7.12.25

Der verwirrte Widerstand

Am 29.11,2025 gab es in der Cumberlandschen Bühne im Schauspielhaus Hannover in der Reihe "Der fröhliche Widerstand" das Thema Chaostage. Im Nachhinein muß ich sagen, dass ich mit völlig falschen Erwartungen dort hingegangen bin, da Skai und Abelmann ihre Teilnahme dort als Teil der Promotion ihres Buches angekündigt hatten. Sie waren aber nur Staffage und Stichwortgeber. Als die Frage an Skai gerichtet wurde, wie denn Punk nach Hannover kam, und er antwortete, dass im Februar 1977 die Vibrators in der Glocksee aufgetreten seien, stürzte mein Verstand ab. Ein Funke mag ein Feuer auslösen, aber nur wenn es Brennstoff gibt. Ohne den Wunsch der damaligen Jugend nach etwas Neuem, dass ihrem Lebensgefühl Ausdruck verleiht, wäre der Auftritt der Vibrators sang- und klanglos in der Rock’n’Roll-Geschichte untergegangen. Und vielleicht ist er das auch, weil die Punk-Szene in Hannover sich ja langsam entwickelte und erst 1979 einen Ausdruck fand, der über das Private hinaus fand.
Auch sonst war diese Veranstaltung konfus, was ja schon damit begann, dass neben der "Zeitzeugin" (die 1984 nicht bei den Chaostagen, sondern im Kreissaal war) Annette Benjamin ein gewisser Don L. Gaspár Ali Gesprächspartner war, ein Kölner, geboren 1997, der also zeitlich (und räumlich) keine Verbindung zu den Chaostagen hatte – unabhängig davon, dass sich die Chaostage der 1980er Jahren nicht mit denen der 1990er Jahre vergleichen lassen. Auch wenn Gaspár Ali Sänger der Band Grenzkontrolle ist (die schon in der Carolin Kebekus-Show aufgetreten sind) glaube ich nicht, dass er zum Thema Punk aussagefähig ist, denn Punk von heute ist nicht der Punk der 1990er oder 1980er Jahre oder von seinen Anfängen, allein weil sich die Gesellschaft seit damals so sehr verändert hat, dass ein "widerständiges Verhalten" heute ganz anders aussieht als es damals sich ausdrückte – falls man Punk überhaupt auf den Begriff Widerstand reduzieren kann, bzw. sollte. Zur weiteren Konfusion trugen auch die beiden Moderator*innen mit ihren Fragen bei, so dass nie erkennbar war, was eigentlich das Ziel dieser Veranstaltung war.
Zwei Punkte möchte ich noch kurz ansprechen, und zwar hat Gaspár Ali zu Beginn der Veranstaltung ein paar Gedichte vorgetragen, in denen u.a. von Völkermord und seinen Gefühlen für die Kinder von Gaza die Rede war. Im Publikum waren Geräusche zu hören, als ob eine oder mehrere Personen daraufhin die Veranstaltung verließen. Später kam Gaspár Ali darauf zurück und fand es gut, dass auf Grund seiner Stellungnahme Leute gegangen seien. Ohne jetzt das Thema Israel/Gaza ausdiskutieren zu wollen kriege ich aber immer das Kotzen, wenn Musiker*innen den Überfall auf das Nova-Festival am 7. Oktober 2023 ignorieren. Weil dieser Überfall war nicht nur ein Attentat auf Menschen, die von den Angreifern als jüdisch gelesen wurden, sondern auch ein Angriff auf Musik an sich, ein Teil einer langen Tradition des Kampfes von Islamisten gegen Musik als Ausdruck menschlicher Freude (Taliban, Algerien, Iran usw.).
Am Schluss der Veranstaltung hat Benjamin von ihrer Teilnahme an der Buchpräsentation "Tanz auf dem Vulkan" erzählt, die von den Erfahrungen weiblicher Punks in der DDR erzählt. Ich persönlich bin ja etwas von den vielen Publikationen zu Punk in der DDR genervt. Das hat zum einen damit zu tun, dass es keine adäquaten "Heldengeschichten" aus Westdeutschland gibt (geben kann), denn hier gab es keine Diktatur und Stasi, sondern nur alte Opas und Omas, die einem hinterherriefen "Unter Adolf hätte es das nicht gegeben" und "Euch hat man wohl vergessen zu vergasen" – die Sprüche gab es sicher auch jenseits der Mauer. In der BRD ist niemand für bunte Haare und provokante Songtexte in den Knast gegangen, worüber wir eigentlich froh sein sollten, aber daraus lassen sich eben keine "Heldenerzählungen" konstruieren, auch wenn das jetzt zynisch gegenüber den Erfahrungen jenseits der Mauer klingt. Wie gesagt, langsam ist es jetzt genug mit dem Thema Widerstand in der DDR, ich möchte endlich mal eine vernünftige Aufarbeitung von Punk in Westdeutschland lesen und nicht nur die Erinnerungen von alten weißen Männern oder den woken Fanatismus der heutigen Kids. Dann fiel aber das Stichwort Jugendwerkhof und ich erinnerte mich an frühere Fernsehberichte zu dem Thema, wo es auch um die Einweisung von Mädchen wegen "sexueller Verwahrlosung" und "Triebhaftigkeit" ging, so dass mir klar wurde, dass es in dem Buch auch um sexuelle Erniedrigung von (nicht nur) Punk-Frauen durch die SED-Diktatur geht.
[Schweigen]
PS: Die aktuelle Single der Benjamins ist übrigen ziemlich gut und viel interessanter als die Youtube-Videos von Grenzkontrolle.

