Hollow Skai
"Alles nur geträumt - Fluch und Segen der neuen Deutschen Welle"
Nachdem ich die Diskussion im Rondo-Blog über dieses Buch gelesen hatte ging ich mit eher gemischten Gefühlen an die Lektüre. Also legte ich mir einen Notizzettel an für sachliche Fehler wie z.B. die Behauptung, dass Herr Skai die Platten des No Fun-Labels "produziert" hätte. Das wäre mir neu, dass er irgendwelchen Einfluß im Studio auf die Aufnahmen genommen hätte. Die einzige mir vom Lesen bekannte musikalische Leistung Hollows ist eine Proberaum-Session mit Hans-a-Plast namens "I need Atomstrom". Falsch ist es auch, Propaganda als Nachfolgeband von Male zu bezeichnen, da gibt es nämlich keine personellen Überscheidungen, und "Da vorne steht 'ne Ampel" von Der Plan ist nicht Teil seiner "Normalette Surprise"-Mini-LP. Auf Seite 62 steht, die Düsseldorfer Krautpunker hätten sehr schnell für sich den Moog-Synthesizer entdeckt, aber der gehört eigentlich auf eine ganz andere musikalischen Baustelle, es dürfte eher der Korg gewesen sein. Und es dürfte auch nicht die Dorau-LP "Die Doraus und die Marinas geben offenherzige Antworten auf brennende Fragen" gewesen sein, die auf S.192 angeblich Rip Off das Genick brach, weil die erschien auf CBS und wurde dort bekanntermaßen nicht promotet, um den Erfolg von Markus nicht zu beeinträchtigen. (Das Thema, dass so manche Band auch nur als reines Steuerabschreibungsobjekt eingekauft wurden taucht übrigens nicht im Buch auf.) Irgendwo sind auch noch die Logos von Ink Records und Rock-o-Rama abgebildet, ohne dass irgendein Zusammenhang zum Text erkennbar ist. Überhaupt ist das Schriftbild meines Erachtens viel zu großzügig und das Layout langweilig. (So etwas wie in der Erstausgabe von "Punk - Versuch der künstlerischen Realisierung eine neuen Lebenshaltung" wäre angemessener gewesen.) Das alles hätte wohl auch in einem Taschenbuch Typ rororo von 180 Seiten Platz gehabt. Und der Umschlag rechtfertigt leider auch den Slogen "Sure you can judge a book by its cover". Ach ja, über die Diskografie hüllen wir lieber den Mantel des Schweigens.
Hollow Skai war mal ein Idol für mich, damals, als ich - im übertragenen Sinne - ein pickliger Gymnasiast war, sein Fanzine No Fun war immer ein Hochgenuss. Klar habe ich damals auch "Punk - Versuch der künstlerischen Realisierung eine neuen Lebenshaltung" verschlungen, ob ich alles verstanden habe wage ich zu bezweifeln, aber ich werde mich noch mal ransetzen. (Allerdings ist der Reprint vom Archiv der Jugendkulturen auf den ersten Blick enttäuschend, denn erstens schweineteuer und zweitens entgegen der Ankündigung nur zu 10% aus neuen Texten bestehend. Zudem hat das Konzept, den auf der rechten Seite reproduzierten und sehr gut lesbaren Seiten des Original links einfach den gleichen Text noch mal sauber gesetzt gegenüber zu stellen etwas von Papierverschwendung. Da hätte man durchaus auch noch eine saubere englische Übersetzung unterbringen können, denn wenn Hollow lange vor Greil Marcus die Verbindung zwischen Punk und Dada/Situationismus zieht, dann wäre das sicher auch außerhalb des deutschsprachigen Raums interessant.) Skai - oder auch Holger Postscheck, wie er manchmal genannt wurde - wurde Chefredakteur beim hannoverschen Stadtmagazin Schädelspalter und ging dann wie viele anderen