30.12.24

Elon Musk

X ist eine kuriose Mischung aus Roman und Sachbuch, in Forts Kurzgeschichtenstil geschrieben, mit kurzen Sätzen ohne Verben. X basiert ausschließlich auf den Notizen und erzählt keine Geschichte im eigentlichen Sinne eines Romans. In X behauptet Fort, dass alle Ereignisse der Erde durch eine uns überlegene Zivilisation kontrolliert würden. Die Welt und alles, was wir wahrnehmen, ist nicht Realität, sondern nur Projektion, etwa wie Hologramme. Woher die Zivilisation stammt, die diese Täuschungen projiziert, kann Fort nicht genau angeben. Er deutet aber an, sie sitze wohl auf dem Mars.

Quelle: Ulrich Magin "Der Ritt auf dem Kometen. Über Charles Fort" Frankfurt/Main 2001, S. 72

26.12.24

Bezirksrat Südstadt-Bult Dezember 2024

Warum tue ich mir das an? So richtige Unterhaltung ist das nicht, auch wenn ich mich frage, ob meine Anwesenheit bis zum bitteren Ende des öffentlichen Teils das Verhalten der Politiker*innen beeinflusst oder nicht. Zumindest erhält man manchmal nützliche Informationen wie die baldige Einführung der blauen Tonne für Papierabfälle, was bedeutet dass ab Mitte 2025 blaue Säcke und Kartons nicht mehr von der Müllabfuhr mitgenommen werden und schon jetzt die Supermärkte von AHA keine neuen Sacklieferungen erhalten. Einige Tage später kaufte vor mir an der Supermarktkasse eine Frau 2 Rollen blaue Säcke. Ich erwähnte, was ich im Bezirksrat gehört hatte, woraufhin sie hysterischerweise noch mal 10 Rollen kaufen wollte. Mal sehen, wann meine Hausverwaltung die blaue Tonne bestellt und wie lange noch mein Vorrat an gelben Säcken reicht. Denn eines ist sicher, ich werde nicht für jede einzelne Verpackung oder einzelnen Werbezettel vor die Haustüre gehen.

Die Dezember-Sitzung war mit etlichen Abwesenden knapp beschlussfähig. Dem fiel ein Dringlichkeitsantrag zum Seniorenbüro Bult zum Opfer, dem zur Behandlung alle Anwesenden hätten zustimmen müssen (2/3 aller Bezirksratsmitglieder, nicht bloß der Anwesenden), was aber nicht geschah. Ebenso liegen wegen Mangel an städtischem Personal noch immer keine Protokolle der letzten Sitzungen vor. Als nächstes gab es eine Vorlage der Verwaltung zur Umgestaltung der Rasenfläche neben dem Haus der Religionen anlässlich des kommenden Kirchentags. Danach kamen die schon erwähnten Informationen zur Einführung der blauen Tonne.

Die Sinnhaftigkeit der Anhörung zum Thema "Gewalt gegen Frauen im Stadtbezirk" hat sich mir nicht ganz erschlossen, handelt es sich doch um kein spezifisches Problem von Südstadt-Bult. Weder die eingeladenen Institutionen noch die verschiedenen Fachabteilungen der Stadtverwaltung konnten hier spezifisches zum Stadtbezirk mitteilen. Was nicht heißen soll, dass die 1 ½ Stunden der Anhörung langweilig waren, aber m.E. hätte das Thema in ein Forum mit mehr Breitenwirkung gehört.

Bei Durchsicht meiner Notizen kann ich inzwischen nicht mehr nachvollziehen, weshalb diese Sitzung fast 4 Stunden gedauert hat Okay, verkehrspolitisch haben ja die Bezirksratsfraktionen unterschiedliche Vorstellungen, aber wenn die SPD die Wiedereinrichtung von Fahrradstraßen fordert, die sie im letzten Jahr noch abgeschafft hat, denn besteht natürlich Redebedarf. Ebenso wenn mal wieder etwas nach einem Mann benannt werden soll, in diesem Fall ein Hain (= kleiner lichter Wald).

Sitzungsunterlagen Dezember | Protokoll

20.12.24

Mann in Schwarz

...Foto gefunden im öffentlichen Bücherschrank...

16.12.24

Unbekannte Schülerband

...Foto gefunden im öffentlichen Bücherschrank...

14.12.24

Das Gegenteil von ist...