14.11.25

Der letzte Tag


brotbeutel blues band - final day (image by ki)

11.11.25

Zyklon B-Zombie


brotbeutel blues band - zyklon b zombie (image by ki)

8.11.25

Silbermaschine


brotbeutel blues band - silbermaschine (image by ki)

5.11.25

Liste von Interpreten der Neuen Deutschen Welle

...zufällig entdeckt bei Wikipedia: "Liste von Interpreten der Neuen Deutschen Welle". Aktuell ist sie nicht, andererseits einen Löschantrag hat die Seite schon überstanden. Insofern, viel Spaß beim aktualisieren...
Nachtrag: noch eine komische Wikipedia-Liste "Liste deutscher Punkbands" u.a. mit Ton Steine Scherben ...

Dis sind übrigens laut media control die 20 erfolgreichsten Titel der Neuen Deutschen Welle:
20. Paso Doble: Computerliebe
19. Die Doraus und die Marinas: Fred vom Jupiter
18. Ixi: Der Knutschfleck
17. UKW: Sommersprossen
16. Die Fehlfarben: Es geht voran
15. Trio: Da Da Da ich lieb dich nicht du liebst mich nicht Aha Aha Aha
14. Kiz: Die Sennerin vom Königssee
13. Extrabreit: Flieger, grüß mir die Sonne
12. Erste Allgemeine Verunsicherung: Ba-Ba Banküberfall
11. Markus: Ich will Spaß
10. DÖF: Codo (Ich düse, düse im Sauseschritt)
9. Rio Reiser: Der König von Deutschland
8. Joachim Witt: Goldener Reiter
7. Falco: Der Kommissar
6. Hubert Kah: Sternenhimmel
5. Geier Sturzflug: Bruttosozialprodukt
4. Nena: 99 Luftballons
3. Spider Murphy Gang: Skandal im Sperrbezirk
2. Peter Schilling: Major Tom (völlig losgelöst)
1. Münchener Freiheit: Ohne dich (schlaf ich heut Nacht nicht ein)
Quelle: "Neue Deutsche Welle – Musik für die Ewigkeit", Nitrö-TV 2.8.2025