Hannoveraner nach Hamburg. Dass er aber für den Stern schrieb fand ich etwas merkwürdig, ist doch das Magazin nicht gerade für qualitätsvolle Musikberichterstattung bekannt. Aber wer bin ich, über ökonomische Lebenswegentscheidungen zu urteilen. Nur als ich dann eine von Skai verfasste Scorpions-Biografie entdeckte war sein Image bei mir etwas angekratzt. Leider ist das vorliegende Buch nicht wirklich geeignet, es zu verbessern. Es ist in dieser meines Erachtens typischen Magazinschreibe verfasst, mit knalligen Formulierungen, vielen Zitaten und angeblich wichtigen entlarvenden Hintergrundinformationen, zudem in Textabschnitte unterteilt, die nur bedingt aufeinander Bezug nehmen. So taucht die Information, dass einer der Autoren des Taschenbuchs "Neue deutsche Welle - Kunst oder Mode?" (Ullstein Sachbuch, 1984, steht bei mir seit 20 Jahren ungelesen herum) heute Vorstandsvorsitzender des Axel Springer-Konzerns ist, mindestens 3x auf, und wenn in Zusammenhang mit Blixa Bargelds Stimme das Wort "infernalisch" fällt fühle ich mich an drittklassigen desinteressierten Lokaljournalismus erinnert. Aber eine gewisse Arroganz war ja schon immer ein Wesenszug von Herrn Skai. Der Text ist (zeitlich) sprunghaft und von Anekdoten durchsetzt, die wohl nicht immer der Realität entsprechen. Okay, man kann nicht alles nachrecherchieren (Ich erinnere mich daran, dass sich Skai anlässlich seiner Rio Reiser-Biografie beklagte, dass ihm der Verlag nur Interviews mit 10 Leuten finanziert habe, während Charles Shaar Murray für seine Hendrix-Bio über 100 Interviews führen jkonnte.), aber dann soll man sich nicht hinterher über Richtigstellungen beschweren. (Z.B. hat er auch nicht mitgekriegt, warum mich Bärchen damals geohrfeigt hat, weil sie nicht wollte, dass ich aus der Band aussteige - obwohl über den Vorwurf der Diva werde ich noch mal nachdenken.) Insgesamt erweckt das Buch den Eindruck, als ob Skai nicht wirklich eine zwingende Idee verfolgt hat außer eben Anekdoten und verstreute Informationen aneinander zu reihen. Über die sozialen Rahmenbedingungen, die das Übergreifen von Punk auf Deutschland ermöglichten, erfährt man wenig, der Einfluss des "deutschen Herbstes" wird kaum erwähnt, die Spaltung von Punk in ndW und Deutschpunk wird übergangen und dass HipHop und Techno zum Teil die Fortsetzung von Punk mit anderen Mitteln waren wird komplett ignoriert, dafür aber Überflüssiges über Tocotronic (deren Wurzeln im amerikanischen Indierock wie z.B. Dinosaur Jr. liegen), Wir Sind Helden, Silbermond und Juli (hey, nichts über Christiane Stürmer?). Insgesamt ist das Buch eine vertane Chance. (Wie man es besser machen kann zeigt z.B. Phil Strongman mit "Pretty Vacant - A History Of Punk", obwohl auch ihm Fehler unterlaufen wie dass angeblich "Should I Stay Or Should I Go" Teil des Sandinista-Album von The Clash sei.)
PS: Mich würde interessieren, welche No Fun-Schallplatten Hollow Skai im Nachhinein lieber nicht veröffentlich hätte. Unterrock? Phosphor? Index Sign? Den "NaNa-Reggae"? Crazy Baby Doc? Bettina Schröder?
(Dieser Text entstand unter Einfluß einiger Prefab Sprout-Maxis, sowie der LP des New Jazz Trios Maloo, aufgenommen von Reinhold Heil in der TonCoop Hannover 1977, und wurde korrekturgelesen mit Hilfe von Voqa Kei Turakis "The lure of Fiji".)