Manchmal stolpere ich über bestimmte Redewendungen und frage mich, was wäre denn jetzt das jeweilige Gegenteil. So z.B. bei dem Wortpaar "gesunder Menschenverstand". Wäre das Gegenteil nicht der "kranke Menschenverstand"? Das klingt aber irgendwie nach Nazi-Sprech, was auch den "gesunden Menschenverstand" anrüchig klingen lässt. Belassen wir es lieber bei "Vernunft". Aktueller Stolperstein ist aber:
"das schöne Geschlecht"
"das hässliche Geschlecht"
"dazwischen und außerhalb"

10.12.24

We're A Happy Family

...gefunden im öffentlichen Bücherschrank...

6.12.24

Damals

...Foto gefunden im öffentlichen Bücherschrank...

2.12.24

An Cat Dubh

...Foto gefunden im öffentlichen Bücherschrank...

28.11.24

Bezirksrat Südstadt-Bult November 2024

Das Beste kam zum Schluß, ein Antrag der Vertreterin von Die Partei, auf das die Verwaltung im Stadtbezirk nach Räumlichkeiten als Ersatz für das KOPI suchen solle. Das KOPI ist der Punker-Treff in der Kopernikusstraße, der von der Bundesbahn gekündigt wurde wegen Erweiterung der Gleisanlage. Ich weiß nicht ob das KOPI noch im Stadtbezirk Vahrenwald liegt oder schon zur Nordstadt gehört, jedenfalls aus diesem Grund kam es sogleich zu einem Geschäftsordnungsantrag der FDP auf Nichtbeschäftigung, weil das KOPI nicht im eigenen Stadtbezirk liegt. Dem stimmte die Mehrheit nicht zu, weil die Stadtverwaltung ja laut Antrag ausdrücklich in Südstadt-Bult suchen soll. Die CDU mäkelte sodann, das es im Stadtbezirk ja nicht mal ein eigenes Jugendzentrum gäbe, weshalb dann eines für die Punks gesucht werden solle? Der Antrag fand aber trotzdem eine Mehrheit, wobei meines Erachtens die Suche sinnlos ist, weil die Besucher*innen des KOPI wohl zumeist selbst in der Nordstadt leben, weshalb sie kaum durch die halbe Stadt reisen würden, wenn es hier Ersatzräumlichkeiten gäbe. But you'll never know.

Ansonsten ging viel Zeit drauf für die Präsentation der Ergebnisse der Sicherheitsbefragung der Bürger*innen von Hannover. Südstadt-Bult werde weiterhin als sicherer Stadtbezirk wahrgenommen, aber insgesamt habe das Sicherheitsgefühl schon abgenommen, insbesondere in der Innenstadt und nachts (stetig rechte Propaganda-Tropfen höhlen eben den Stein). Dem widerspricht jedoch die Statistik, wonach die Anzahl gemeldeter Rechtsverstöße relativ stabil bis leicht abnehmend sei. Nur in der Innenstadt steige die Kriminalitätsrate. Neu sei aber, dass gerade bei jungen Leuten das Angstgefühl zugenommen habe, insbesondere vor jungen Leuten am Raschplatz. Weshalb auch die beiden Waffenverbotszonen Steintor und Raschplatz jetzt zu einer Waffenverbotszone für die gesamte Innenstadt zusammengefasst werden sollen, zudem sollen 25 weitere Stellen für den städtischen Ordnungsdienst geschaffen werden. Auch soll es ähnlich den Kontaktbereichsbeamten der Polizei "Ordnungsbotschafter" für die einzelnen Stadtteile geben. Und während früher die Knöllchen für Parkverstöße als Abzockerei galten werde jetzt von den Bürger*innen mehr Verkehrsaußendienst gefordert. The times they are a-changing.

Der Rest waren wieder finanzpolitische Entscheidungen, entweder auf Antrag der Stadtverwaltung oder aus eigenen Mitteln des Stadtbezirksrats: alles einstimmig. Und wieder jede Menge Anfragen und Anträge zu Verkehrsthemen wie Ampeln, Bushaltestellen usw. Und es ging um Telefonzellen, Hundekotbeutelmülleimer, Tannenbaumsammelplätze und ein kinderfreundliches Maschseefest. Nicht alles wurde einstimmig beschlossen, aber nichts abgelehnt, einiges allerdings auch in die Fraktion gezogen. Damit stehen dann auch schon die Themen der nächsten Sitzung im Dezember fest.

