Ein allgemeines Vorurteil sagt, dass die deutschen Politiker früher, also vor der Machtergreifung durch Helmut Kohl, besser waren als heute. Es gibt allerdings Hinweise, dass dies nicht nur ein reines Vorurteil ist, denn der Typ des Berufspolitikers, der sein Leben lang nichts anderes als Politik gemacht hat und daher keine Ahnung von der Realität außerhalb des "Raumschiffs Bonn", bzw. jetzt des "Raumschiffs Berlin" hat - Guido Westerwelle scheint ein Paradebeispiel dafür zu sein -, war damals noch kaum zu finden - vielleicht war es das, was Joschka Fischer nach seinen Abgang meinte, als er sagte, er sei der letzte Rock'n'Roller und nach ihm käme nur noch Playback - obwohl DSDSP (Deutschland sucht den Superpolitiker) es wohl eher träfe. Jedenfalls ist es ziemlich unvorstellbar, dass eine LP wie "Pol(H)itparade - Musik aus Studio Bonn" heute entstehen könnte, auf der Schnipsel aus Politiker-Reden zu Popsongs verarbeitet werden. Der letzte Versuch in der Richtung war Stefan Raabs "Bring mir mal ne Flasche Bier sonst streik ich hier" mit einem Schnipsel O-Ton von Gerhard "Gasmann" Schröder - und das war ja bezeichnenderweise keine Redenausschnitt. Vor 35 Jahren jedenfalls gab es noch genug unfreiwilligen Humor und nichtglattgeschliffene Passagen in Politikerreden, um witzige Collagen und dazu passende Musik zusammenzubasteln. Meine persönlichen Highlights sind "Deutschland braucht Bayern" von Franz Josef Strauß und "Die NPD ist wieder weg" von Helmut Schmidt. Warnung: Wer erst in den 1970er Jahren oder gar später geboren ist dürfte Schwierigkeiten haben, diese LP wirklich zu genießen und möglicherweise glauben, auf der LP sei Gerhard "Gasmann" Schröder zu hören. Dem ist nicht so. Kommentare sind übrigens ausdrücklich erwünscht.
"Pol(H)itparade - Musik aus Studio Bonn"
Karl Schiller: High / Franz Josef Strauß: Deutschland braucht Bayern / Gerhard Schröder: We Do Not Want To Fight / Helmut Schmidt: Die NPD ist wieder weg / Walter Scheel: Made In Germany // Willy Brandt: Wir wollen mehr Demokratie wagen / Helmut Schmidt: Etwas lernen - etwas leisten / Rainer Barzel: Nach allem was ich sehe / Herbert Wehner: Der Song mit den kurzen Beinen
The Lobbies: Chorus / Kurt Bong: Schlagzeug / Volker Kriegel: Gitarre / Eberhard Leibling: Bass und Tuba / Dieter von Götze: Bass / Roland Schneider: Klavier, Orgel, Geige und Schlaginstrumente / Conny Jackel: Trompete / Horst Lubitz: Tenorsaxophon und Sopransaxophon / Hans Schepior: Schifferklavier / Produktion: Roland Schneider/Volker Kühn
CBS S 65 473, LP, 1972 (
Translation: This is a whole album of collages of political speeches with some fine pop music, but I doubt you can really appreciate it except you understand German language and were born before 1970 or are a fan of the jazz guitarist Volker Kriegel.
Ursprünglich gepostet am 02.08.07
4 Kommentare:
First of all, Volker Kriegel is tops. This record is such a cool oddity; thanks a million for posting it.
cool - wäre ja zu wenig gesagt.... ist re-up möglich????
saludos de Quito, EC.: roBB
waere klasse wenn du die komplette 'lieber zuviel als zuwenig' lp bereitstellen koenntest... zumal das mein erster 'konkreter' sampler war den ich mir gekauft habe
Ihre Behauptungen haben kurze Beine. Sie kennen das Sprichwort. Oder, ins Politische übertragen: CDU/CSU haben kurze Beine.
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