"Neue Deutsche Welle" ist für viele Menschen ein Hass-Begriff, steht er doch für eine Zeit Anfang der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts, in der deutschsprachige Schlager mit debilen Texten und amateurhafter Begleitung die Hitparade in Deutschland verstopften. Ich sage nur Hubert Kah. Leider ist der Begriff etwas früher entstanden und stand ab 1979 für eine überschäumende musikalische Kreativität im deutschen Untergrund, die sich nicht einfach in die Schublade Punk stecken lies wie z.B. Deutsch Amerikanische Freundschaft, Mittagspause, Der Plan, S.Y.P.H., Wirtschaftswunder, Palais Schaumburg, Mythen in Tüten, Bärchen und die Milchbubis, Mania D., Freiwillige Selbstkontrolle und und und, wovon ja einiges auf dem lobenswerten "Verschwende Deine Jugend"-Sampler zu hören ist. Leider wurde der Begriff ndW von der Industrie für ihren Schrott besetzt (okay, nichts gegen Trio (1.LP) und Ideal, deren großartige dritte LP "Bi Nuu" leider völlig vergessen ist), und jetzt steht dieser frühe Independent-/DIY-/Avantgarde-Kram ohne eigenes Etikett da und wird daher völlig übersehen. Vielleicht sollte man den Industriekram einfach "Neuer Deutscher Schlager" (ndS) nennen? Als Erfinder des Begriffs "Neue Deutsche Welle" gilt übrigens der Journalist und spätere Blumfeld-Manager Alfred Hilsberg, der diesen für seine dreiteilige Artikel-Serie "Aus grauer Städte Mauern" in der Musikzeitschrift Sounds von Oktober bis Dezember 1979 verwendete. Aber Frieder Butzmann weist zu Recht auf der Cassettenbeilage zum Magazin
Neue Deutsche Welle - Aus grauer Städte Mauern (Alfred Hilsberg, Sounds 10/79)
Dicke Titten und Avantgarde - Aus grauer Städte Mauern (Teil 2) (Alfred Hilsberg, Sounds 11/79)
Macher? Macht? Moneten? - Aus grauer Städte Mauern (Teil 3) (Alfred Hilsberg, Sounds 12/79)