Sitzungsunterlagen November | Protokoll

17.10.24

Bezirksrat Südstadt-Bult August und September 2024

Was, schon wieder 2 Sitzungen noch nicht kommentiert? Zwar sah der Plan noch eine Sitzung im Juni vor, aber das war ein Vorbehaltstermin, der nur stattgefunden hätte, wenn es eine wichtige Vorlage der Stadtverwaltung gegeben hätte. Hatte es aber nicht.

Eigentlich dachte ich das Thema Fahrradstraßen in der Südstadt wäre durch, aber überraschenderweise hatte sich die SPD selbst nochmal Gedanken zu dem Thema gemacht und kam mit 11 Anträgen mit Änderungswünschen zu den ursprünglichen Plänen der Stadtverwaltung, wozu es noch 3 grüne Änderungsanträge gab. Es ging um Modalfilter (bauliche Maßnahmen, die nur bestimmte Verkehrsmittel durchlassen), Fahrradaufstellstreifen, Grünpfeile, die Verlegung von Parkplätzen und immer wieder Fahrradbügel. Die CDU war irritiert, dass eine abgeschaffte Fahrradstraße wieder eingeführt werden sollte. Das meiste fand in unterschiedlicher Anzahl Zustimmung, wobei einzelne Anträge sogar Satz für Satz abgestimmt wurden. Mal sehen, wie die Verwaltung sich dazu positioniert.

Ansonsten beantragte die SPD noch eine Anhörung zum Thema "Gewalt gegen Frauen im Stadtbezirk". Die CDU möchte eine Radservice-Station, so eine Art öffentlich zugänglicher Werkzeugkasten, und die weiteren Anträge aus dem Bezirksrat drehten sich mehrheitlich um Verkehrssicherheit. Von Seiten der Verwaltung gab es eine längere Präsentation zum kommunalen Wärmeplan und Änderungen an der Fernwärmesatzung. Entscheiden wollte der Bezirksrat das Thema aber noch nicht. Die in der letzten Sitzung umfangreich "diskutierte" Vergabe eines Platzes auf der Sportanlage des Post SV wurde mehrheitlich durchgewunken, hatten sich die Streitparteien doch in der Sommerpause auf eine gemeinsame Nutzung geeinigt. Verwaltungsvorlagen zu den Schulen im Stadtbezirk gehen eigentlich immer unproblematisch durch, ebenso die Vergabe der eigenen Gelder des Bezirksrats.

Der September-Termin war dann ein Haushaltstermin, d.h. es gab keine Anfragen und Anträge der Fraktionen, bzw. nur Änderungswünsche zum vorgelegten Haushaltsplanentwurf für die Stadt Hannover. CDU und FDP legten keine eigenen Änderungsanträge vor, weil die ja immer von Rot-Grün im Rat abgelehnt würden. Was aber idiotisch ist, weil ja im Augenblick im Rat die SPD gemeinsame Sache mit CDU und FDP macht und die Grüne trotz größter Fraktion (einschließlich einiger Übertritte aus der SPD) und grünem Oberbürgermeister faktisch in die Opposition gedrängt wurden. Es gab auch keine Anträge der SPD, nur welche von Bündnis 90 Die Grünen. Allerdings gab es Protest von der SPD, dass sie von den grünen Änderungsanträgen erst am Sitzungstag erfahren hätten und sich daher vor der Sitzung nicht mehr beraten konnten. Offenbar lag das Problem auf Verwaltungsseite wegen des Ausfalls von Mitarbeiter*innen. Eingebracht wurden die Anträge aber trotzdem und nach einer Sitzungsunterbrechung zwecks fraktionsinterner Beratung auch abgestimmt. Einige Anträge waren unbeziffert, etwas, was in früheren Jahren auch häufiger bei CDU-Anträgen zum Stadt-Haushalt der Fall war und dann von SPD und Grünen der Opposition als fehlerhaft vorgeworfen wurde. Diesmal waren die Rollen vertauscht, was allerdings die Grünen zurückwiesen, weil es formal keine Änderungsanträge zum Haushalt seinen, sondern Haushaltsbegleitanträge. Diesen Diskussionen zuzuhören ist teilweise lustig, teilweise masochistisch, trotzdem haben die Sitzungen mehr Interesse seitens der Bürgerschaft verdient. Nur wer weiß wie Demokratie funktioniert, kann politisch kompetent mitreden. Und meine Blogeinträge sowie einige Zeitungsartikel können den Inhalt der Sitzungen nicht vollständig wiedergeben (was auch nicht meine Absicht ist).

