...zufällige Gedanken zu verschiedenen Themen, die nicht nur mit Hannover, Musik, Punk, Politik zu tun haben ...
15.1.08
Punk in London
Einmal im Jahr gehe ich zu Saturn Hansa - oder auch Satan Hansa, weil ich jedesmal, wenn ich durch die CD-Abteilung laufe, das Gefühl habe, dass mir die Seele ausgesaugt wird - obwohl früher, als sie noch Vinyl anboten (im Ihmezentrum), es noch schlimmer war, aber da war die Verkaufsfläche für Tonträger mindestens 5mal so groß. Doch einmal im Jahr, wenn die Billigtage sind (ohne Mehrwertsteuer einkaufen oder so) kann man mal hingehen, 'ne Johnny Cash-Box billiger abgreifen oder die Siouxsie and the Banshees-B-Seiten-Box im wahrsten Sinne des Wortes retten - braucht jemand noch die Chris Rea-12-CD-Blues-Box, die dort seit Jahren 'rumsteht? Dieses Jahr sah ich 2 DVDs, frisch erschienen: "Punk in London" und "Punk in England".
"Punk in London" ist der erste deutsche DVD-Release des legendären Dokumentarfilms "Punk in London", aufgenommen im Sommer 1977 von Wolfgang Büld als Abschlussarbeit seines Filmstudiums in München. Es tauchen auf die Adverts - mit denen Büld danach "Brennende Langeweile" für das ZDF drehte, jetzt auch auf DVD wiederveröffentlicht -, X-Ray-Spex, Subway Sect, The Lurkers, Chelsea, Wayne County and the Electric Chairs, The Jam, viele Interviews und zum Schluß The Clash live in München. Dazu gibt es ein längeres Interview mit Büld, dessen mangelnde Artikulationsfähigkeit am Anfang nervt, ebenso wie der schlechte Ton, aber insgesamt ist es sehr interessant ist. Meine Empfehlung: erst das Interview ansehen und danach den Film, dann versteht man einiges besser.
3 Jahre später drehte Büld - aus finanziellen Gründen - für das deutsche Fernsehen die Dokumentation "British Rock", wieder mit The Clash und The Jam, sowie Spizz Energi, The Specials, The Selector, Madness, Ian Dury und The Pretenders. Das ganze ist nicht schlecht, aber doch wesentlich glatter. Die DVD "Punk in England" - der Titel ist eigentlich eine Lüge, denn Punkbands sind auf der DVD nicht zu sehen, auch The Clash waren zu diesem Zeitpunkt schon ganz woanders, und Büld sagt selbst, dass zu diesem Zeitpunkt eigentlich Punk in England schon vergessen war - enthält allerdings nur 60 Minuten von den ursprünglichen 85 Minuten, es fehlen The Police, Gary Numan und The Kinks - was an keiner Stelle erwähnt wird und nur herauszufinden ist, wenn man die Trackliste mit der der Videoveröffentlichung von 1992 (bei !K7 unter dem Titel "Punk And Its After Shocks" erschienen - die !K7-Veröffentlichung von "Punk in London '77" 1991 scheint dagegen mit der DVD übereinzustimmen) vergleicht. Weiterhin sind auf der DVD 30 Minuten der Sendung "Women in Rock" - und auch diese Dokumentation ist offenbar unvollständig, denn damals waren solche Fernsehbeiträge 45 Minuten lang, und die Trackliste auf dem DVD-Cover listet auch Mania D. auf, obwohl diese nur 5 Sekunden lang am Anfang auftauchen, aber keine Musik von ihnen zu hören ist. Die Kürzung ist ebenfalls unerwähnt (möglicherweise sind die Kürzungen aus rechtlichen Gründen erfolgt, was ich mir zumindest bei The Police vorstellen kann, aber die Kürzungen nicht anzugeben finde ich echt armselig), zusätzlich ist das auf der DVD beigefügte Interview mit Wolfgang Büld ziemlich unergiebig und geht zudem auf "Women In Rock" gar nicht ein - auf der "Punk in London"-DVD erwähnt Büld an einer Stelle, dass er gezwungen war, Nina Hagen in diesen Film rein zu nehmen, obwohl er sie gar nicht mag.
Fazit: "Punk in London" ist essentiell, "Punk in England" ist ein Rip-Off, und die Cover der DVDs sind klischeehaft und fantasielos.
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