...zufällige Gedanken zu verschiedenen Themen, die nicht nur mit Hannover, Musik, Punk, Politik zu tun haben ...
30.5.09
29.5.09
Europawahl 2009 - Die Linke
Eigentlich hat die SPD recht, die Linke produziert nur heiße Luft – genauso wie alle anderen Parteien.
Was ist "sozial"? Und was heißt in diesem Zusammenhang "konsequent"? Wird alles gnadenlos dem Sozialem untergeordnet, auch Demokratie und Gerechtigkeit? Sorry, aber hohle Sprüche verdienen bösartige Unterstellungen.
Könnte damit irgendjemand von den anderen Parteien NICHT einverstanden sein?
Wir brauchen an dieser Stelle nicht zu diskutieren, ob der Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan richtig oder falsch ist, denn wir können die Zeit nicht zurückdrehen. Basta. Die Frage ist vielmehr, was passiert, wenn die Bundeswehr abgezogen wird, und die Antwort ist: mehr religiöser Wahnsinn, mehr Drogenexport und mehr Missachtung von Frauen- und Menschenrechten. Ist es das, was Die Linke will? Will sie das wirklich?!
Ja genau, wenn es in Deutschland nicht klappt soll es Europa richten. Dufte Ausrede für eigenes Versagen. Aber wie soll das mit einheitlichem Mindestlohn bei unterschiedlicher Kaufkraft in den Ländern eigentlich funktionieren?
Immerhin ein Spitzenkandidat, der ein bisschen prominent ist – im Gegensatz zu SPD/CDU/FDP.
Nostalgie, die alte Friedenstaube der DKP ;-)
Erst verschämt jegliche rote Farbe auf den Plakaten vermeiden, dafür ein schönes staatstragendes Blau, und jetzt plötzlich "Rot wählen" auf blauen Grund? Bizar...
Die Linke in Hannover hat allerdings kein Problem mit der Farbe rot - und damit, einen Slogan zu verwenden, den auch die DKP benutzt.
Was ist "sozial"? Und was heißt in diesem Zusammenhang "konsequent"? Wird alles gnadenlos dem Sozialem untergeordnet, auch Demokratie und Gerechtigkeit? Sorry, aber hohle Sprüche verdienen bösartige Unterstellungen.
Könnte damit irgendjemand von den anderen Parteien NICHT einverstanden sein?
Wir brauchen an dieser Stelle nicht zu diskutieren, ob der Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan richtig oder falsch ist, denn wir können die Zeit nicht zurückdrehen. Basta. Die Frage ist vielmehr, was passiert, wenn die Bundeswehr abgezogen wird, und die Antwort ist: mehr religiöser Wahnsinn, mehr Drogenexport und mehr Missachtung von Frauen- und Menschenrechten. Ist es das, was Die Linke will? Will sie das wirklich?!
Ja genau, wenn es in Deutschland nicht klappt soll es Europa richten. Dufte Ausrede für eigenes Versagen. Aber wie soll das mit einheitlichem Mindestlohn bei unterschiedlicher Kaufkraft in den Ländern eigentlich funktionieren?
Immerhin ein Spitzenkandidat, der ein bisschen prominent ist – im Gegensatz zu SPD/CDU/FDP.
Nostalgie, die alte Friedenstaube der DKP ;-)
Erst verschämt jegliche rote Farbe auf den Plakaten vermeiden, dafür ein schönes staatstragendes Blau, und jetzt plötzlich "Rot wählen" auf blauen Grund? Bizar...
Die Linke in Hannover hat allerdings kein Problem mit der Farbe rot - und damit, einen Slogan zu verwenden, den auch die DKP benutzt.