Zum Rest der Sitzung: irgendwas war bei der geplanten Information oder auch Anhörung über die finanzielle Lage der kulturellen und sozialen Einrichtungen im Stadtbezirk schiefgegangen, weshalb das Thema in den November verschoben wurde. Es gab mal wieder ein ausgeschiedenes und ein neu verpflichtetes Bezirksratsmitglied (gibt es überhaupt noch genügend Nachrücker*innen?), der kommunale Wärmeplan nebst Satzungsänderung wurde durchgewunken, die Anträge zu eigenen Finanzmitteln sowie der Antrag aus dem Integrationsbeirat (Geld für Weihnachtsgeschenke für die Kinder in den Flüchtlingsunterkünften im Stadtbezirk - auch im Integrationsbeirat gab es einen Mitgliedswechsel) einstimmig verabschiedet, sowie 2 liegengebliebene Anträge zu Fahrradbügeln entschieden (einmal Ja, einmal Nein). Die nächste Sitzung wird wohl mit 2 Anhörungen wieder sehr lang, wobei die Ergebnisse der Anhörung über die finanzielle Lage der kulturellen und sozialen Einrichtungen im Stadtbezirk dann wohl für die Haushaltsberatungen auf Stadtebene zu spät kommen.

Sitzungsunterlagen August | Protokoll

Sitzungsunterlagen September | Protokoll

7.10.24

5.10.24

Langeoog Again

...Fotos gefunden auf einer CD im öffentlichen Bücherschrank...

3.10.24

Langeoog

...Fotos gefunden auf einer CD im öffentlichen Bücherschrank...
...ich frage mich, warum Menschen CDs mit privaten Fotos - in diesem Fall von einer Kinderfreizeit, die Fotos mit Kindern habe ich gleich gelöscht und das Datum unterschlag ich auch; dann war da noch eine DVD mit einem Video einer Kinderfreizeit im Harz - nicht direkt im Hausmüll entsorgen...

27.9.24

Hannover - ein Punk-Schwindel?

Der nachfolgende Text ist eine Reaktion auf das Interview mit Horst Illing in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung anlässlich der Wiederveröffentlichung der zweiten Rotzkotz-LP "Lebenfroh + Farbenfroh". Überschrieben mit "Der große Punk-Schwindel" beschreibt Illing die Musik von Rotzkotz als "Trash-Garagen-Beat" und bestreitet, dass Hannover eine Punkmetropole gewesen sei: "Es war eher ein Konstrukt von Leuten, die behauptet haben, Hannover sei die Punkhauptstadt, aber wir haben das anders wahrgenommen. Wir haben zwar den punkigsten Namen von allen, aber wir haben uns nicht als Punks empfunden."

War Hannover eine Punkmetropole? Das kommt auf den Blickwinkel an, was man unter Punk versteht. Michael Polten, Gitarrist von Hans-A-Plast, meinte damals im Interview, noch vor Erscheinen der ersten LP, das die Band-Mitglieder sich nicht als Punks bezeichnen würden. Ihre Musik beschrieb er als "schnelle Rockmusik mit deutschen Texten" und die von Rotzkotz als "schnelle Rockmusik mit englischen Texten". Der Hintergrund war, dass der englische Punk, sofern er nicht gleich von der Presse wegen der Verwendung von Hakenkreuzen als faschistisch diffamiert wurde, als ein soziales Phänomen interpretiert wurde, als Musik der englischen Arbeiterklasse, und Arbeiterklasse waren die Mitglieder von Hans-A-Plast eben nicht. In den letzten 40 Jahren hat sich aber herausgestellt, dass die englischen Punks zumeist keine Mitglieder der Arbeiterklasse waren. So stammten die Sänger von The Clash und Generation X, Joe Strummer und Billy Idol, aus Diplomatenfamilien. Möchte man das Narrativ vom Arbeiterklassenrock aufrecht erhalten käme man wohl zu dem Ergebnis, dass es kaum Punkbands in (West)Deutschland gab und noch immer nicht gibt.

