30.8.11

Cover My Song

Beim Studieren des Fernsehprogramms bin ich heute morgen beim Kreis-Klasse-Sender Vox auf ein neues Trash-Format gestoßen names "Cover My Song", wo 2 Interpreten aus total unterschiedlichen Musikgenres jeweils einen Hit des anderen covern (nachspielen/interpretieren) sollen, was eine hübsche Idee ist und viel Spaß verspricht. In der ersten Folge wurden ein mir unbekannter Aggro-Klon und ein sichtlich gealterter Chris Roberts aufeinander losgelassen, wobei am schönsten der Anfang war, wo der Rapper zusammen mit Moderator Denyo auf Schnitzeljagd geschickt wurde, um herauszufinden, wer denn "Du kannst nicht immer 17 sein" gesungen hat. Dann hatten sie Roberts endlich in seinem Eigenheim gefunden, hörten sich gegenseitig ihre Lieder an und tauschten allerlei Nettigkeiten aus. Ausgehend von den ganzen Berichten über scripted reality darf man aber das Gesülze über „tolle Texte“ und „überraschend intelligent“ nicht allzu ernst nehmen, schließlich ist die Sendung auch prima Promotion für die Künstler selbst. Aber zumindest haben sie gemeinsam erkannt, dass es in den alten Schlagern aus dem 1970er Jahren auch immer nur ums ficken geht, nur eben sprachlich verbrämt.
Danach allerdings zerlegten sich die Beteiligten selbst, als sie das mit dem "koffern" irgendwie falsch verstanden und anfingen Songs zu produzieren, die eher in die Kategorie "Antwort-Lieder" fallen (so wie Miezekatzes Gesang "Ich hab' mich in Wum verliebt" als Antwort auf Wums Gesang "Ich wünsch mir ne kleine Miezekatze" oder auch Dombrowsky "Hör' ma“ als Antwort auf Trios "Sabine, Sabine, Sabine"). So krächzte sich Roberts durch einen Antwortsong auf Mo Trips "Alptraum", in dem er dem jungen Mann erklärte, das das Leben doch ganz schön sein kann, begleitet von öder von seinem Sohn gebastelten Alten-Nachmittags-Tanztee-Synthesizer-Seife, wogegen Mo Trip zu den zuvor ohne Textkenntnis von dritter Seite zusammengeschraubten B-Klasse-Beats den verrenteten Gangster mimte, der dem Nachwuchs erklärt, dass man eben nicht immer nur 17 sein kann (allerdings als Gangster das 70. Lebensjahr zu erreichen ist eher ein Glücksfall). Das waren keine Coverversionen, sondern nur mit einigen Textzeilen des anderen angefüllt neue Lieder für den Mülleimer. Was eine gute Coverversion ist, die dem Original neue Seiten abgewinnt ohne die Erinnerung an der Original auszublenden – denn darum geht es doch, dass beim Hörer die Erinnerung an das Original mit der Wahrnehmung der neuen Interpretation gekreuzt und damit eine veränderte/erweiterte Sichtweise auf das Original heraufbeschworen wird – der sollte sich mal "Hurra" von Die Ärzte in der Version von Pankow anhören.
Von "Cover my Song" sind noch 2 weitere Folgen angekündigt mit Katja Ebstein und Michael Holm. Freut euch auf weiteren Trash (wobei ich zumindest bei Frau Ebstein auf etwas mehr Würde hoffe).

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