28.5.09
Europawahl 2009 - FDP
Was Guido Westerwelle für die FDP ist offenbar Frau Dr. Koch-Mehrin für den Europawahlkampf der FDP: statt einem Wahlprogramm schreien einen die Plakate immer nur an: ich Ich ICH!!! Sogar auf Litfasssäulen greift das augenkrebsartige Gelb über. Und was soll dieser Slogan: "Arbeit muß sich wieder lohnen"? Mindestlöhne kann die FDP damit wohl schlecht meinen, vielleicht Kürzung von Hartz 4 in Erfüllung des sogenannten Lohnabstandsgebots?
Und dass die FDP stark vor Ort sei halte ich für ein Gerücht, ist sie doch die Partei mit der dünnsten kommunalpolitischen Basis.
Und dass die FDP stark vor Ort sei halte ich für ein Gerücht, ist sie doch die Partei mit der dünnsten kommunalpolitischen Basis.
27.5.09
Europawahl 2009 - CDU
Inzwischen ist die CDU plakatmäßig auch auf der Straße aufgetaucht, aber will sie wirklich die Wahl gewinnen?. Seien wir ehrlich, solange solche unprominenten Nullgesichter von den Parteien für das Europaparlament aufgestellt werden, müssen sich die Politiker nicht wundern, dass Europawahlen nicht ernst genommen werden.
"Wir in Europa" hat eigentlich keine inhaltliche Aussage, könnte aber als Propagierung von Nationalstolz verstanden werden. In Nationalstolz und Chauvinismus machen ja Politiker immer dann, wenn ihnen sonst gar nichts mehr einfällt.
Wer soll hier vor wem oder was geschützt werden? Europa vor den afrikanischen Horden, die uns unsere Arbeitsplätze bei der Müllabfuhr und beim Drogendealen wegnehmen wollen? Die sollen gefälligst vorher im Mittelmehr ersaufen.
Äh, welchen Weg aus der Krise bitte? Oder weiß das die CDU selbst noch gar nicht? Aber kann ich denn eine unwissende Partei wählen?
Starker Euro heißt schwache ausländische Währungen heißt Exportschwierigkeiten. Ups, der Slogan war aber nicht ganz durchdacht...
So nichtssagend, dass selbst Die Linke diesen Slogan unterschreiben könnte. Wie die Arbeit geschütz und welche Arbeit geschaffen werden soll wird natürlich nicht gesagt. Muß man ja auch nicht wissen, denn Führer befiehl, wir folgen dir oder so ähnlich geht der Gedankengang: Wähler, gib uns deine Stimme und dann lass dich überraschen.
Irgendjemand hat der CDU geflüstert, dass die bisherigen Plakate einfach nicht ankommen, weshalb auf den letzen Metern noch mal die Kanzlerin und der CDU-Spitzenkandidat ihre Köpfe hinhalten müssen.
Und als Krönung noch mal die Superfloskel "Freiheit und Sicherheit". Ich erspar mir an dieser Stelle die Diskussion, warum sich die beiden Begriffe eigentlich gegenseitig ausschließen und die interessante Frage eigentlich ist, wie die Abwägung in Konfliktfällen erfolgt, aber das ist offenbar zu subtil für Wahlkämpfer.
"Wir in Europa" hat eigentlich keine inhaltliche Aussage, könnte aber als Propagierung von Nationalstolz verstanden werden. In Nationalstolz und Chauvinismus machen ja Politiker immer dann, wenn ihnen sonst gar nichts mehr einfällt.
Wer soll hier vor wem oder was geschützt werden? Europa vor den afrikanischen Horden, die uns unsere Arbeitsplätze bei der Müllabfuhr und beim Drogendealen wegnehmen wollen? Die sollen gefälligst vorher im Mittelmehr ersaufen.
Äh, welchen Weg aus der Krise bitte? Oder weiß das die CDU selbst noch gar nicht? Aber kann ich denn eine unwissende Partei wählen?
Starker Euro heißt schwache ausländische Währungen heißt Exportschwierigkeiten. Ups, der Slogan war aber nicht ganz durchdacht...
