22.8.06

Kommunalwahl 2006 - Sex und Wahlkampf

Bisher habe ich 17 18 verschiedene Plakate der Republikaner entdeckt, eines dümmer als das andere.


Christian Perbandt möchte als Regionspräsident “Heimat patriotisch gestalten”. Ich habe so einen leisen Verdacht, was er damit meint (vielleicht “Ausländer raus”?), aber mensch könnte den Slogan auch so verstehen: die Gestaltung der Region Hannover soll an gesamtdeutschen Interessen (denn der Patriotismus der Republikaner gilt ja Deutschland als Einheit, nicht Niedersachen), nicht dagegen an niedersächsischen oder gar kommunalen Interessen ausgerichtet werden. Dass Deutschland (in den Grenzen von 1937?) gemeint ist ergibt sich auch aus der Slogan-Variante “Niedersachsen patriotisch gestalten”, die sich auf einer kleineren Version dieses Plakats findet. Es geht also um die Gleichschaltung der Bundesländer zu einem neuen Großdeutschland!


Nur so als Hinweis: die Scharia ist auch ein Rechtssystem so wie das deutsche Recht. Und unter ein Tschadohr kann auch ein freier Verstand leben, während das bei Glatzen eher unwahrscheinlich ist…


Was fällt Ihnen zu diesem Plakat ein? Bitte kreuzen Sie an (Mehrfachnennungen sind möglich):
[] Ficken, ficken, ficken, ficken, ficken, ficken, ficken, ficken, ficken, ficken, ficken, ficken, ficken, ficken, ficken, ficken, ficken, ficken, ficken, ficken, ficken, ficken, ficken, ficken!
[] Hallo Reppen-Deppen, bei der Kommunalwahl gibt es keine Zweitstimme.
[] Immerhin ökologisch korrekt, die Plakate der Bundestagswahl werden wiederverwendet.


Was fällt Ihnen zu diesem Plakat ein? Bitte kreuzen Sie an (Mehrfachnennungen sind möglich):
[] Ist das schlecht gezeichnet, das schreckt die Wähler doch ab.
[] Da fehlen die Strom-, Mineralöl - und sonstigen multinationalen Konzerne auf dem Bild.
[] Hallo Reppen-Deppen, bei der Kommunalwahl gibt es keine Zweitstimme.
[] Immerhin ökologisch korrekt, die Plakate der Bundestagswahl werden wiederverwendet.


Erstens: Der Slogan “Islamisten raus” ist von Otto Schilly und Wolfgang Schäuble geklaut.
Zweitens: Brauchen wir zur Rettung des Sozialstaats nicht ein zusätzliches Wirtschaftswachstum und dafür billige ausländische Arbeitskräfte?


Was fällt Ihnen zu dem unteren Plakat ein? Bitte kreuzen Sie an (Mehrfachnennungen sind möglich):
[] Richtig wählen heißt alle anderen ankreuzen außer die Reps!
[] Hallo Reppen-Deppen, bei der Kommunalwahl gibt es keine Zweitstimme.
[] Immerhin ökologisch korrekt, die Plakate der Bundestagswahl werden wiederverwendet.


Erstens: Warum wird “Wojciech” beim Namen genannt, aber nicht der/die “Deutsche”? Sind polnische Saisonarbeiter schlimmer als türkische Busfahrer? Und wie ist das mit der Diskussion, dass mensch teilweise von Hartz IV besser leben kann als von Arbeit? Wenn die Reps den Sozialstaat retten wollen (siehe oben), müssten sie dann nicht ein Ausrufezeichen hinter den Slogan setzen, nämlich lasst die Polen die Arbeiten zum Hungerlohn machen, wir Deutsche kassieren voll fett Hartz IV?!
Zweitens: Niedersachsen braucht keine 4 Millionen neuen Arbeitsplätze, die letzte Arbeitslosenzahl für Niedersachsen lag bei 409.100 (Quelle: http://www1.ndr.de/ndr_pages_std/0,2570,OID3035108,00.html). Wollen die Reps die Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte nach Niedersachsen fördern, oder haben sie hirnlos einfach ein Plakat aus dem Bundestagswahlkampf wiederverwendet? Und wie wollen die Reps für neue Arbeitsplätze sorgen (durch “Ausländer raus” oder durch einen neuen Reichsarbeitsdienst zum Autobahnbau)?