12.10.25

Nazis und Zios

Ja, ich verstehe schon die Botschaft dieses Grafitti, gestern Völkermord durch Deutschland, heute Völkermord durch Israel. Allerdings gibt es ein paar Unstimmigkeiten, deren sich der Urheber wohl nicht bewusst waren.
Von einem Volkermord durch die Nazis zu sprechen bedeutet ja in der Konsequenz die Realität des Holocaust anzuerkennen. Und dann müsste dem Urheber des Grafitti klar sein, dass sich das jüdische Volk nicht ein zweites Mal zur Schlachtbank führen lassen will, weshalb die israelische Armee eben mit aller Härte gegen diejenigen vorgeht, die sich die Auslöschung des jüdischen Volks auf die Fahne geschrieben haben. Hätte man sich bereits vor dem 7. Oktober 2023 denken können. Dass es so viele zivile Opfer in Gaza gibt hat übrigens auch Hamas selbst zu verantworten. Als faktische Regierung von Gaza gehört es selbstverständlich zu ihren Kernaufgaben, die eigene Bevölkerung gegen Gefahren von außen zu schützen (z.B. durch die zahlreichen Tunnel unter Gaza). Da sie dies nicht tut, ist sie zur Hälfte mitverantwortlich an dem Völkermord.
Eine zweite Interpretation wäre, dass die Bevölkerung von Gaza Hamas unterstützt, dann wäre die Bevölkerung auch ein legitimes Ziel der israelischen Armee.
Die andere Unstimmigkeit an dem Grafitti ist die Tatsache, dass der Völkermord der Nazis sich gar nicht gegen die Palästinenser richtete, vielmehr Palästinenser und Nazis Verbündete waren. So begrüßte der Großmufti von Jerusalem al-Husseini den Nazi-Boykott gegen jüdische Geschäfte 1933 und bot die Zusammenarbeit des palästinensischen Volks mit Nazi-Deutschland an. Später erhielt er Waffen aus Deutschland zwecks Aufstand gegen die britische Mandatsherrschaft und rekrutierte muslimische Soldaten für die Wehrmacht. Und so weiter und so fort einschließlich persönlichem Treffen mit Hitler am 28.11.1941.

5.10.25

2.10.25

Drohnen

"Der Unbesiegbare" (eigentlich "Der Unbesiegte" in präziser Übersetzung) ist ein Science-Fiction-Roman von Stanislaw Lem von 1964. Zuerst 1967 in der DDR in deutscher Übersetzung erschienen, 4 Jahre später in der BRD. An diesen Roman erinnerte ich mich anlässlich der kürzlichen Berichterstattung über die Entwicklung von militärischen Drohnen. In dem Roman wird ein Schwarm von fliegenden metallischen Partikeln beschrieben, die koordiniert alles Leben auf der Landmasse des Planeten angreifen und offenbar eine Kultur von Maschinenwesen ausgelöscht hat. Diese prophetische Vision sollte uns eine Warnung sein, wohin sich militärische Technologie entwickeln dürfte in Verbindung mit der sogenannten künstlichen Intelligenz, nämlich zu Drohnenschwärmen die selbständig Ziele suchen und den Ausfall einzelner Drohnen kompensieren können. Was die Frage aufwirft, wer für deren Handeln verantwortlich ist. Während bei autonomen Autos ja noch der Hersteller in Haftung genommen werden könnte weil er ein fehlerhaftes Produkt in den Verkehr gebracht hat, versuchen bereits die Entwickler von ChatGPT und Co. sich für die Fehler ihrer künstlichen Intelligenz aus der Verantwortung zu stehlen. Und das Militär ja in der Hinsicht außer Kontrolle. Schöne neue Welt, in der Maschinen selbständig über die Existenz/das Leben von Menschen entscheiden...

29.9.25

Dunkler Stern


brotbeutel blues band - dark star (image by ki)

26.9.25

Die Sonne kontrollieren


brotbeutel blues band - set the controls for the heart of the sun (image by ki)

23.9.25

Echoes


brotbeutel blues band - echoes (image by ki)

20.9.25

Erwartung


brotbeutel blues band - expectation (image by ki)

17.9.25

Freedom und Swastika und Afrika?

Entdeckt am Bertha-von-Suttner-Platz (ehemals Carl-Peters-Platz, dem auch das abgebildete Denkmal gewidmet ist: Das Wort "Freedom", ein Hakenkreuz und 3 farbige Streifen, die an die Flagge von Ghana erinnern (die Farben finden sich auch in anderen afrikanischen Flaggen, sowie bei Litauen/Bolivien/Myanmar) - irgendwie erschließt sich mir die Message nicht...