So nichtssagend, dass selbst Die Linke diesen Slogan unterschreiben könnte. Wie die Arbeit geschütz und welche Arbeit geschaffen werden soll wird natürlich nicht gesagt. Muß man ja auch nicht wissen, denn Führer befiehl, wir folgen dir oder so ähnlich geht der Gedankengang: Wähler, gib uns deine Stimme und dann lass dich überraschen.
Irgendjemand hat der CDU geflüstert, dass die bisherigen Plakate einfach nicht ankommen, weshalb auf den letzen Metern noch mal die Kanzlerin und der CDU-Spitzenkandidat ihre Köpfe hinhalten müssen.
Und als Krönung noch mal die Superfloskel "Freiheit und Sicherheit". Ich erspar mir an dieser Stelle die Diskussion, warum sich die beiden Begriffe eigentlich gegenseitig ausschließen und die interessante Frage eigentlich ist, wie die Abwägung in Konfliktfällen erfolgt, aber das ist offenbar zu subtil für Wahlkämpfer.
26.5.09
Europawahlplakate aus wissenschaftlicher Sicht
Wahlplakate: "Eher Rück- als Fortschritte". Sprachberaterin Dr. Ruth Geier und Politikwissenschaftler Prof. Dr. Gerd Strohmeier von der TU Chemnitz bewerten die Plakatkampagnen im Europawahlkampf(Pressemitteilung der Technische Universität Chemnitz)
64,3 Millionen Deutsche sind am 7. Juni 2009 aufgefordert, ein neues Europäisches Parlament zu wählen. 99 Abgeordnete schickt Deutschland, im aktuellen Parlament sind CDU/CSU, SPD, Bündnis 90/Die Grünen, FDP und Die Linke vertreten. Wer in der kommenden Legislaturperiode wieder und wie stark dabei sein darf, darum kämpfen die Parteien derzeit - unter anderem mit großformatigen Wahlplakaten. Eine Analyse von Dr. Ruth Geier, Lehrkraft für besondere Aufgaben an der Professur Medienkommunikation sowie Leiterin der Sprachberatung der TU Chemnitz, und Prof. Dr. Gerd Strohmeier, Inhaber der Professur Europäische Regierungssysteme im Vergleich.
CDU: schwarz-rot-gold und wenig aussagekräftig
"Wir in Europa" prangt von den Plakaten der CDU - das "Wir" mit schwarz-rot-goldener Hinterlegung hervorgehoben; ins Bild gerückt Arbeiter, Büroangestellte, Familien. "Die Gestaltung ist sehr staatstragend und patriotisch. Die CDU versucht, sich als Volkspartei darzustellen und alle anzusprechen. Die einzelnen Plakate sind aber wenig aussagekräftig", urteilt Strohmeier. "Die Argumentation auf Textebene fehlt", sagt auch Geier und ergänzt: "Durch das Wir wird eine Vergemeinschaftung versucht. Dieser Trend ist bei der CDU dieses Mal ganz stark - aber: Wer ist Wir? Es soll offenbar eine Gemeinschaft geschaffen werden zwischen der CDU und mir als Betrachter."
Die CSU wirbt in Bayern mit der Aussage "Nur wer CSU wählt, gibt Bayern eine eigene Stimme in Europa." "Das ist kein Slogan", sind sich die beiden Wissenschaftler einig. "Die CSU weiß, dass es dieses Mal für sie knapper werden wird als je zuvor", erklärt Strohmeier und ergänzt: "Deshalb will sie dem Wähler klar machen, dass ohne sie die Stimme Bayerns verloren geht. Aber sie hat noch nicht einmal versucht, diese Aussage in einen griffigen Slogan zu fassen - hier hätte sie viel kreativer sein müssen."