Dass die Idee von Punk in (West)Deutschland auf fruchtbaren Boden fiel, hat viel mit dem damaligen kulturellen und politischen Klima zu tun, dass von Zukunftsangst und den Folgen des "deutschen Herbstes" geprägt war, verbunden mit einer eher uniformierten Jugendkultur, geprägt durch lange Haare, Bundeswehrparkas und den Marsch durch die Institutionen. So war das Aufbegehren der von Punk infizierten Jugendlichen zu einen ein Aufbegehren gegen die Welt der Erwachsenen, die die Zukunft ihrer Kinder immer noch verplanen wollte ("euch soll es einmal besser gehen als uns" - ein Versprechen, dass sich aus heutiger Sicht als Selbstbetrug erwiesen hat), sowie gegen die vorangegangenen, damals ebenso uniformierten Jugendkulturen zusammen mit die Jugendlichen duzenden Sozialarbeitern. Hier war das gelegentlich verwendete Hakenkreuz ein Mittel der Provokation, aber kein Ausdruck politischer Gesinnung. Denn tatsächlich war den Menschen damals - bis in die 1970er Jahre - die politische Gesinnung quasi an ihrer Kleidung anzusehen. Und so wie ein Punk sah kein Alt- oder Neonazi aus, zumal diese sich auch nicht trauten, das Hakenkreuz offen zu zeigen.

Was dagegen gerne übersehen wird ist das geringe damalige Interesse der Medien an Jugendkulturen und der dazu gehörigen Musik. Und wenn über Punk berichtet wurde, dann waren die Artikel zumeist negativ. Ein typisches Beispiel ist der Titel des Spiegels vom Januar 1978 "PUNK - Kultur aus den Slums: brutal und häßlich", auf dem natürlich ein Hakenkreuz nicht fehlen darf. Informationen über Punk drangen nur bruchstückhaft, oft verzerrt, über den Kanal und den Atlantik nach (West)Deutschland, was dazu führte, dass viele Jugendliche und junge Erwachsene ihre jeweils eigene Interpretation von Punk erschufen, wobei auch Punk in London und New York so gar nicht den später verbreiteten Klischees entsprach, von wegen Lederjacken, bunte Haare und Irokesenhaarschnitt. So gab es denn viele Möglichkeiten, sich auffällig zu kleiden und zu verhalten und so in Widerspruch zur versteinerten Gesellschaftsetikette zu treten. Was auch damals noch gelegentliche Reaktion wie "Ihr gehört ins Arbeitslager" oder "Euch hat man wohl vergessen zu vergasen" provozierte. Das wichtigste aber war die Idee, selbst zu handeln, selbst ein Fanzine herauszugeben, Kleidung zu verändern oder Musik zu machen. Und weil die musikalische Entwicklung auch in London und New York nicht stehenblieb gab es immer neue Inspirationen, Musik jenseits der ausgetretenen Pfade zu machen. Verbunden mit neuen billigen Musiktechnologien und deutschen Texte ergaben sich vielfältige Klangmöglichkeiten. Das wurden dann die Wurzeln der Neuen Deutsche Welle und in dieser Hinsicht ist die zweite LP von Rotzkotz ein typisches Produkt dieser Zeit, auf dem Weg zu einer eigenen musikalischen Sprache. Und somit auf jeden Fall ein Punk-Produkt im weiteren Sinne.

Bleibt man aber bei der damaligen Definition von Punk - die sich aus heutiger Sicht als Fehlinterpretaion herausgestellt hat - so waren höchstens Blitzkrieg, aus denen später die Boskops wurden, eine Punkband in Hannover. Nicht einmal die Abstürzenden Brieftauben erfüllen das Kriterium des Arbeiterklassenrocks. Und ob es in Berlin, Hamburg oder Düsseldorf in dem Sinne "echte" Punkbands gab darf bezweifelt werden. Das ist auch egal, denn das ewige Verdienst von Punk, bevor er in den 1980er Jahren zur Karikatur seiner ursprünglichen Idee wurde und sich in die subkulturelle Nische zurückzog, ist der erfolgreiche Angriff auf die damaligen gesellschaftlichen Regeln. Ohne diesen Erfolg hätten wir heute nicht diese Vielfalt an Ausdrucksmöglichkeiten der Subkulturen und Menschen jeglichen Alters in Deutschland und überhaupt nicht nur in der westlichen Welt. Dieses Aufbegehren hat die menschliche Gesellschaft genauso verändert wie die viel gelobten 1960er Jahre. Dass danach der Generationenkonflikt an Schärfe verloren hat ist ein anderes Thema.

3.9.24

Real wild child

"014 09/4"
"016 09/4"
...Fotos gefunden im öffentlichen Bürgerschrank...

22.8.24

Punk! Hauptsache laut!

Ingo "Wanne" Neuhaus hat ein Buch geschrieben über "Auffallen und Rumposen in HB-Nord 1976-87" und statt sich einen Verlag zu suchen oder es über Amazon als E-Book anzubieten bietet er es als PDF auf seiner Webseite hauptsachepunk.de zum download an zusammen mit etwas Musik. Ob seine E-Mail-Adresse zum Spenden funzt weiß ich nicht.
Auf der Rückseite seines Buchs listet er seine Lieblingsplatten auf. Mit Nummer 1 bis 6 und 8 gehe ich konform, dannach sinkt aber mein Interesse stetig.

