16.5.09

Feministische Literatur heute und gestern


Es gibt in Hannover die Einrichtung der offenen Bücherschränke und dort lachte mich eines morgens Charlotte Roches "Feuchtgebiete" an, auf dem Umschlag eine Lobhudelei von Roger Willemsen. Um ehrlich zu sein, ich kann die nicht nachvollziehen, dieses ganze Hämorrhoiden- und Mösensaft-Geeier ging mir schnell auf den Sack und nur langsam schälte sich die Geschichte eines Scheidungskindes heraus, dessen verdrängte Erinnerung an einen Selbstmordversuch ihrer Mutter mit ihrem kleinen Bruder langsam an die Oberfläche kommt. Was das ganze aber mit der ausgeprägten Intimintrospektion und den Avocadofetischen zu tun hat bleibt unklar.


Da bleibe ich doch lieber beim 20 Jahre älteren "Bantu" von Lea Morrien, ein Buch, dass schon seit Monaten im Regal des Fairkaufhaus vor sich hin gammelte bis ich dann doch aus Neugier trotz der schlechten Kritik von Dr. Angela Praesent als Herausgeberin der Buchreihe "neue frau" auf dem Umschlag zugriff. Die Geschichte ist schnell erzählt: in einer total chauvinistischen Gesellschaft ist eine Lesbe plötzlich schwanger und zwar durch Parthenogenese. Natürlich wird sie ermordet und ihre Tochter vor einem der Führer adoptiert. Diese entlarvt dann den perfiden Plan der männlichen Führungsclique, per Raumschiff zu neuen besseren Welten aufzubrechen und den Rest der Menschheit und insbesondere alle Frauen auf der ausgeplünderten Erde zurückzulassen. Was für eine wunderbare Idee für ein B-Movie! Und das Thema Kindesmissbrauch taucht ganz am Ende nur kurz auf.

3 Kommentare:

Glamypunk hat gesagt…

Für dieses Rochebuch fällt mir nur ein passendes Wort ein: unappetitlich.

Anonym hat gesagt…

martin du wirst mir unheimlich...flohmarkt langenhagen, offene bücherschränke, fairkaufhaus...wir wandeln auf den gleichen pfaden...
:-)
olli
p.s. c. roche fand ich früher sympathisch. nach dem buch ist das gelaufen.

Anonym hat gesagt…

Hm, das Buch von Roche habe ich mir nur als Hörbuch zu Gemüte geführt. Ich finde es weder schlecht noch besonders gut. Es ist also m.E. okay.

Nicht verstehen kann ich dagegen Aussagen wie "das ist eklig/unappetitlich/widerlich". Das sind für mich nur pseudo-empörte Reaktionen piefiger Spießer. Und das zeigt um so mehr, wie richtig C. Roche mit dem Ansatz und Hintergrund dieses Buches liegt.

Für andere aber wird es wohl dabei bleiben müssen: Frauen pupsen nicht, haben auch sonst keinen Stoffwechsel und sind ausschließlich zauberhafte Elfenwesen, die den ganzen Tag nur gut aussehen.