SPD: Negativ-Kampagne mit Umgangssprache
"Finanzhaie würden FDP wählen" - das behauptet die SPD auf einem ihrer Wahlplakate in der ersten Werbephase. Ähnliche Formulierungen findet die Negativ-Kampagne für CDU und Die Linke. "Durch die Benutzung von umgangssprachlichen und bildhaften Begriffen bricht die SPD aus Standards aus", urteilt Geier. Dadurch seien es Plakate, bei denen man eher mit dem Blick hängen bliebe als bei anderen. "Ungewöhnlich scharf, etwas billig und unseriös", findet Strohmeier die Kampagne - "jedoch durchaus humorvoll. Die SPD fällt damit am meisten aus der Reihe, deshalb wird sie auch in den Medien am stärksten diskutiert und erregt Aufmerksamkeit - die Kampagne bedient also nicht nur die klassische Werbung, sondern auch die Presse. Die Tatsache, dass sie jetzt umplakatiert und die negative Werbung durch positive Werbung substituiert, zeigt aber, dass sie erkannt hat, dass negative Werbung allein nicht Gewinn bringend ist."
Bündnis 90/Die Grünen: mit Wums und Reizwörtern
"Mit WUMS! für ein besseres Europa!" rufen Bündnis 90/Die Grünen von ihren Wahlplakaten. Die Aufklärung, wofür WUMS steht - für "Wirtschaft & Umwelt, Menschlich & Sozial" -, erfolgt im Kleingedruckten. "Das ist eine Fußnote wie in einer wissenschaftlichen Publikation und erinnert an den Wahlkampf der Grünen in den 1980er Jahren - die Grünen hatten schon bessere Kampagnen", so Strohmeier. Geier ergänzt: "Bündnis 90/Die Grünen arbeiten mit Reizwörtern - Mindestlohn, Krise, Lohngerechtigkeit. Das WUMS sagt mir erstmal gar nichts, irgendwann bin ich dann doch neugierig und schaue genauer hin. Insgesamt prägt sich das WUMS ein, sobald Personen auf den Plakaten sind, fehlt es allerdings." Dadurch fehle der rote Faden, bemängelt auch Strohmeier: "Den müsste es auf jeden Fall geben, ansonsten sollte man solche Abkürzungen lieber sein lassen!"
FDP: prominente Spitzenkandidatin
"Für Deutschland in Europa" formuliert die FDP und zeigt ein großformatiges Foto der Spitzenkandidatin Dr. Silvana Koch-Mehrin. "Hier wird die Spitzenkandidatin sehr prominent beworben, das ist bei den anderen Parteien nicht der Fall. Bei der FDP weiß der Wähler immerhin, wen sie ins Europäische Parlament schicken will", so Strohmeier. "Glatt übersehen" könnte man die Plakate nach Einschätzung von Geier. "Der Slogan versucht, eine Einordnung zu geben und eine Einheit von Deutschland und Europa zu zeigen", vermutet die Sprachwissenschaftlerin. "Etwas abgegriffen und wenig aussagekräftig", bewertet ihn Strohmeier.
Die Linke: blau und textlastig
Die Linke wirbt mit weißer Schrift auf blauem Hintergrund - unter anderem mit: "Gleicher Lohn für Frauen! Trotz gleichwertiger Arbeit verdienen Frauen in Deutschland etwa ein Viertel weniger als Männer. Schluss mit dieser Ungerechtigkeit!" "Hier stellt sich erstmal die Frage: Warum sind die Plakate blau?", spricht Strohmeier an. Er hat zwei Vermutungen: "Zum einen kann dadurch ein Bezug zu Europa beabsichtigt sein - Blau ist nun mal die Europafarbe. Zum anderen kann das Ziel sein, nicht sofort als Die Linke `enttarnt? zu werden. Der Wähler kann das Blau anfangs nicht zuordnen - und schaut genauer hin." Inhaltlich seien die Plakate sehr textlastig, so Strohmeier: "Das ist klassisch für Die Linke und früher auch für die PDS. Für Plakate finde ich diese Strategie aber nur begrenzt geeignet." Geier sieht in der Textgestaltung "wenige Hochwertwörter". Stattdessen würden Themen bearbeitet: "Man versucht, die Aussagen konkret zu machen, nicht nur Probleme zu nennen, sondern auch Lösungen. Der Text ist auf jedem Plakat nach dem gleichen Schema aufgebaut. Fett gedruckt steht, was gefordert wird, der zweite Satz stellt den Ist-Zustand dar, der dritte lenkt zur Partei."