18.8.24

Omid Bahadori und Sedaa

...Foto gefunden im öffentlichen Bürgerschrank...
... auf der Rückseite handschriftlich:
"Konzert:
Konzert mit Sedaa
(= Mongol. Musik=
gruppe)
& Omid Bahadori
(Perser)"

8.8.24

Europawahl Nachlese

Lustig dass immer noch Plakate von der Europawahl von vor 2 Monaten hängen. Aus diversen Gründen hatte ich diesmal keine Lust, Wahlplakate zu dokumentieren, unter anderem weil sie alle ein Haufen Müll waren. Nicht Europa war das Thema, sondern Deutschland – kein Wunder dass sich die Unzufriedenheit mit der derzeitigen Regierung im Wahlergebnis niederschlug. Insgesamt - außer einigen Kleinparteien - scheint sich die bundesdeutsche Politik nicht um Europa zu kümmern, bzw. alles was schief läuft Brüssel anzulasten, auch die eigenen Fehler.
Exemplarisch steht dafür dieses FDP-Plakat, dass dem Gedanken von Europa total widerspricht. Wer mit anderen zum gemeinsamen Nutzen zusammenarbeiten will muss dafür einige Freiheiten aufgeben und sich gemeinsame Richtlinien geben. Aber offenbar hält es die FDP genauso wie Viktor Orbán: nur nehmen und nichts geben.
Das SPD-Plakat zeigt nur, dass die Partei gar keinen Plan hat. "Gegen Hass und Hetze", das hätte auch die AfD plakatieren können so als angebliches Opfer der globalistischen Staatsorgane. So sad, so sad...

25.7.24

Wenn Gott das wüsste...

Für eine christliche Zeitschrift ein eher verstörendes Titelblatt, besonders im Zusammenhang mit dem Titel "Versöhnung jetzt" (gefunden im öffentlichen Bücherschrank, wie üblich mit zahlreichen handschriftlichen fundamentalistischen/rassistischen Anmerkungen).

23.7.24

Hinweise zum Verbot von Jürgen Elsässers Compact

Die Diskussion über das Verbot des Compact-Magazins ist ein Beispiel dafür, dass Begriffe juristisch und umgangssprachlich durchaus unterschiedliche Bedeutung haben, so dass Diskussionen oft an sprachlichen Missverständnissen leiden und gegeben falls auch scheitern. Das gilt selbst für Journalist*innen und Politiker*innen.

Rechtsgrundlage der Verbotsverfügung ist § 3 Abs. 1 des Vereinsgesetzes, der explizit auf Art. 9 Abs. 2 des Grundgesetzes Bezug nimmt. Wie immer ist es hilfreich nicht nur die konkrete Gesetzesstelle zu lesen, sondern auch den Gesetzeszusammenhang wahrzunehmen. So besagt Art. 9 Abs. 1 Grundgesetz: "Alle Deutschen haben das Recht, Vereine und Gesellschaften zu bilden". Unter Gesellschaften sind neben Gewerkschaften und Parteien auch alle Formen wirtschaftlicher Zusammenschlüsse zu verstehen (GmbH, Kapitalgesellschaften etc). Art. 9 Abs. 2 erlaubt jedoch das Verbot von "Vereinigungen, deren Zwecke oder deren Tätigkeit den Strafgesetzen zuwiderlaufen oder die sich gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder gegen den Gedanken der Völkerverständigung richten". Vereinigungen sind nichts anderes als die im Absatz 1 genannten Vereine und Gesellschaften. Es erschließt sich mir daher nicht, warum das Vereinsgesetz nicht "Vereinigungsgesetz" heißt und so die Gesellschaften aus Art. 9 Grundgesetz im Titel ausklammert.

