "Ignorance of you culture is not considered cool". Es gibt in der volkstümlichen Musik (nicht im volkstümelnden Schlagerdreck, wie er von einer Hackfresse wie Florian Silbereisen kübelweise aus der Glotze geschüttet wird, auch nicht im sterilen Wiederholen akademisch kodifizierten Liedguts der Fischerchöre oder von Ernst Mosch - immer wieder das Kufsteinlied, immer wieder der Fridericus-Rex-Grenadiermarsch) durchaus Anknüpfungspunkte für Musiker, die nicht im luftleeren Raum auf der Suche nach ihrem persönlichen Stil sind.
Vor 2 Wochen lief Sonntag abend im Bayrischen Fernsehen eine Sendung über den Roider Jackl, einen bekannten bairischen Gstanzl-Sänger. Jakob Roider wurde am 17. Juni 1906 in Weihmichl bei Landshut als 16. Kind auf dem Selmer-Hof geboren. Gesungen wurde in der ganzen Familie, meistens zusammen mit den Nachbarn abends bei Hopfenzupfen. Bereits mit 5 Jahren tritt er in Wirtshäusern auf, auch zusammen mit seinem Bruder. Mit 17 Jahren geht er nach Garmisch und wird Hausschreiner in einem Hotel. Auch das Jodeln will er dort erlernen, was aber nicht klappt. 1927 verpflichtete sich Jackl für zwölf Jahre zum Dienst bei der Reichswehr, eine Lebensplanung, die damals soziale Sicherheit und anschließend eine Stelle als Beamter in Aussicht stellte. Nebenher ging er aber weiter seiner Karriere als Sänger nach und 1930 kam es zu erstem Aufnahmen für den Rundfunk in München zusammen mit seinem Bruder Wastl (der den elterlichen Hof übernahm und später Bürgermeister in Weihmichl wurde. Seine Wahlrede damals ging wie folgt: "Oans sogi eich glei, g'ändert werd nix."). 1931 tritt Jackl beim niederbairischen Preissingen in Landshut auf und belegt den 2.Platz. 1939 schloß er seine Ausbildung als Förster ab und wollte in den bayrischen Staatsdienst wechseln, aber der 2. Weltkrieg kam ihm in die Quere, allerdings musste er als Ausbilder nie an die Front. Nach dem Krieg wurde Jackl Förster in den Isarauen in Freising-Lerchenfeld, wo er sich auch ein Haus baute (ein billiger Bauplatz im Überschwemmungsgebiet, wie sich im Sommer 2005 mal wieder deutlich zeigte). Zu dieser Zeit begann er auch nicht nur die althergebrachten Gstanzl und Lieder zu singen, sondern eigene Texte zu verfassen, die sich mit der aktuellen Politik beschäftigten, was ihm auch bald regelmäßige Auftritte im Rundfunk einbrachte, sowie Lob von Karl Valentin . Berühmt wurde der Jackl besonders für sein regelmäßigen Auftritte zwischen 1954 und 1974 auf dem Nockherberg beim Salvator in München, wo regelmäßig die anwesenden Politiker mit Spottversen bedacht wurden. Neben besonderen Anlässen und Rundfunksendungen trat Jackl auch regelmäßig bei jeglichen Veranstaltungen in ganz Bayern auf, etwa jedes 2. Wochenende. Er lies sich nie parteipolitisch vereinnahmen und war zudem ein leidenschaftlicher Gegner des Baus des Münchner Großflughafens im Erdinger Moos direkt vor seiner Haustür in seinem alten Revier. Der Roider Jackl starb am 8. Mai 1975 in Freising.