Was fällt Ihnen zu diesem Plakat ein? Bitte kreuzen Sie an (Mehrfachnennungen sind möglich):
[] Wie soll denn der “Rentenraub” gestoppt werden? Brauchen wir nicht für zusätzliches Wirtschaftswachstum billige ausländische Arbeitskräfte?
[] Hallo Reppen-Deppen, bei der Kommunalwahl gibt es keine Zweitstimme.
[] Immerhin ökologisch korrekt, die Plakate der Bundestagswahl werden wiederverwendet.


Wenn alle Ausländer raus sollen und der Sozialstaat ausgebaut werden soll, wer trägt dann noch Anzeigenblätter aus, bringt die Pizza und fährt die Ökotonnen ab?


Wow, die Reps glauben noch an die Möglichkeit, durch Wahlen politische Änderungen herbeizuführen.



Was sind diejenigen, die nicht so denken wie Jörg Böttcher? Sind sie keine Bürger? Brauchen wir dann überhaupt noch Wahlen, wenn nur diejenigen Bürger und damit wahlberechtigt sind, die so wie Jörg Böttcher denken?


Auch wieder der Versuch mit sexuellen Untertönen Politik zu machen.


Ja, z.B. gegen Rep-Abgeordnete, die sich wählen lassen und dann außer populistischen Parolen keine inhaltlichen Arbeit in der Räten und Parlamenten machen.


Das Boot geht unter, ja und? Sind die Reps nun für oder gegen den Untergang? (Ja, ich weiß, im Zusammenhang mit der den Reps zugeschriebenen und von ihnen gepflegten rechten Gesinnung ist das Plakat eindeutig…)


Protest ist immer gut, z.B. gegen die Republikaner.


Hallo, aufwachen! Alterarmut war gestern, heute ist Kinder- und Familienarmut das Thema. Und sind die Reps (in schlechtem Deutsch) nur dagegen, oder haben sie sogar ein Mittel anzubieten (lass mich raten, vielleicht “Ausländer raus”)?


Olé, olé olé olé! Reppen-Deppen, das tut weh!

Kommentare aus dem 100 Jahre Herbert Schmalstieg-Blog:
blog@japwp Says:
September 16th, 2006 at 03:57
Arbeit für Wojciech

Wojciech rief an und klang irgendwie anders als sonst. Ein empört beunruhigtes Zittern in der Stimme, daß ich so von ihm nicht kannte. Was denn los wäre, fragte ich ihn, so kenne man ihn ja gar nicht. (Tatsächlich sollte man an dieser Stelle einschieben, daß mein Freund Wojciech sonst ein sehr ruhiger, bescheidener Mensch ist, dessen übertriebene, seine eigene Person zurück- haltende oder zurück- werfende Bescheidenheit ihm so einige Male durchaus zum Nachteil gereichte, so habe ich in seiner Anwesenheit so manches Mal das Gefühl, ich müsse, sozusagen ihn stellvertretend, anderen Anwesenden die Grenzen Wojciechs Person aufzeigen. Das kann und will ich natürlich nicht, und gebe zu, daß ich gelegentlich auch versucht bin, diese seine Grenzen, die er zwar besitzt aber nicht verteidigt, zu meinem eigenen Vorteil zu überschreiten. Obwohl ich daher Bescheidenheit ansonsten sehr zu schätzen weiß, ist sie in seinem Falle doch schon eine pathologische zu nennen, und nicht immer gelingt es mir, sein Menschsein als Zweck an sich zu betrachten, dann muß er auch schon mal als Mittel herhalten, etwa um mir Bier vom Aldi zu holen, mit der Begründung, ich könne aufgrund einer akuten polymorphen Lichtdermatose derzeit das Haus nicht verlassen, aber morgen ginge es mir bestimmt schon wieder besser. Es ist mir dann auch egal, daß er dazu extra aus Reinickendorf anreisen muß. Und das macht er dann auch. Und kommen mir ethische Bedenken, so sage ich mir, er ist mein Freund, aber eine derart pathologische Bescheidenheit hat schon fast etwas Provozierendes an sich und kann das Umfeld des Betreffenden schon mal auch wütend machen, zumal ich ihn mir tausendmal zur Brust genommen hab, hey Wojciech, achte ein bisschen besser auf Dich, laß Dir nicht alles gefallen, Bescheidenheit ist ja gut und schön, aber das nervt nur noch und macht Dein Umfeld wütend. Und sag auch mal Deine Meinung, ja hau mit der Faust auf den Tisch, hier bin ich, Wojciech, hier sind meine Ansichten, dort sind meine Grenzen, bis hierher und nicht weiter, meine lieben Mitmenschen. Aber das macht er nicht.)