Das ist aber letztendlich egal, denn in § 2 Abs. 1 Vereinsgesetz werden Vereine im Sinne des Gesetzes bestimmt als "ohne Rücksicht auf die Rechtsform jede Vereinigung". Damit sind dann auch Gesellschaften Vereine im Sinne des Gesetzes und können somit verboten werden, wobei § 3 Abs. 1 Vereinsgesetz den Wortlaut des Grundgesetzes wiederholt. Nicht unter das Vereinsgesetz fallen laut § 2 Abs. 2 politische Parteien und Parlamentsfraktionen. Für deren Verbot gelten besondere gesetzliche Regelungen. Nicht unter das Vereinsgesetz fallen im Umkehrschluss von § 2 Abs. 1 zudem Vereinigungen, die sich nicht "für längere Zeit zu einem gemeinsamen Zweck freiwillig zusammengeschlossen und einer organisierten Willensbildung unterworfen" haben. Nicht dass da jemand auf die Idee kommt und Demonstrationen mittels Vereinsgesetz zu verbieten. Andererseits braucht eine Vereinigung keine der in anderen Gesetzen (BGB etc.) geregelten Formen zu haben. Für Demonstrationen gilt übrigens Art. 8 Grundgesetz und die dort genannten Einschränkungsmöglichkeiten für Versammlungen unter freiem Himmel. Friedliche und unbewaffnete Versammlungen in geschlossenen Räumen dagegen können nicht untersagt werden. Näheres findet sich für Interessierte wie immer bei Wikipedia.

Was das Verbot von Compact so brisant macht, ist, dass es sich dabei um ein Presseerzeugnis handelt. Dazu sagt Art. 5 Grundgesetz, dass jede(r) das Recht hat, seine/ihre Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten. Die Pressefreiheit wird gewährleistet, eine Zensur findet nicht statt. Zensur heißt, der Staat erlaubt nicht etwas zu publizieren. Keine Zensur ist, wenn eine bereits erfolgte Publikation nachträglich verboten wird, z.B. wegen konkreter Gesetzesverstöße. Denn nach Art. 5 Abs. 2 ist die Pressefreiheit nicht grenzenlos, sondern kann durch allgemeine Gesetze eingeschränkt werden. Nun könnte man fragen ob, nicht das Vereinsgesetz eine solche Schranke ist, aber das Presserecht ist Länderrecht. Es gibt kein Bundespressegesetz, sondern nur Landespressegesetze der 16 Bundesländer (sowie den von den Bundesländern gemeinsam beschlossenen Medienstaatsvertrag). Soweit diese Gesetze Maßnahmen gegen Presseerzeugnisse erlauben, so können diese nur Wirkung im jeweiligen Bundesland entfalten. Ein bundesweites Verbot einer Zeitung ist somit presserechtlich nicht möglich.

Das Vereinsgesetz zielt aber gar nicht auf Presseerzeugnisse, sondern auf Vereinigungen, die gegen die verfassungsmäßige Ordnung gerichtet sind, egal welche Aktivitäten die Vereinigung entfaltet. Wenn dieVereinigung Presserzeugnisse herausgeben, so sind diese quasi ein (möglicherweise beabsichtigter) Kollateralschaden. Formal handelt es sich aber eben nicht um eine Einschränkung der Pressefreiheit. Denn wer als Einzelperson eine Zeitschrift publiziert, die gegen die verfassungsmäßige Ordnung gerichtet ist, kann eben nicht durch das Vereinsrecht daran gehindert werden. Das gleiche gilt auch, wenn in Zeitschriften solche verfassungsfeindlichen Positionen gelegentlich vertreten werden, diese Zeitschriften aber nicht das gesamte Erscheinungsbild/die Aktivitäten einer vereinigung prägen. Ein Verlag, der eine solche Meinungsvielfalt erlaubt, läuft somit nicht Gefahr nach dem Vereinsgesetz verboten zu werden. Wobei das Gesetz auch keine abgestuften Entscheidungen vorsieht, sondern nur Verbot ja oder nein, wenn die gesetzlichen Voraussetzungen erfüllt sind.

Formal ist also das Verbot von Compact mittels des Vereinsrechts zulässig, da eben nur die Vereinigung, die Compact herausgibt, verboten wird. Diese Vereinigung darf sich in der Folge nicht mehr betätigen und damit auch nichts mehr publizieren. Voraussetzung ist natürlich, dass der Nachweis gelingt, dass sich die Vereinigung gegen die verfassungsmäßige Ordnung gerichtet ist und dies gerade ihr Handeln prägt, aber da hat sich Herr Elsässer möglicherweise selbst ins Knie geschossen, wenn er erklärt, das Ziel von Compact sei der Umsturz des Systems. Aber auch wenn es sich vorliegend um ein Problem der Vereinigungsfreiheit nach Art. 9 Grundgesetz handelt, so ist tatsächlich die Pressefreiheit nach Art. 5 Grundgesetz mit betroffen. Treten 2 Grundrechte in Widerstreit, so hat keines den Vorrang, sondern beide müssen Einschränkungen hinnehmen. Muss also bei Vereinsverboten die Pressefreiheit berücksichtigt werden? Hier streiten sich die Jurist*innen erwartungsgemäß. Die einen sagen formal nein, die anderen inhaltlich ja. Aber tatsächlich ist die Pressefreiheit - ebenso wie Meinungs- und Rundfunkfreiheit - nicht grenzenlos, sondern findet ihre Schranken laut Art. 5 Abs. 2 Grundgesetz in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre. Das ist enger als die verfassungsmäßige Ordnung oder der Gedanken der Völkerverständigung, trifft aber dann nicht das Presseerzeugnis, sondern die jeweils für den Text verantwortliche Person.