Update 19.9. (vermutlich nicht witterungsfest):
Update 20.9. - das ging aber schnell, vermutlich wegen dem Hakenkreuz:

13.9.25

Parteien und Kapitalismus

Parteien verhalten sich heute oft wie Unternehmen. Und ihre Produkte sind ihre Positionen, mit denen sie gegen andere Politunternehmen antreten, jedenfalls bis zur nächsten Wahl. Nach der Wahl folgen dann nicht selten Korrekturen – weil gut verkäufliche Oppositionsstandpunkte auf realpolitische Notwendigkeiten treffen. (Markus Decker "Das Habeck-Paradox" Hannoversche Allgemeine Zeitung 6./7.9.2025).
Parteien sind auch schon deshalb Unternehmen, weil sie ihre Mitarbeiter*innen finanzieren müssen. Wahlniederlagen führen zu Jobverlusten, wie die FDP ja bereits mehrfach erfahren hat als sie die 5%-Hürde unterschritt. Die Folge sind Produktanpassungen nicht nur aus realpolitischen, sonder auch aus Marketinggründen, damit die nächste Werbekampagne erfolgreicher wird. Allerdings gestehe ich den sogenannten "Altparteien" einen gewissen politischen Gestaltungswillen zu, auch wenn die erreichte politische Macht zudem zur (persönlichen) Bereicherung genutzt werden kann (ich sage nur: CSU). Dagegen ist die AfD m.E. ein rein kommerzielles Unternehmen, dass in Teilen gar keinen politischen Gestaltungswillen hat, sonst würden sie an der politischen Diskussion mit halbwegs realistischen Vorschlägen teilnehmen, anstatt ständig auf Konfrontation zu gehen. Tatsächlich liest sich ihr Parteiprogramm eher wie etwas, das sich nur mit einer "Machtübernahme" realisieren lässt. Allerdings bezweifle ich, dass alle in der AfD eine solche Machtübernahme anstreben, weil dann wird der Machtkampf der verschiedenen Parteiflügel schmutzig (ich sage nur: Röhmputsch). Und so geht es der AfD mit ihrem Propagandabullshit nur um Wählerverarschung zum Abgreifen öffentlicher Gelder zur persönlichen Bereicherung. Was Angesichts des Unwillens der Altparteien, Parteiinteressen gegenüber dem Wohl der Allgemeinheit hintenan zu stellen, ziemlich erfolgreich ist.
Übrigens sind ja auch die (nicht öffentlich-rechtlichen) Medien kapitalistische Unternehmen, die auf Profite ausgerichtet sind (während es beim ÖR oft um den Machterhalt von Verwaltungen geht). Weshalb der Journalismus in dem Zwiespalt steckt, zum einen den Geschmack der eigenen Leser*innen zu bedienen, zum andern einigermaßen objektiv die Realität abzubilden, um die Leserschaft nicht zu persönlichen Fehlentscheidungen aus ideologischen Gründen zu führen.

5.7.25

ever the saddest party

...oder auch "mach mir nicht meine lila Sonna kaputt" (Zitat aus "Tod eines Hippiemädchens")

25.6.25

Das schönste Lächeln

...Fotos gefunden auf CDR im öffentlichen Bücherschrank...

21.6.25

Studio

...Fotos gefunden auf CDR im öffentlichen Bücherschrank...

19.6.25

Urbanes Leben erweitert den musikalischen Horizont

Studie zeigt: Menschen in Großstädten hören vielfältiger und individueller Musik
Von Paris über Berlin bis São Paulo: Ein internationales Forschungsteam unter Beteiligung des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik (MPIEA) in Frankfurt am Main ist der Frage nachgegangen, wie der urbane Alltag unsere Musikauswahl prägt. Hierzu analysierten die Forscher:innen die Hörgewohnheiten von 2,5 Millionen Menschen in Frankreich, Brasilien sowie Deutschland. Sie fanden heraus, dass die Musikauswahl von Städter:innen vielfältiger und individueller ist als die der Landbevölkerung. Die Studie wurde vor Kurzem in der Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht.

Link zur Pressemeldung

17.6.25

Relax

...Fotos gefunden auf CDR im öffentlichen Bücherschrank...

13.6.25

Probe


...Fotos gefunden auf CDR im öffentlichen Bücherschrank...