Umso mehr erstaunte es mich also, und das konnte man wie gesagt bereits seiner empört beunruhigten Stimme am Telefon entnehmen, daß es offenbar doch etwas gab, was ihn aus der Reserve lockte, was selbst ihm, meinem pathologisch bescheidenen Freund, zu weit ging. In aufgeregtem Tonfall erzählte er mir, er hätte da in Zehlendorf so ein Wahlplakat gesehen, mit dem Slogan “Arbeit für Wojciech - Hartz IV für Deutsche !” und das, ja das ginge nun wirklich zu weit, er arbeite doch nun schon wirklich genug, ja schufte sich sprichwörtlich zu Tode, um sich und seine fünfköpfige Familie zu ernähren, und jetzt solle ausgerechnet er noch mehr schuften, um dem deutschen Bürger auch in Zukunft die soziale Grundsicherung zu gewähren ? Nein, das ginge selbst ihm zu weit, und schon meinte ich, in der Leitung ein Geräusch zu hören, das eine Faust macht, die sich darauf vorbereitet, auf den Tisch zu hauen, es dann aber doch besser bleiben ließ. Und wieder in etwas leiserem Tonfall, offensichtlich hatte seine pathologische Bescheidenheit doch wieder die Oberhand gewonnen: “Und nein, ich als Nichtdeutscher, diese Arbeit traue ich mir ja gar nicht zu, das sollte doch vielleicht lieber ein deutscher Mitbürger tun, womöglich nähme ich dann noch jemandem den Arbeitsplatz weg, der da wesentlich besser qualifiziert ist als ich”. Naja, dachte ich, das ist ja schonmal ein Ansatz, endlich kommt er mal aus sich raus, nur fragte ich mich doch, welche Partei derart absurde Forderungen in den Berliner Wahlkampf einbringt. “Naja”, entgegnete ich, “das wird sich schon noch aufklären, mach Dir mal keine Sorgen, und sollten die damit durchkommen, kannst Du ja immer noch offiziell Widerspruch einreichen und Deine Situation schildern. Aber es freut mich ja, das Du doch noch mal merkst, daß Dir was zu weit geht. Da bist Du ja auf ‘nem guten Weg. Meinen Glückwunsch.” Ich versuchte noch eine Weile, ihn etwas zu beruhigen, ihn aber dennoch in seinem ersten zaghaften Versuch einer Grenzsetzung zu bestärken, dann mußten wir das Gespräch beenden, da er Richtung Kreuzberg aufbrechen mußte, um mir noch rechtzeitig mein Bier vom Aldi zu besorgen.

Kurz nachdem ich diesen Bericht veröffentlicht hatte, rief mich übrigens ein Anhänger der “die Republikaner” an, und war ebenso wie Wojciech kurz zuvor sehr aufgebracht. Was das denn solle, ich zeichne ja ein völlig falsches Bild seiner Partei, das grenze schon an Rufschädigung, derart absurde Forderungen würden sie doch niemals aufstellen. Vielmehr habe sich wohl irgendein Spaßkeks, ganz bestimmt ein Friedrichshainer, den Scherz erlaubt, einfach mal das Fragezeichen auf dem Wahlplakat mit einem selbstgemalten Ausrufezeichen zu überkleben, und eigentlich solle es heißen “Arbeit für Wojciech- Hartz IV für Deutsche ?”, man wolle damit die Frage aufwerfen, ob nicht die Ausländer den Deutschen die Arbeitsplätze wegnähmen und sie somit in den Bezug von Arbeitslosengeld II abdrängten. Ich war erleichtert, auch stellvertretend für Wojciech. Ach, erwiderte ich, wissen Sie, da müssen Sie sich nun gar keine Sorgen machen, daß nun ausgerechnet mein Freund Wojciech einem Deutschen den Arbeitsplatz wegnimmt, wo er doch eh so bescheiden ist, schob jedoch nach (und nahm dabei Bezug auf das Telefonat mit Wojciech kurz zuvor) , daß sich damit wohl gezeigt habe, daß er doch auf einem guten Wege sei. Erleichtert angesichts der Aufklärung dieses merkwürdigen Mißverständnisses legte ich auf und rief gleich meinen Freund Wojciech an.

Patrick Says:
September 16th, 2006 at 15:09
Ein herrlicher Post zum Rep-Wahlk(r)ampf. Selten so gelacht :-)

1 Kommentar:

ra.fuchs@web.de