Tonbeilage zu dem Bucketful Of Brains-Fanzine mit möglicherweise exklusiven Titeln.
Barracudas "Very last day" (Stockey/Yarrow)/"There's a world out there" (Wills)
einseitige Flexi-EP, BOB 7, o.J. - Beilage zu Bucketful Of Brains #13 (
...zufällige Gedanken zu verschiedenen Themen, die nicht nur mit Hannover, Musik, Punk, Politik zu tun haben ...
Dieses deutsch-amerikanische Quartett wurde im Januar 1983 vom Bremer Kontrabassisten Torsten Müller in New York gegründet. Die improvisierte Musik der vier Musiker weist sehr unterschiedliches musikalisches und auch außermusikalisches Material auf. Die Art der Bühnenpräsentation und die Verstärkung der Instrumente erinnern eher an Rockmusik. Die Musiker bringen Elemente aus verschiedenen musikalischen Bereichen, in denen sie bisher gearbeitet haben, in den improvisatorischen Kontext ein.Und hier ein Bericht aus dem hannoverschen StumpS-Fanzine:
ARTO LINDSAY ist bekannt geworden durch sein Gitarrenspiel und Gesang in den No-Wave-Gruppen "DNA" und "Lounge Lizards". JOHN ZORN war Jazz-Saxophonist und arbeitete improvisatorisch mit Derek Bailey‘s "Company", mit Fred Frith, Eugene Chadbourne und George Lewis. LINDSAY und ZORN spielen u.a. in der Gruppe "The Golden Palominos". TORSTEN MÜLLER spielte in ad hoc-Ensembles mit vielen europäischen Improvisationsmusikern. Er arbeitet kontinuierlich in Formationen mit Günter Christmann, mit dem australischen Geiger John Rose und im Trio mit den Amerikanern LaDonna Smith und Davey Williams. GERD GLÄSMER spielte in Jazz- und New Wave-Gruppen wie "Die Tassen" und "Die 10 Frikadellen".
VIEWS (Historisches Museum, 3.6.‘83) Was ich als erstes sagen sollte ist, daß es in Hannover diesen Kreis "Hohe Ufer Konzerte" gibt, der ziemlieh elitären Minderheitenkram nach Hannover bringt. Letztes Jahr hab ich da Frieder Butzmann im Historischen Museum gesehen, wo er zu Filmen Lärm machte. Wirklich unterhaltsam, wenn Du Butzmann kennst. Diesmal also ging ich zu VIEWS, aber eigentlich ging ich zu Arto Lindsay. Wirklich, er war in Hannover, der "schlechteste Gitarrist der Welt". Arto ist toll, wie er da mit seiner roten Danelectro-Gitarre (12-saittig!, undefinierbar gestimmt) hinterm Mikro steht und total verkrampft diese absolut nicht nachvollziehbaren Geräusche absondert, wirklich ätzend grell. Also ich glaube nicht, daß er normale Grilfe (sicher kann er welche) oder selbst erfundene spielt, sondern er greift mal so, mal so/irgendwie/planlos/spontan. Wenn ich das auf meiner Gitarre mache, kommt was ganz enderes raus. Ich versteh es nicht. Dazu brüllt Arto dann irgendwelche Laute/Worte/Textkürzel/Stümmel mir die Sprache ins Mikro. Es klingt wie DNA, nur daß er andere Mitspieler hat. John Zorn z.B. benutzt alle möglichen Teile von Blasinstrumenten, holt dort diese lustigen Korg MS 10-Geräusche raus, bläßt in Wasserschüsseln - nur keinen normalen Ton erzeugen. Torsten Müller verrenkt sich ziemlich hinter seinem Bass und versucht verzweifelt alles Gelernte über Bord. zu werfen, was ganz lustig klingt, aber bei weitem nicht an Arto rankommt. Gerd Gläsmer - kannst Du mal mit rauf tragen helfen? Es hat geklingelt. - Ja, Moment ... so, jetzt bin ich wieder da - wo war ich stehengeblieben? Ja, also Gerd Gläsmer hielt sich am Schlagzeug zurück, was mir um so mehr gefiel, weil der Rest von ihm sehr kompetent war. VIEWS fingen also mit diesem Lärm an - das Konzert fand im Innenhof des Museums statt, wo es auch ab und zu nieselte (aber nicht regnete) - und sie kamen damit durch. Das war das Erstaunlichste. Nach 9 Stücken - nach dem ersten Stück begrüße Arto das Publikum mit "It‘s nice to be in Munster" und ergänzte, als er reichlich Lacher erntete "if you‘ve seen one museum, you ‘ve seen them all" - in 17 Minuten folgte eine 10-minütige Pause, dann folgten weitere 8 Stücke in 16 Minuten, und tatsächlich wurde noch eine Zugabe erklatscht. Nach 46 Minuten und 15 Sekunden war es überstanden - nein, das ist falsch ausgedrückt - da hatte dieses interessante künstlerische Ereignis seinen Höhepunkt und Abschluß gefunden. Zusammenfassung: Das beabsichtigte Arbeiten im Grenzbereich der Rockmusik (wieso dann im Museum auftreten?) wer etwas eindimensional. Auch wenn VIEWS "Neue Musik" (Free Jazz der Nicht-Hippies?) mit Elementen von Rockmusik mischen (Instrumentierung, kurze Stücke) wollen, so kann ich mir durchaus noch andere Klangergebnisse vorstellen als nur “VIEWS“, deren Stücke eigentlich alle gleich klangen (wie z.B. Rolling Stones-Stücke gleich klingen). Eine LP ist demnächst zu erwarten, und nächstes Jahr sollen David Hube und Steve Beresford mitspielen. Darauf freue las ich mich schon jetzt. Und diese Reinigung der Synthi-verkleisterten Gehirnzellen kann ich jedem nur empfehlen.
17/7/83
(aus Stumpfs 19/83 vom 20.7.83)