"Es geht besser - und ist nicht teurer"
"Der Wahlkampf ist in den letzten Jahren immer wichtiger geworden. Aber bei den Plakaten zur Europawahl muss man sagen: Es geht besser - und ist noch nicht mal unbedingt teurer", resümiert Strohmeier und wundert sich: "Man sollte davon ausgehen, dass die Parteien aus vergangenen Fehlern lernen und die Plakatkampagnen immer besser werden. Aber was wir hier sehen, sind eher Rückschritte als Fortschritte." Das bestätigt auch Geier und betont: "Politik muss heute angeboten werden wie etwas Kommerzielles, im Grunde ist es egal, ob eine Partei oder ein Stück Käse beworben wird."
Beide Wissenschaftler sind sich sicher, dass die Kampagnen im Herbst bei der Bundestagswahl besser werden. "Der Europäischen Union messen die Parteien nicht so viel Bedeutung bei, das sieht man deutlich", sagt Strohmeier. Die Themen könnten jedoch im Herbst dieselben sein - Strohmeier: "Alle Parteien bewerben auf den Plakaten Themen, mit denen sie genauso gut in den Bundestagswahlkampf gehen könnten. Der Europagedanke hätte von allen besser transportiert werden können - allerdings steht sein Fehlen auch für eine gewisse Nachfrageorientierung: Die Wähler interessieren sich wenig für Europa."
25.5.09
25 Jahre sind genug
Zufällig heute entdeckt:
Liebe Schüler, liebe Lehrer,...
oder um es kürzer zu sagen: JA!!!!
Dies ist die News, auf die die meisten von Euch seit Jahren (sorry, hat länger gedauert, aber sie sollte ja gut werden) gewartet haben.
Merkt Euch diesen Tag: 3. Juli 2009
Dann ist es soweit!
Die ABSTÜRZENDE BRIEFTAUBEN DOPPEL-DVD mit dem Titel "25 Jahre sind genug" wird veröffentlicht.
Hier die versprochenen Infos zur Doppel-DVD.
DVD 1
Wir war'n die Tauben (Doku, 127 Minuten)
Outtakes (8 Minuten)
Die Brieftauben im Tonstudio 2006 (5 Minuten)
Punkrockrente (Der letzte Song der Abstürzenden Brieftauben, 3 Minuten)
DVD 2
Macht's noch einmal Tauben (Live in der Glocksee 2002, 59 Minuten)
Ausser Kontrolle (Vers. 2007, 50 Minuten)
Die Videoclips
- Das Grauen kehrt zurück
- Im Strandbad
- Du brauchst es
- Fett & Hässlich
- Zuviel ist nicht genug
- Das Herz eines Boxers
Viele Grüße Euer Brieftauben DVD-Team (25.5.09)
24.5.09
23.5.09
Geschafft!
Was hängen geblieben ist:
"...dass totalitäre Systeme den Vorteil haben, den Leuten Konsequenzen für ihre Worte und Aktivitäten aufzuzwingen. Wenn man für seine Worte erschossen wird und meint, sie trotzdem sagen zu müssen, dann hätte es einen Wert - in der Demokratie dagegen gäbe es nur unverbindliches Geschwätz." aus "Jegor Letow (1964-2008) - Nachruf auf eine umstrittne Schlüsselfigur des russischen Untergrunds" von Ewgeniy Kasakow, Testcard #18, S, 209 -
sowie der gesamte Text "Basiswissen Regression" von Johannes Ullmaier, S.45ff., der aus Platzgründen leider nicht vollständig abgedruckt ist. Da würde es sich doch anbieten den fehlenden Teil zumindest online auf der testcard-Webseite bereitzustellen, oder?