Vor 2 Wochen lief Sonntag abend im Bayrischen Fernsehen eine Sendung über den Roider Jackl, einen bekannten bairischen Gstanzl-Sänger. Gstanzl sind zumeist Steigreif-Spottverse, mit denen sich die Burschen im Wirtshaus gegenseitig anstachelten, den Freestylen und Batteln der Rapper nicht unähnlich. Der Roider Jackl aber hat seine Gstanztl sorgfältig verfasst, auch für spezielle Anlässe wie seine regelmäßigen Auftritte auf dem Nockherberg oder spezielle Rundfunk- und Fernsehsendungen. Er war ein genauer Beobachter des Wandels der bäuerlichen Kultur nach dem 2. Weltkrieg, er war nicht abgehoben oder intellektuell, sondern bodenständig, was ihn aber nicht an deutlicher und bissiger Kritik an den Großkopferten, den Politikern jeglicher Couleur hinderte. Ich habe versucht, die Musik und ein paar der Texte aus der Sendung zu extrahieren und in mp3s zusammenzufassen. Für diejenigen, die Schwierigkeiten mit der bairischen Sprache haben, obwohl Jackls Dialekt eigentlich eher zahm ist, gibt es Stichworte zum besseren Verständnis:
Teil 1: Einleitung / Erzählung, wie Jackl als 3jähriger in die Jauchegrube gefallen ist / über Gstanzel / ? / über Nazis und Demokratie / wann regieren eigentlich Politiker / immer lustig gewesen und Mädchen gehabt / alte Aufnahme zusammen mit seinem Bruder Wastl / über die Jäger. (
Teil 2: lieber allein als mit der Masse singen / über den Alkoholgehalt des Salvatorbiers / heuer ist Wahljahr / Christen in den Parteien / über das Alter des damaligen Bundeskanzlers / Erzählung über das Hamstern in der Nachkriegszeit / Politiker müssten selbst in den Krieg ziehen / noch mal über das Salvatorbier. (
Teil 3: Erzählung, wie viel er als Humorist mit Gstanzeln über Politiker verdient / noch mal über das Alter des damaligen Bundeskanzlers / über Adolf Hitler / über die Wahrheit / über den damals geplanten Großflughafen Erdinger Moos / "bei de Politiker gehts ja hauptsächlich nur um die Macht, ja rein aus Liebe zu Volke werd von dene ja ganz selten was gmacht" / über den Bayrischen Rundfunk / Abschied / Bayrisches Paradies / Fernsehen führt zu Hirnschwund. (
Wer mehr hören will sollte zu einer der 5 CDs mit historischen Aufnahmen greifen, die sein Sohn herausgebracht hat. Es gibt auch eine eigene Webseite: http://www.roider-jackl.de/. Weitere Informationen finden sich unter http://de.wikipedia.org/wiki/Roider_Jackl.
1.7.06
The Infra Red Helicopters
Auch Google hat mir mit weiteren Informationen über diese Gruppe nicht weitergeholfen. Die Infra Red Helicopters stammen vermutlich aus Bracknell irgendwo zwischen Windsor und Reading westlich von London und die "Bracknell E.P." erschien 1979 bei "Buy These Records", Bestellnummer "Pay For 001". Wenn du das bei Google in die Suchmaske eingibt wirst du natürlich mit Fundstellen noch und noch zugeschissen. Ebenso wenig hilfreich sind die Namen der Bandmitglieder: Mikel Smethurst (g) ergibt gar nichts, Steve Lyle (g), Nic Hudson (dr) und John Mac (voc) sind Allerweltsnamen und Iann Stif (bg) will mir Google dauernd als Ian Stif berichtigen. Okay, es gibt also keine weiteren Informationen über diese Platte, außer dass sie 4 Stücke hat, wobei "Bracknell", "South Hill Park" und "Politics" eher uninteressante Schüler-New-Wave sind. Einzig der Instrumentaltitel "Track 4 (Someone I don't like)" bewahrt die Platte davor in der Verkaufskiste zu landen, wobei Ihr besonders auf dem völlig missglückten Wirbel des Schlagzeugers achten solltet. Charmant.
The Infra Red Helicopters "Track 4 (Someone I don't like)" (
Update 20.08.10:
INFRA RED HELICOPTERS: Bracknell 7", Buy These Records PAYFOR-01; 1979.
Great amatuerish DIY punk combo originally named MACHINES from Reading (London) with sole release of which 1000 copies were pressed.
Other songs: South Hill Park, Politics, Someone I Don't Like.
Iann Stif aka Ian Anderson (vocals/guitar/bass) would go on to found the internationally renowned Designers Republic.
Danke Bernd!