Dummerweise ist Compact nicht das erste Presseerzeugnis, dass über ein Vereinsverbot aus dem Verkehr gezogen wurde, bisher traf es u.a. mehrere kurdische Zeitungen und Fernsehsender, sowie die Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige e.V., wobei das Verbot ja immer formal die dahinterstehende Organisation betraf. Bekannt ist der Fall der linken Internetplattform linksunten.indymedia (wobei der Fall der rechten Variante Altermedia etwas untergegangen ist - möglicherweise ist die Aufregung über solche Verbote auch von der politischen Meinung der berichtenden Personen abhängig, was ich für einen groben Fehler halte, weil Verbotsmöglichkeiten jeden im gleichen Umfang treffen können, also auch bei entsprechender Regierungsausrichtung auch die berichtenden Personen selbst; offenbar haben das einige Journalist*innen jetzt bei Compact-Verbot bemerkt). Soweit ich mich erinnere, wurden bei linksunten.indymedia Zweifel laut, ob es den vom Innenministerium behaupteten Verein als Betreiber der Plattform überhaupt gab, aber wie oben bereits geschrieben reicht es als Annahme der Existenz eines Vereins bereits aus, dass sich mehrere Personen für längere Zeit zu einem gemeinsamen Zweck freiwillig zusammengeschlossen und einer organisierten Willensbildung unterworfen haben, ohne einen Vereinsvorstand gewählt zu haben.

Festzustellen ist also, dass nicht jede Meinungsäußerung straflos ist. Festzustellen ist aber auch, dass ein solcher Gesetzesverstoß nicht zum Verbot eines Presseerzeugnissen ausreicht, sondern erforderlich ist der Nachweis, dass es gerade das Handeln der dahinterstehenden Vereinigung gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder den Gedanken der Völkerverständigung gerichtet ist. Laut Bundesverfassungsgericht ist es aber - anders als beim Parteienverbot (siehe NDP) - nicht erforderlich, dass die konkrete Gefahr besteht, dass ein Verein seine verfassungsfeindlichen Ziele auch erreichen kann. So mächtig ist die Presse nun auch nicht, auch wenn sie Bundespräsidenten zum Fall bringen kann. Aber Pressehetze kann schwerwiegende Folgen haben (siehe die Attentate auf Rudi Dutschke und Walter Lübcke).

1.7.24

Don't bring me...


...Foto gefunden im öffentlichen Bürgerschrank...

29.6.24

Die Westdeutschen Christen

Die Westdeutschen Christen: Lass Mich Nicht Allein (12", Epilepdisc 007/RP 10116, 1980)
Lass Mich Nicht Allein / Angst //
Leiden / Lied III / Neulich In Der U-Bahn
Vertrieb: Der Scheissladen, Großbeerenstr. 50, 1000 Kreuzberg 50, Tel. 030 785 16 22
(download)

27.6.24

Belfegore: Belfegore In Roma

Belfegore: Belfegore In Roma (7", Pure Freude PF 38 CK 19, 1984)
Marmor (Clauss - Terstappen - Walton) / Herz Atmet Echos (Clauss - Terstappen - Walton)
[Meikel Clauss Vocals, Guitar / Raoul Walton Bass / Charlie Terstappen Drums / Recorded live in Rome, Teatro Spazio Zero, during Progretto Germania Festival (7 Oct 1983)]
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25.6.24

Belfegore: Belfegore

Belfegore: Belfegore (12", Pure Freude PF 32 CK 16, 1983)
Belfegore (Clauss - Terstappen - Jäger) //
Heilige Kriege (Clauss - Terstappen - Jäger) / Nacht In Sodom (Clauss)
Meikel Clauss (Guitar, Vocals) / Charly Terstappen (Drums, Vocals) / Walter Jäger (Keyboards, Vocals) / Recording by John Caffery 1983
(download)