19.12.06

Walter Scheel und der Düsseldorfer Männergesangsverein


Singende Politiker, Teil 2: Ich dachte immer, "Hoch auf dem gelben Wagen" hätte Walter Scheel als Bundespräsident eingesungen, aber tatsächlich war die Single bereits im Januar 1974 in den Charts, als Scheel noch Westdeutscher Außenminister war, erst im Mai 1974 wurde er zum Bundespräsidenten gewählt. Ein Volkslied in den Charts war natürlich aus Sicht der Jugend damals einfach nur Scheiße, weil Volklieder gleich Nazi-Lieder (obwohl neulich Karl Dall im Rolling Stone meinte: "Was der (gemeint ist Heino-MF) gesungen hat, das waren zwar keine Nazi-Lieder, aber es waren Lieder, die in der Nazi-Zeit auch schon populär waren. Das war für uns schon Grund genug, den als Nazi-Sänger zu bezeichnen. Was natürlich Quatsch war."). Außerdem gab es ja schon lange keine Postkutschen mehr, das Lied war also hemmungslos rückwärtsgewandt und gegen die Zukunft, gegen den technischen Fortschritt und die Jugend - und eigentlich passte es auch gar nicht zu einem Minister der FDP, die ja schließlich zusammen mit der SPD mehr Demokratie in Westdeutschland wagen wollte und Entspannungspolitik mit dem Osten betrieb. Das einzig wirklich interessante oder auch bizarre an dieser Single ist die Tatsache, dass das Coverfoto von Charles Wilp stammt, den Schöpfer der legendären psychedelischen Afri-Cola-Werbefilme.

Walter Scheel begleitet vom Düsseldorfer Männergesangsverein "Hoch auf dem gelben Wagen" (Höhne) / "Wohlauf in Gottes schöne Welt" (Volksw./Bearb.: Szenkar)
Arrangements und musikalische Leitung Claudio Szenkar, Idee und Produktion Dirk C. Tillen, fotografiert auf Schloß Gymnich von Charles Wilp
Single, 1973, Polydor 2041 499
(download)

Summary: Another single with a singing politician from Germany, released in 1974. It was so huge at that time, I guess all the parents bought it because they were glad to hear music that they could relate to instead of all these noises from Deep Purple or T. Rex that their kids used to spin on the family record player. I guess these were the same people who listened to Heino and Die Fischer Chöre. Urgh.

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