26.5.11

virenzimmer


Gestern nach dem Abendessen hatte ich eine Magenverstimmung. Ich dachte, ich müßte sterben. Nachher las ich ein Kapitel der Hyperion-Gesänge und vergaß das ganze wieder. Tatsächlich war heute morgen auch kein Blut im Stuhl. Ich hab dann auch bei Aldi wieder 2 Bündel Radieschen mitgenommen. Gewarnt wird ja nur vor Gurken, Tomaten und Salat (aber während ich dies schreibe fühlt sich mein Magen wieder komisch an).

And now for somethimg completely different:

Ich lese gerade "Musikzimmer" von Diedrich Diederichsen. Das letzte Buch von ihm, das ich las - war es "Freiheit macht arm"? Ich weiß es nicht mehr - war eine Qual. Das erinnert mich an eine Geschichte über Rudi Dutschke und Fritz Teufel (oder war es Rainer Langhans?) und deren Leseverhalten. Während Dutschke die Bücher tagelang durcharbeitete, Sätze mehrmals las, bis er sie verstand, und Anmerkungen an den Rand schrieb, las Teufel sie in einem Tag durch, um dann angeben zu können, was er alles schon gelesen habe. Ich bin ja lesemäßig mehr der Teufel-Typ, aber bei Diederichsen muß man offenbar zum Dutschke werden. Doch "Musikzimmer" läßt sich ziemlich leicht lesen, und inspiriert ab und zu zu eigenen Gedanken, die dann leider wegen mangelnder Niederschrift gleich wieder verpuffen. Warum ich das Ganze erzähle? Auf Seite 128 schreibt D.D., "Baby's Heartbeat" auf der Lennon/Ono-LP "Unfinished Music No.2" sei der authentische Herzschlag von Sean Ono Lennon. Das ist falsch. Die LP erschien am 9.5.1969, Sean Ono Lennon wurde aber erst am 9.10.1975 geboren. "Baby's Heartbeat" wurde im November 1968 im Queen Charlotte's Hospital in London aufgenommen, wo sich Yoko Ono wegen Komplikationen während ihrer Schwangerschaft aufhielt (auch das Cover-Foto entstand dort und illustriert schön den Songtitel "No Bed for Beatle John"). Kurz darauf erlitt Yoko eine Fehlgeburt. Yoko gab zusammen mit John dem toten Jungen den Namen "John Ono Lennon II". Dem Andenken an das tote Kind ist das Stück "Two Minutes Silence" auf der gleichen LP gewidmet. (Im übrigen hat D.D. eine weitere Version des Stille-Themas im Repertoire von Lennon übersehen, die "Nutopian International Anthem", aber die lag vielleicht außerhalb des konzeptionellen Rahmens dieser Kolumne.)

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Mit Details hat es der Herr Professor Diedrichsen nicht so.

In einem Artikel über den Dokumentarfilm "Final Cut: The Making and Unmaking of Heaven's Gate" hat er mal seitenlang (mehr oder weniger) gelehrte Bemerkungen zu "New Hollywood", Genie und Kulturindustrie etc. abgegesondert und dann behauptet, der Regisseur Cimino hätte durch seine Budgetüberziehungen die Universal Studios ruiniert (vgl. http://www.taz.de/1/archiv/archiv/?dig=2005/02/11/a0289).

Was doch sehr erstaunlich ist, weil Cimino "Heaven's Gate" bei United Artists gedreht hat.

"Freiheit macht arm", ist dies das Buch, wo Diedrichsen gemerkt hat, dass auch Rechte Baseballmützen tragen? Wodurch sein ganzes Weltbild einstürzte?

Anonym hat gesagt…

Klugscheisser aller (Bundes-)Länder, vereinigt Euch!

das kulturpessimistische Machwerk mit den rechten Baseheads stammt aus einem SPAX-Aufsatz zum Jahreswechsel 1992/1993, geschrieben anlässlich des gewalttätigen Übergriffs auf ein Asylbewerberheim in Rostock. Und die Hools haben nicht nur Basecaps getragen, oh nein, sondern auch noch "grungige" karierte Holzfällerhemden. Oh Untergang des Abendlandes!

der anonyme Klugscheißer No.2