Devo Berlin Zitadelle Spandau 15.8.2023

DEVO quasi auf Abschiedstournee (mit 3 Originalmitgliedern), auch wenn die Anwesenden zum 100jährigen Gründungsjubiläum eingeladen wurden, was wohl ein Großteil dieser nicht erleben dürfte. Natürlich war es ein Feuerwerk an "Hits", begleitet von einer großen Videoleinwand mit vielen Filmchen und Animationen. Los ging es mit einem Ausschnitt aus dem frühen Video "We’re All Devo" mit der Plattenproduzentenparodie Rod Rooter, clever ergänzt um eine neue Sequenz mit Rooter, der die Karriere der Band seit damals bissig kommentiert.

Das Set präsentierte mit mehreren Kostümwechseln die verschiedenen Imagewechsel und zum Schluß kam auch noch Booji Boy auf die Bühne und verteilte zu "Beautiful World" Flummies mit aufgedrucktem Smiley. Bei YouTube kann man neben verschiedenen Songs auch den fast kompletten Auftritt ansehen. Als "Vorgruppe" gab es übrigens ein DJ-Duo, das mit zahlreichen Preziosen aus der alten Zeit erfreute, von "Non-Alignement Pact" von PERE UBU bis zu "Pogo Pogo" von Elton Motello, dazwischen GANG OF FOUR und Peaches. You had to be there. (Setliste)

Was ich nicht verstehe, ist dass einige Kommentatoren Probleme mit dem Song "Mongoloid" haben. Okay, das Wort ist nicht mehr zeitgemäß (soll angeblich ein rassistisch abwertender Begriff für Menschen aus Asien sein), heute sagt man Trisomie 21 oder Down-Syndrom dazu. Ich habe den Song aber immer als positiv angesehen. Zum einen beziehen sich die Zeilen "happier than you and me" und "one chromosom too many" auf Personen mit dieser genetischen Abweichung und ihrem Erscheinungsbild (und nicht auf ein rassistisches Vorurteil). Und der Refrain "and he wore a hat/and he had a job/and he brought home the bacon/so that no one knew" spricht den betreffenden Personen klar die Fähigkeit zu, wie alle anderen Menschen in der Gesellschaft zu funktionieren – oder er drückt zynisch aus, dass der Rest der Amerikaner*innen in ihren geistigen Fähigkeiten nicht besser dran ist als Menschen mit Down-Syndrom. Weil die De-Evolution, die geistige Rückentwicklung eben schon voll im Gange ist, eine Aussage, die in Bezug auf die aktuelle gesellschaftliche Lage in den USA geradezu prophetisch ist.