26.6.09

The king is gone...


...but not forgotten
this is the story of
Sky Saxon (The Seeds)
Michael Jackson (Jackson 5)
Charlie Mariano (Embryo/Dissidenten)
Hugh Hopper (Soft Machine)
Alex Parche (Breslau/Zeltinger)
Ian Carr (Nucleus)

Nachtrag 27.6.2009: Ich hatte zuerst überlegt, mit "Le roi est mort, vive le roi" auf den Tod von MJ zu reagieren - nachdem ich überlegt hatte, ob ich überhaupt das 100.000ste Posting zu dem Ereignis verfassen sollte -, aber dann ging mir auf, dass es nie wieder einen "King of Pop" geben wird, so wie es nie einen neuen "King" nach dem Tod von Elvis gegeben hat. Schon MJ war ja kein Nachfolger von Elvis, sondern nur der König eines Teilsegments der Musikkultur. In der heutigen durchsegmentierten Musiklandschaft sind solche grenzüberschreitenden Phänomene wie "Thriller" einfach nicht mehr möglich. Das letzte grenzensprengende Ereignis war vermutlich "Smells like Teen Spirit" von Nirvana.
Trotzdem sind die Parallelen zu Elvis - abgesehen von Ex-Frau Lisa Marie Presley - offensichtlich: Tod durch Medikamentenmißbrauch, Tod während einer Tournee bzw. vor einer Konzertreihe. Und beidesmal wurde die Leiche noch stundenlang von Ärzten malträtiert, weil solche überlebensgroßen Wesen dürfen nicht einfach menschlich sterben, sondern müssen weiterleben, wozu auch immer. Einen großen Unterschied aber gibt es: Elvis war zum Zeitpunkt seines Todes zwar musikalisch nicht wirklich relevant mehr, aber immer noch aktiv. Von MJ hat man aber seit "Invincible" 2001 keine neue Musik mehr gehört. Das allein ist zwar nicht ungewöhnlich, denn dies ist ein interessantes und geradezu im Widerspruch zu unserer heutigen schnelllebigen Zeit stehendes Phänomen, dass Musiker jahrelang in Schweigen verfallen können und trotzdem mit einer neuen Platte alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen (Portishead 11 Jahre, AC/DC 8 Jahre, Metallica und Eminem je 5 Jahre). Aber bei MJ fand seit "Thriller" ein stetiger künstlerischer Abstieg statt und niemand hat noch ein musikalisches Lebenszeichen von ihm erwartet. MJ war künstlerisch irrelevant, nur noch Material der Regenbogenpresse. Insofern erstaunt mich die große Aufmerksamkeit, die sein Tod auslöst, doch. Sie ist kein Beleg für seinen Status, sondern eher das Ergebnis unserer veränderten Medienlandschaft, in der das billig herzustellende Nachrichtenmaterial die aufwendige journalistische Recherche verdrängt und was ist billiger als beim Tod eines Promis die Archive zu plündern.
Auch die große Nachfrage nach Tonträgern von MJ verwundert etwas, auch wenn das Phänomen vom Tod von Elvis, John Lennon und Kurt Cobain bekannt ist. Aber bei 108 Millionen verkauften Tonträgern von "Thriller" hätte man eigentlich gedacht, dass in jeden Haushalt genug Musik von MJ vorhanden ist, zumal auch Radio und Fernsehen seine Musik jetzt in Dauerrotation haben. Die Motive für den jetztigen Kauf seiner CDs müssen also jenseits seiner Musik liegen (Fetischismus? Leichenfledderei?). Aber zumindest dürften sich nun posthum MJs finanzielle Probleme in Wohlgefallen auflösen :-)
Ach ja, beim Tod von Elvis 1977 hat fast keiner seiner Fans die bereits gekauften Karten für die ausgefallenen Konzerte zurückgegeben. Ich vermute mal, dass das bei den nun nicht mehr stattfindenden MJ-Konzerten in London ähnlich sein wird.

2. Nachtrag: 2 großartige Cartoon-Kommentare zur Tod von MJ bei ahoi polloi und stereotypist :-))

1 Kommentar:

shefferson hat gesagt…

Dem ist nicht viel hinzu zu fügen.

Die Motivation der "Todeskäufe" nach dem Ableben eines Musikers
wäre möglichereise ein äußerst interessanter Forschungsgegenstand.
Zumal es ein immer wiederkehrendes Phänomen ist.(Elvis,Lennon,Corbain,usw.)

Empfehlenswert ist in diesem Kontext Greil Marcus Buch "Dead Elvis" zu nennen.

In den deutschen Medien darf sich
zum Tode Jacksons der berühmte Pop-Theoretiker Thomas Gottschalk äußern.
Fürchterlich, wie alles was den
Medien heute über Musik verbreitet
wird.