19.5.09
Europawahl 2009 – In Bayern
Nein dies ist kein Witz, so sieht der Münchner Spitzenkandidat der CSU wirklich aus!
Weshalb einige intelligente Menschen seine Plakate schon mal verbessert und die Übereinstimmung von Form und Inhalt hergestellt haben :-)
Ansonsten hat die CSU kein Europawahlthema außer sich selbst: wie kann ich in Brüssel an meisten für mich selbst rausholen?!
Dafür muß dann auch die Fresse des großen Parteivorsitzendenimitators (der echte – Strauß – ist ja schon tot) herhalten. Ob es was hilft?
Briefwahl muß sein, damit genug Stimmen zusammenkommen, um der CSU über die 5%-Hürde bundesweit gerechnet zu helfen.
Wer hätte das gedacht, die CSU hat auch Herz...
Und die stehen dann auf dem Stimmzettel.
In Bayern muß die SPD ja gegen die CSU stänkern, daher dieses abgewandelte Plakat.
Klingen Doppelnamen bairischer?
Finanzmärkte sind natürlich in München ein Thema.
Auch hier: der Namen ist wichtig für das lokale Standing.
Die Münchner müssen natürlich extra gebauchpinselt werden.
Es scheint einige verstreute Mitglieder dieser Partei in München zu geben, die auch tatsächlich den Arsch zum Plakatieren hochkriegen. Ansonsten: wer braucht schon Ein-Themen-Parteien?
Wow, Kommunisten in München...
Die ÖDP ist die Schnittmenge zwischen Grünen und CSU: gegen Atomkraft und gegen Abtreibung und ist eigentlich nur in Bayern etwas größer...
Und schlussendlich die separatistische Bayernpartei, vor 50 Jahren von der CSU als Konkurrenz ausgetrickst. Was wollen die eigentlich in Europa außer abkassieren? Und wieso greifen sie einen Slogan – "Europa der Regionen" – der NPD auf?
Weshalb einige intelligente Menschen seine Plakate schon mal verbessert und die Übereinstimmung von Form und Inhalt hergestellt haben :-)
Ansonsten hat die CSU kein Europawahlthema außer sich selbst: wie kann ich in Brüssel an meisten für mich selbst rausholen?!
Dafür muß dann auch die Fresse des großen Parteivorsitzendenimitators (der echte – Strauß – ist ja schon tot) herhalten. Ob es was hilft?
Briefwahl muß sein, damit genug Stimmen zusammenkommen, um der CSU über die 5%-Hürde bundesweit gerechnet zu helfen.
Wer hätte das gedacht, die CSU hat auch Herz...
Und die stehen dann auf dem Stimmzettel.
In Bayern muß die SPD ja gegen die CSU stänkern, daher dieses abgewandelte Plakat.
Klingen Doppelnamen bairischer?
Finanzmärkte sind natürlich in München ein Thema.
Auch hier: der Namen ist wichtig für das lokale Standing.
Die Münchner müssen natürlich extra gebauchpinselt werden.
Es scheint einige verstreute Mitglieder dieser Partei in München zu geben, die auch tatsächlich den Arsch zum Plakatieren hochkriegen. Ansonsten: wer braucht schon Ein-Themen-Parteien?
Wow, Kommunisten in München...
Die ÖDP ist die Schnittmenge zwischen Grünen und CSU: gegen Atomkraft und gegen Abtreibung und ist eigentlich nur in Bayern etwas größer...
Und schlussendlich die separatistische Bayernpartei, vor 50 Jahren von der CSU als Konkurrenz ausgetrickst. Was wollen die eigentlich in Europa außer abkassieren? Und wieso greifen sie einen Slogan – "Europa der Regionen" – der NPD auf?
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