
Und da ich ja gerne immer vom Speziellen zum Allgemeinen komme behaupte ich jetzt einfach mal, dass diese "Empörung" auch ein Fortleben der alten nicht nur Nazi-Ideologie vom lebenswerten und lebensunwerten Leben ist (auch die Kommunisten haben ja den Wert eines Lebens danach sortiert, ob Kommunist oder Klassenfeind). Ein Kindsmörder wie Gäfgen wird da gerne unter "lebensunwert" einsortiert, doch ich frage mich immer, womit denn diejenigen, die das tun, den „Wert“ ihres eigenen Lebens im rechtfertigen? Oder sind sie bereit, sich ebenfalls von der Polizei foltern zu lassen, wenn die Polizei sie z.B. wegen eines tatsächlich unberechtigten Verdachts verhört? Nein, denn wie schon Heinrich Himmler am 4. Oktober 1943 in Posen auf einer SS-Gruppenführertagung in seiner berüchtigten Geheimrede ausführte: "'Das jüdische Volk wird ausgerottet', sagt ein jeder Parteigenosse, 'ganz klar, steht in unserem Programm, Ausschaltung der Juden, Ausrottung, machen wir.' Und dann kommen sie alle an, die braven 80 Millionen Deutschen, und jeder hat seinen anständigen Juden. Es ist ja klar, die anderen sind Schweine, aber dieser eine ist ein prima Jude." Es gibt Prinzipien, die darf nicht aufweichen, will man nicht selbst Opfer der Ausnahme werden (bitte jetzt nicht als Sympathie für die "Prinzipientreue“ eines Heinrich Himmler verstehen, denn wie sagte schon ein Oskar Lafontaine: "Helmut Schmidt spricht weiter von Pflichtgefühl, Berechenbarkeit, Machbarkeit, Standhaftigkeit. [...] Das sind Sekundärtugenden. Ganz präzis gesagt: Damit kann man auch ein KZ betreiben." Es kommt eben auf die Werte an, die hinter einem Prinzip stehen).

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