2.5.07

Deutsche Woche 3. Tag: Die Mauer muß weg


Ich gestehe, ich habe mit der zweiten Single von Ragnaröck von 1980 Probleme. Zum einen weil insgeheim damals wohl viele Westdeutsche den angeblichen "antifaschistischen Schutzwall" weg haben wollten, es aber, aus Angst in die revanchistische Ecke gestellt zu werden, nicht laut zu sagen wagten. Zu zweiten, weil die B-Seite musikalisch nicht uninteressant ist, aber einem das Anhören durch den m.E. antisemitischen Text, der das Klischee von den Juden, die Deutschland mit ihren Reparationsforderungen auspressen wollen (zu dem Thema vielleicht noch mal das Buch von Götz Aly "Hitlers Volksstaat. Raub, Rassenkrieg und nationaler Sozialismus" zur Hand nahmen, um zu sehen, wie sehr auch wohlmöglich heute noch die Deutschen von Hitlers Raubzügen profitieren), bedient, verleidet. Wer die Platte nicht anhören will mag anhand nachfolgender Beschreibungen bei sich Zweifel erwecken lassen, ob ihm nicht doch etwas entgeht:
Liedbeschreibung "Die Mauer muß weg"
Auch wenn wie in den vorherigen Stücken die Orgel dominiert erinnert das Stück auf Grund des Tempos schon eher an Rockmusik. Wohltuend ist der Zwischenteil, worin Orgel und Bass aussetzen, sowie der Wahwah-Soloteil nach der zweiten Strophe. Auf Grund der stärkeren Struktur ist das Stück leicht konsumierbar/anhörbar. Auch findet der drängende Wunsch des Sängers nach der Beseitigung der Mauer hier eine adäquate musikalische Umsetzung.

Liedbeschreibung "Deutsche, Ihr wollt doch den Frieden"
Dieses Stück ist relativ vielfältig und melodisch angelegt. Reizvoll ist der Anfangsteil von getragener Orgel und klagender Gitarre, der dann in den musikalischen Ausbruch "Drum gebt...Euer Geld" mündet. Auch bemüht sich der Sänger um einen differenzierten Gesangsstil. Interessant auch der Tonartwechsel in der Mitte. Insgesamt ein sorgfältig durchdachter Song mit Popappeal, der den unakzeptablen Text clever transportiert.

Ragnaröck "Die Mauer muß weg" (RS 2/79, 7", 1979)
Die Mauer muß weg 2:24 / Deutsche Ihr wollt doch den Frieden 2:00
Komposition, Text und Produktion: Dietmar Lohrmann / Vertrieb: RAGNARÖCK, Markgröningen
(download)

Summary: The second single of Ragnaröck from 1980 is musically more listenable then the other two, but the lyrics of the flip side are more than subliminal anti-Semitic. If you are looking for an example of rock music that can help propagate political messages and not reach only those that are already convinced then this record might be an example. Luckily the single was released when the great public uproar about a rock band propagating right wing ideologies (which was a big sacrilege as until then rock music was seen as a part of the left wing political attack on the still fascist German society) had already died down so it only reached those that were already convinced. Download, listen and delete.

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